Hagen. Das Glasbild, das barbusige Kaffeepflückerinnen zeigt, sorgt weiter für Wirbel. Wie soll man das Kunstwerk zeigen? Ein Kommentar.
Achtung - und das ist ernst gemeint: Es schreibt ein mittelalter, weißer Mann. Einer, der selbst in seinem 50-jährigen Leben keinerlei Erfahrungen mit Diskriminierung oder Rassismus machen musste. Einer, der übrigens auch niemals ausgebeutet wurde.
Es steht eine Frage im Hagener (Kunst-)raum, die auch nach einer intensiven Diskussion noch offen ist: Was wird aus dem Glasbild, das zwei halbnackte Kaffeepflückerinnen zeigt und das die Fernuniversität hinter einer Milchglasscheibe verbirgt?
Kunst hinter Milchglasfenster
Wissenschaftler hatten die Entscheidung getroffen, das Fenster eben nicht so zu präsentieren, wie es der Künstler Hans Slavos geschaffen hatte. Es sei rassistisch und sexistisch, degradiere indigene Frauen zu Objekten. Wobei man zu dieser Erkenntnis erst gelangte, als das Werk bereits ein Jahr ohne jegliche Einschränkungen gezeigt wurde.
War Slavos, der das Bild Anfang der 50er-Jahre im Auftrag des Unternehmers Rudolf Hussel (seines Zeichens Wahlkonsul von El Salvador für das Land Hessen) als eines von sechs Werken zum Thema Kaffee-Ernte entwarf, also ein Rassist? Wohl kaum.
Was also nun tun mit einem Werk, das in einer Zeit entstanden ist, als sich vermutlich die wenigsten in Europa Gedanken darüber gemacht haben, dass in Mittelamerika indigene Frauen ausgebeutet wurden, damit Menschen in Deutschland Kaffee genießen konnten. Wobei - der auch selbstkritische Hinweis sei gestattet - sich auch heute zu wenige damit beschäftigen, woher die Produkte aus Supermarktregalen stammen und unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurden.
Was folgt aber aus der Diskussion, in der ein Künstler sich angesichts der Zensur empörte, der Chefredakteur unserer Zeitung die Rolle der Medien erklärte und ein Wissenschaftler der Fernuni die Entscheidung, an der er beteiligt war, rechtfertigte?
Kann alles einfach so bleiben, wie es jetzt ist? Dürfen andere darüber entscheiden, wem welche Kunst zuzumuten ist? Und was bedeutet das für künftige Ausstellungen in der Stadt? Werden Werke verhängt, weil einzelne sich daran stören?
Werk muss sichtbar sein
Ein Werk muss sichtbar sein, um darüber sprechen zu können. Es gibt andere Möglichkeiten, um für das, was auf diesem und anderen Bildern zu sehen ist, zu sensibilisieren. Und übrigens könnte man Kunst auch so positionieren, dass niemand gezwungen wird, sie sich anzusehen.
Wie es mit Slavos Kaffeepflückerinnen weitergeht? Diese Frage steht im Raum. Sobald es Antworten gibt, werden wir sie liefern. Denn das bleibt unsere Aufgabe.