Hagen. Von der Notlösung zur Geschäftsidee: Claudia Theile aus Hagen verspricht, Meeresklima an den heimischen Stall zu bringen.
Eine mobile Solekammer für Pferde - das klingt erstmal komisch. Die Geschäftsidee kam Claudia Theile über Umwege. Als 2018 ihr Pferd „Little Sox“ mit einer schweren Bronchitis zu kämpfen hatte, die einfach nicht mehr weggehen wollte, suchte die 58-jährige Hagenerin verzweifelt nach einer Lösung, um ihrem Pferd zu helfen. „Ich hatte den Tierarzt als Dauergast“, aber trotzdem konnte ihm nichts wirklich helfen. Letztendlich kam für „Socke“, wie Claudia Theile den 18-jährigen Wallach liebevoll nennt, nur noch eine viermonatige Kur an der Nordsee infrage. Dort erholte sich ihr Pferd endlich. Doch der Effekt hielt nicht lange an: kaum zurück am heimischen Stall in Schwerte, fingen die Probleme erneut an.
Sole-Therapie statt Kortisonbehandlung
Um „Socke“ die Nebenwirkungen einer Kortisonbehandlung zu ersparen, fing Claudia Theile eigenständig an, nach Alternativen zu recherchieren. „Wie kann ich mir, aber auch anderen Leuten helfen, die ähnliche Probleme mit ihrem Pferd haben? Das war mein Gedanke dahinter.“ Sie installierte erstmal einen Ultraschallvernebler direkt in die Stallbox. Dieser vernebelt die Sole in winzige Aerosole, damit sie beim Einatmen auch die kleinsten Verästelungen der Bronchien erreichen kann. Und siehe da: Ihr Pferd wurde wieder gesund und steht heute munter im Offenstall auf Gut Lieselöhr.
Umbau zur mobilen Solekammer
Nachdem es bei ihrem Pferd so gut geklappt hat, wollte die 58-Jährige auch anderen Besitzern helfen. Sie ließ einen normalen Pferdeanhänger zur mobilen Solekammer umbauen. Die ist nicht nur mit einem Ultraschallvernebler, sondern auch noch mit einem ozonfreien Ionisator ausgestattet. Dieser reinigt zusätzlich die Luft im Hänger, indem er die Staubpartikel elektrisch auflädt, sie so erschwert und zu Boden fallen lässt. Außerdem wurde noch eine Lampe für Lichttherapie und - ganz wichtig - eine Steckdose installiert, damit die Geräte auch funktionieren können. Sie gab ihrer Geschäftsidee den passenden Namen „Salt N Sole“, also Salz und Sole. „Ich habe einfach geguckt, was es noch nicht gab und was Sinn macht“, sagt Claudia Theile lachend.
Wohltuende und heilende Wirkung
Die Sole-Lösung wirkt abschwellend auf die Schleimhäute und verflüssigt durch die Inhalation zusätzlich den festsitzenden Schleim in den Bronchien, der dann durch Bewegung leichter abgetragen werden kann. „Trotzdem kann es den Tierarzt nicht ersetzen“, betont Claudia Theile. „Ich kann und darf keine Heilversprechen geben. Es ist eine begleitende Therapie.“
Wenn keine größeren Probleme vorliegen, sei es danach am besten, die Pferde in allen drei Gangarten zu bewegen, erklärt Claudia Theile. „Im Schritt atmen sie nicht tief genug ein. Im Galopp füllt sich die Lunge bei jedem Galoppsprung ausreichend mit Luft.“ Es ist aber nicht nur wohltuend für die Atemwege, sondern auch für die Haut und kann beispielsweise bei Ekzemen hilfreich sein.
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Man könne es aber auch präventiv oder einfach zur Entspannung nutzen. „Vor oder nach einer Turniersaison wird es gerne gemacht, um dem Pferd was Gutes zu tun.“ Bei Erkrankungen sollte es zwar nur in Rücksprache mit Tierärzten durchgeführt werden, bei gesunden Pferden gäbe es aber keine Einschränkungen. „Das Pferd muss nur bereit sein, in den Hänger zu gehen und sich entspannen“, lacht Claudia Theile.
Sole-Anhänger als Nebenerwerb
Seit 2019 kann man den Anhänger jetzt schon bei ihr für eine Kur buchen. Eigentlich arbeitet die 58-Jährige aus Berchum als kaufmännische Angestellte. Das Sole-Geschäft betreibt sie nur nebenberuflich, alles in Absprache mit ihrem Arbeitgeber. Insgesamt lässt es sich aber gut miteinander in Einklang bringen, da sie den Anhänger immer für mehrere Tage am Stück vermietet. Sie bringt und holt ihn meistens am Wochenende oder abends bei den Kunden wieder ab. Der Aufwand halte sich in Grenzen, sagt Claudia Theile. Am meisten Zeit beanspruche die Reinigung und Desinfektion nach jeder Buchung. „Man kann damit nicht reich werden, aber ich freue mich einfach, wenn ich Leuten damit helfen kann.“ Für zehn bis zwölf Kuren pro Jahr wird ihr Anhänger gebucht.
Kein Geheimtipp mehr
Die wohltuende Wirkung von Sole-Behandlungen bei Pferden sei längst kein Geheimtipp mehr, verrät die Hagenerin. „Als ich damals damit angefangen habe, war es noch nicht so verbreitet.“ Mittlerweile habe es sich zu einer Art Trend in der Reitsportwelt entwickelt, den viele gerne nutzen. Momentan befindet sich ihr Anhänger noch in der Winterpause, da die Geräte bei Frost und zu niedrigen Temperaturen Schaden nehmen könnten. Ab März gehe es dann wieder los. „Pünktlich zur Pollensaison.“