Elsey. Seit Wochen tropft Wasser von der Kellerdecke eines Mehrfamilienhauses in Elsey. Die Mieter haben aber keinen Ansprechpartner mehr:
Es tropft und tropft und tropft. Seit einigen Wochen schaut Mieterin Claudia Uttech mit Sorge auf die feuchte Kellerdecke des Mehrfamilienhauses an der Esserstraße, in dem sie seit einigen Jahren wohnt. Direkt über der tropfenden Decke liegt ihr Badezimmer - und irgendwo leckt die Rohrleitung. „Wir haben die Tropfen anfangs mit einem kleinen Eimer aufgefangen, mittlerweile nehmen wir eine größere Kiste“, schildert Claudia Uttech, die mit Nikolaos Toparlakis und Dirk Dombrowski aus der Mieterschaft kopfschüttelnd vor dem Schaden steht. Sie wissen sich nicht anders zu helfen und kümmern sich in Eigenregie, denn schnelle Reparatur ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Wie es mit dem Wohnhaus an der Esserstraße weitergeht, ist unklar.
Insolvenzverfahren gegen Eigentümer
Denn das Haus gehört der Tri Signa Invest GmbH. Dieser Eigentümergesellschaft gehört auch das „Haus ohne Dach“ an der Möllerstraße, in dem die Kneipe Stadtschreiber und der Allround-Discounter Center-Shop untergebracht sind. Seit dem Tod des Eigentümers, der vor bald einem Jahr gestorben ist und mehrere Insolvenzverfahren gegen sich laufen hatte, stehen die Immobilien vor ungewisser Zukunft. Ein Insolvenzverfahren gegen die Tri Signa Invest GmbH vor dem Amtsgericht München ist abgeschlossen. Die Eigentümergesellschaft besitzt laut Handelsregister seit Ende 2023 einen neuen Geschäftsführer. Die Tri Signa Invest, die ihren Sitz im Raum München laut Handelsregister insgesamt siebenmal in den vergangenen 13 Jahren geändert hat, war telefonisch für diese Redaktion bisher nicht erreichbar.
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Keine Hausverwalter mehr
Betroffene Mieterinnen und Mieter wie Claudia Uttech zahlen bis heute die Miete an die Tri Signa. „Wir wissen nicht, wo das Geld hingeht.“ Der letzte Ansprechpartner, die Achat Hausverwaltung mit Sitz in Berlin, hat die Immobilien zum 28. Februar 2023 abgegeben, wie es auf Anfrage dieser Zeitung von Achat heißt. Zahlreiche E-Mails mit Bildern des Wasserschadens im Keller habe sie an die Hausverwaltung geschickt, sagt Uttech. Passiert sei nichts. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass Achat uns mit den Problemen alleine lässt. Es wurde auch kein neuer Ansprechpartner genannt“, sagt sie.
Ansprechpartner fehlt
„Wir wissen nicht, an wen wir uns wenden können und wie es weitergeht. Es ist ein Trauerspiel“, schaut Claudia Uttech zu, wie die Wassertropfen von der Kellerdecke in den Eimer fallen. Zwar blieb ihre Wohnung direkt darüber bisher unbeschadet. Aber sie sorgt sich, welche Schäden das Leck in der Wasserleitung langfristig im Mauerwerk und damit dem Fundament unter ihrer Wohnung hinterlässt. Bis heute zahlen betroffene Mieterinnen und Mieter wie Claudia Uttech ihre Miete an die „Tri Signa Projekt Herdecke“.
Miete reduzieren?
Hilft es, weniger Miete zu überweisen, um Druck zu machen? Nachgefragt beim Mieterverein Hagen. „Leider ist eine Mietminderung nicht zulässig, weil die Wohnung selbst nicht betroffen ist“, verweist Bianca Wölki, Sprecherin des Mietervereins, auf die gesetzlichen Bestimmungen. Demnach kann die Miete nur dann gemindert werden, wenn Mängel vorliegen, die dem „vertragsgemäßen Gebrauch“ der Wohnung entgegenstehen. Angesichts des Insolvenzverfahrens gegen Tri Signa im Vorjahr rät Wölki den betroffenen Mietern, über die Kontaktadresse auf den Abrechnungen bei der Eigentümergesellschaft zu erfragen, ob die Mietkaution insolvenzfest angelegt sei. Zudem sollten Schäden und Mängel sowie jede (auch erfolglose) Kontaktaufnahme mit der Eigentümergesellschaft dokumentiert werden.
Offene Rechnungen
Es ist nicht das erste Problem an einer Wasserleitung in dem Haus, weiß Tim Schrader vom Sanitärbetrieb Oppitz. Jahrelang hätten sie die Immobilien der Tri Signa in Elsey betreut und unter der Achat Hausverwaltung auch mehrere Jahre gut zusammengearbeitet. „Aber seit dem Brand des Dachstuhls vor eineinhalb Jahren hat sich das geändert.“ Danach seien mehrere Rechnungen nicht mehr bezahlt worden. „Wir sind nicht der einzige Betrieb, der auf offenen Rechnungen sitzen geblieben ist“, versucht der Betrieb nach erfolglosen Mahnungsschreiben mittlerweile über einen Anwalt, das Geld für die geleisteten Arbeiten im Gebäude zu erhalten. Ein höherer vierstelliger Betrag sei offen, beziffert der Installateur und Heizungsbaumeister aus Elsey und bedauert die Situation der Mieter, die man teils schon sehr lange kenne. „Wenn wir die Sicherheit haben, dass unsere Rechnungen auch bezahlt werden, dann sind wir jederzeit bereit zu unterstützen.“
Wohnungsaufsicht reagiert
Nach erster Berichterstattung dieser Zeitung über das „Haus ohne Dach“ in Elsey hatte sich Anfang Oktober 2023 die Wohnungsaufsicht der Stadt Hagen gemeinsam mit der Bauordnung das Gebäude an der Möllerstraße angesehen und dort in einigen Wohnungen abgetrocknete Feuchtigkeitsschäden entdeckt. „Die bisherige Eigentümergesellschaft wurde durch die Wohnungsaufsicht zur freiwilligen Beseitigung der Mängel aufgefordert“, so Stadtsprecher Michael Kaub. Nach erneuter Anfrage dieser Zeitung hat die Stadt vergangene Woche eine Wohnung im zweiten Obergeschoss besichtigt. „Dort waren deutliche Feuchtigkeitsschäden im Badezimmer sichtbar.“
Zwangsgeld angedroht
Die Eigentümergesellschaft erhalte daher kurzfristig eine Instandsetzungsanordnung mit Androhung von Zwangsgeld. „Werden die Mängel nicht beseitigt, wird das angedrohte Zwangsgeld festgesetzt und ein weiteres, höheres Zwangsgeld angedroht.“ Für die übrigen Wohnungen werde den Mieterinnen und Mietern ein Termin für eine erneute Besichtigung mitgeteilt. „Sollte das Objekt verkauft werden, gehen die Anordnungen nach dem Wohnraumstärkungsgesetz auf den neuen Eigentümer oder die neue Eigentümerin über“, so Kaub weiter.