Breckerfeld. Auf einem alten Hof in Breckerfeld will sich Kerstin Möcking einen Traum erfüllen: Viele Generationen sollen zusammen unter einem Dach leben.

Er sieht ein bisschen verwunschen aus, dieser Hof in Breckerfeld. So, als brauche es jemanden, der ihn aus seinem Dornröschenschlaf wachküsst. Dabei gibt es diesen Jemand schon. Einen Jemand, der aus einem Bewusstsein für die eigene Familie und die eigene Geschichte jenen Namen wieder angenommen hat, den auch das kleine Örtchen trägt, in dem sich der Hof befindet. Kerstin Möcking aus Möcking will in Möcking ihren Traum realisieren. Und einem alten Hof, dessen Wurzeln tief im 13. Jahrhundert liegen und auf dem zuletzt ihre verstorbene Oma und ihre verstorbene Großtante gelebt haben, eine neue Perspektive geben.

Wenn sie erzählt von diesem Traum, von ihrem Traum, dann sprudeln die Worte nur so aus Kerstin Möcking heraus. „Der Hof kann auch ein Lernort sein, einer, an dem Kinder mehr über Landwirtschaft und das Leben auf dem Land erfahren. Es soll ein Mehrgenerationenhof werden“, sagt sie, „so, wie er es früher immer war. Mit dem Unterschied, dass die Menschen, die hier einmal leben sollen, nicht alle aus derselben Familie kommen müssen.“

Der Hof kann auch ein Lernort sein, einer, an dem Kinder mehr über Landwirtschaft und das Leben auf dem Land erfahren. Es soll ein Mehrgenerationenhof werden
Kerstin Möcking - über ihre Idee

Ein Zuhause für viele Familien

Es mögen unterschiedliche Familien sein, die hier einmal ein Zuhause finden sollen. Aber die Prinzipien, die Werte, die eine Familie ausmachen, die will Kerstin Möcking für ihren Mehrgenerationenhof bewahren: „Ich stelle mir vor, dass sich die Menschen, die hier leben, gegenseitig unterstützen, dass sie füreinander da sind - wie in einer funktionierenden Großfamilie“, sagt Kerstin Möcking, selbst Mutter, die in der Ortschaft auf dem kleinen Höhenzug zwischen Zurstraße und der Kartbahn in der Selbecke groß geworden ist. „Ältere Menschen beispielsweise könnten auf die Kinder aufpassen, wenn die Eltern mal Termine haben. Dafür wiederum erfahren diese Unterstützung und Hilfe dort, wo sie sie brauchen.“

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Ein Ort mit Geschichte: Die ersten Ansiedlungen in Möcking soll es bereits im 13. Jahrhundert gegeben haben. Hier will Kerstin Möcking auf einem alten Hof ein Mehrgenerationen-Projekt verwirklichen.
Ein Ort mit Geschichte: Die ersten Ansiedlungen in Möcking soll es bereits im 13. Jahrhundert gegeben haben. Hier will Kerstin Möcking auf einem alten Hof ein Mehrgenerationen-Projekt verwirklichen. © WP | Michael Kleinrensing

Dazu kann sich Kerstin Möcking eine Mikro-Landwirtschaft vorstellen. „Wir haben ein Areal mit einer Größe von rund 17 Hektar“, sagt sie, über den Hof und die Wiesen drumherum, auf denen ihre Eltern noch 60 Kühe gehalten haben, „ich stelle mir vor, dass wir die Ressourcen gemeinsam nutzen, um uns ein Stück weit auch selbst zu verpflegen.“

Service-Leistungen für Senioren

Daneben will Kerstin Möcking, die mehrere Wohneinheiten in unterschiedlicher Größe errichten und vermieten möchte, selbst Service-Leistungen für Senioren anbieten. Das Besondere dabei sei, dass „die gemeinsamen Aktivitäten, wie die gemeinsame Tierhaltung auf eine ganz natürliche Weise zu einer Aktivierung und Gesunderhaltung beitragen können. Ich möchte eine Art Workshop veranstalten, um darüber hinaus mehr zu erfahren, was sich die Menschen in Breckerfeld wünschen“, sagt Kerstin Möcking, ausgebildete Krankenschwester und Pflegewissenschaftlerin, die derzeit als Expertin im Bereich Ernährungsmanagement an der Uniklinik in Essen arbeitet. „Denkbar sind ja durchaus auch Aktivitäten und Angebote, die für die Mitbürger der Stadt insgesamt und nicht nur für die Bewohner des Hofes, interessant sind. Darüber hinaus würde ich mich über Verknüpfungen mit den bestehenden Strukturen freuen.“

Die Halle wird nicht mehr genutzt. Auch hier möchte Kerstin Möcking Angebote unterbreiten.
Die Halle wird nicht mehr genutzt. Auch hier möchte Kerstin Möcking Angebote unterbreiten. © WP | Michael Kleinrensing

Ein Ansatz, der durchaus Modellcharakter hat. „Ich kenne zumindest nur wenig ähnliche Initiativen, die ein Zusammenleben von Generationen auf einem Bauernhof so umsetzen, wie ich es mir vorstelle“, sagt Kerstin Möcking, „das ist mein Projekt, für das ich brenne, meine Leidenschaft. Es geht um eine besondere Form des Zusammenlebens und letztlich auch darum, hier vor Ort etwas zu bewahren.“

Bauantrag ist eingereicht

Um es zu verwirklichen, steht Kerstin Möcking mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis im Austausch, außerdem hat sie ihr Projekt in einem Newsletter des Ideen-Workshops im Martin-Luther-Haus und den Fraktionen im Rat der Stadt vorgestellt. „Ich hoffe auf eine positive Bewertung“, sagt sie mit Blick auf die Behörde in Schwelm. „Es geht dabei nicht um eine wesentliche Vergrößerung. Wenn wir genau wissen, was hier am Standort möglich ist, werden wir mit einem Architekten die genauere Planung angehen. Mein Ziel ist es, möglichst schnell zu starten.“

Bunte Glasbausteine erinnern an die 70er und 80er-Jahre: Der Hof wurde zuletzt von Kerstin Möckings Oma und ihrer Großtante bewohnt.
Bunte Glasbausteine erinnern an die 70er und 80er-Jahre: Der Hof wurde zuletzt von Kerstin Möckings Oma und ihrer Großtante bewohnt. © WP | Michael Kleinrensing

Über die Entwicklung des Projektes will Kerstin Möcking Interessierte auch unter www.mehrgenerationenhof-breckerfeld.de auf dem Laufenden halten.