Hohenlimburg. Über Nacht wurde der Katalysator aus einem Mazda in Hohenlimburg gestohlen. Kein Einzelfall - denn das Bauteil ist bei Dieben begehrt:
Als der Hohenlimburger Frank Lennhoff am Dienstagmorgen in sein Auto einstieg und losfahren wollte, gab es einen Höllenlärm aus dem Auspuff. Kein Wunder: Denn über Nacht hatten Unbekannte den Katalysator aus seinem Mazda gestohlen. Lennhoff schaltete den Motor aus, stieg aus seinem Auto und sah, dass die Abgasanlage des Mazdas durchtrennt und der Katalysator abgesägt worden war. „Ich habe direkt meinen Nachbarn angerufen, der das gleiche Auto hat, und ihn gewarnt. Er soll sein Auto sicherheitshalber in der Garage lassen.“ Für den Hohenlimburger ein ärgerlicher Diebstahl, nicht zuletzt wegen des fehlenden Bauteils, das nun ersetzt werden muss. Vielmehr weiß er auch, warum es die Diebe gerade auf dieses Teil abgesehen haben.
Mazda 626 betroffen
Erst vor ein paar Monaten war er mit seinem Mazda - Modell 626, Baujahr Ende der 1990er - in der Werkstatt. „Der Mechaniker sprach mich an, ich solle aufpassen - diese Katalysatoren würden gerne geklaut.“ Er nahm den Hinweis gelassen hin, steht der Wagen doch auf einem gut einsehbaren Parkplatz in der Sackgasse des Alten Henkhauser Wegs. Viele Wohnhäuser rundherum und eine Amazon-Abholstation direkt neben dem Parkplatz. Warum sollten Diebe an so einem öffentlichen Standort zuschlagen? „Heute, ein paar Monate später, ist es leider passiert.“
Begehrtes Diebesgut
Dass Katalysatoren („Kats“) gezielt aus Fahrzeugen ausgebaut und gestohlen werden, ist kein Einzelfall - im Gegenteil. „Jeden Tag wurden im vergangenen Jahr mindestens zwei Kats geklaut“, bilanziert Leon Müller, Sprecher des ADAC Westfalen, auf Anfrage. 2021 habe die ADAC Straßenwacht bundesweit 959 Kat-Diebstähle gezählt – 2022 waren es bereits 1038. „Damit haben die Diebstähle 2022 erstmals die 1000er-Marke übersprungen – ein beunruhigender Trend.“
Gegenüber 2020 (420) hat sich die Zahl sogar mehr als verdoppelt. „Und das sind nur die Fälle, bei denen die Gelben Engel vom ADAC zu Hilfe gerufen wurden.“ Aktuellere Zahlen liegen dem ADAC Westfalen noch nicht vor, die werden erst gegen Mitte Februar erwartet.
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Kein Einzelfall
Auch in Hagen steht Frank Lennhoff mit seinem gestohlenen Katalysator nicht allein. „Es handelt sich nicht um einen Einzelfall“, sagt Tim Sendler, Sprecher Polizei Hagen, auf Anfrage. „Allerdings ist es auch kein massives Problem. Solche Diebstähle kommen immer mal wieder vor.“ Auch deshalb fahre die Polizei nachts gezielt Streife auch in Wohn- und Gewerbegebieten, um Täter abzuschrecken und Einbrüche oder auch Diebstähle an Pkw zu verhindern.
Wie viele Katalysatoren im Stadtgebiet geklaut werden, dazu gibt es keine gesonderten Zahlen. Katalysator-Diebstähle fasst die Polizei statistisch zusammen mit allen anderen Fällen von „besonders schwerem Diebstahl an Pkw“, wie etwa gestohlenen Autospiegeln, Navigationsgeräten und Autoscheiben, die eingebrochen werden, um Portemonnaies aus Autos zu klauen.
Wertvolles Bauteil
Dass sich Diebe vermehrt auf Katalysatoren konzentrieren, liegt an den wertvollen Edelmetallen, die in dem Bauteil enthalten sind. In den Abgasreinigern stecken kleinste Mengen der wertvollen Edelmetalle Platin, Palladium und Rhodium. Bis zu fünf Gramm der drei kostbaren Materialien enthalte ein Kat, beziffert der ADAC. „Zwar sind die Preise für die Edelmetalle aktuell nicht mehr ganz so hoch wie im letzten Jahr, dennoch wird Platin immerhin noch mit 30,50 Euro pro Gramm gehandelt.“ Für ein Gramm Palladium zahle man derzeit um die 40 Euro, und für Rhodium würden sogar 368 Euro fällig. „Nur zum Vergleich: Gold kostet in der gleichen Menge knapp 57 Euro.“ Für einen gebrauchten Katalysator bekämen die Diebe beim Schrotthändler also teils mehrere hundert Euro.
Polizei ermittelt
Der bestohlene Frank Lennhoff hatte in seinem 25 Jahre alten Mazda noch den Original-Katalysator verbaut, der seit Tag eins auf der Straße seinen Dienst verrichtete. „Bei Mazda zahle ich heute über 800 Euro für dieses Original-Bauteil“, weiß der 61-Jährige, der beruflich lange im Vertrieb von Autoteilen tätig war. In seinem Fall ermittelt das Verkehrskommissariat wegen des besonders schweren Falls des Diebstahls an Kraftfahrzeugen.
Die Polizei Hagen sucht auch nach Zeugen des Diebstahls, schließlich lässt sich so ein Katalysator nicht einfach ausbauen. „Die Täter müssen unter das Auto und sägen. Dafür wird in der Regel eine Akku-Flex verwendet, die laute Geräusche macht“, setzt Polizeisprecher Tim Sendler darauf, dass es Zeugen des Diebstahls in der Nachbarschaft gibt. Der Betroffene selbst will sich nun um einen Ersatz-Katalysator für seinen alten Mazda kümmern.
Ältere Fahrzeuge betroffen
Trotz der beunruhigenden Entwicklung sieht der ADAC Westfalen jedoch keinen Grund, Alarm zu schlagen. „Auch wenn wir vermehrt Katalysatoren-Diebstähle wahrnehmen, so braucht man nicht die generelle Angst haben, dass sein oder ihr Katalysator morgen früh geklaut ist.“ In der Regel seien Fahrzeuge, die in den letzten zehn Jahren gebaut wurden, schon deutlich besser gesichert, da die Katalysatoren anders verbaut sind. „Auch bei knapp über 1000 Diebstählen kann hier von Einzelfällen gesprochen werden, da es innerhalb eines Jahres deutschlandweit gezählt wird.“
Betroffene Automodelle
Nach bisherigen Erkenntnissen sind bei Tätern vor allem ältere Fahrzeuge mit Benzinmotoren betroffen, bei denen der Dreiwege-Katalysator gut zugänglich in der Mitte des Wagenbodens verbaut sei, so der ADAC. „Offenbar sind die Voraussetzungen bei älteren Opel Astra, Toyota Prius und VW Polo besonders günstig.“ Nur drei Prozent der Fälle von Kat-Diebstahl, zu denen 2021/2022 der ADAC gerufen wurde, betrafen dagegen Diesel-Fahrzeuge. Auch neuere Automodelle sind weniger betroffen. Denn bei Fahrzeugen jüngeren Datums wird der Katalysator sehr nah am Motor montiert, damit er sich nach dem Kaltstart schneller aufheizt und auf Betriebstemperatur kommt, erläutert der ADAC. „Dort ist er für Diebe deutlich schwerer zu erreichen.“ Außerdem enthielten Katalysatoren neuerer Modelle weniger Edelmetalle.
Wer ein älteres Fahrzeug besitzt und Sorge vor einem Diebstahl hat, der kann über eine Alarmanlage mit Neigungsmesser nachdenken, da für den Ausbau eines Katalysators das Fahrzeug aufgebockt werden muss, rät der ADAC.
Der Katalysator-Diebstahl im Alten Henkhauser Weg muss im Zeitraum zwischen Montagnachmittag, 8. Januar, und Dienstagmorgen passiert sein. Die Polizei nimmt Zeugenhinweise unter der Rufnummer 02331-986 2066 entgegen.