Der Protest der Landwirte findet viel Solidarität. Hier zeigen die Bürger einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, meint Martin Weiske.

Dass ausgerechnet ein Traktoren-Korso den Rhythmus auf dem Hagener Innenstadt-Ring diktiert, wirkt beinah exotisch. Schließlich lässt sich die Zahl der Vollerwerbslandwirte in der Stadt etwa an zwei Händen abzählen. Die gestenreich signalisierte Zustimmung am Wegesrand macht jedoch deutlich, wie ausgeprägt inzwischen das Störgefühl der Menschen bei Gerechtigkeitsthemen ist.

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Politik muss endlich ihre Entscheidungen besser erklären, um sich einen Hauch von Akzeptanz zu bewahren – das gilt in der Hauptstadt ebenso wie lokal. Natürlich möchte niemand an der Kasse im Lebensmittelmarkt gerne mehr bezahlen, nur damit es den Bauern besser geht. Genauso wenig, wie der Bürger bei höheren Grundsteuern frohlockt, nur damit der Kämmerer die jüngste Lohnrunde im Öffentlichen Dienst wieder reinholt.

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Gerade in Zeiten von hohen Preissteigerungsraten und Reallohnverlusten müssen Entscheider den Gerechtigkeitsgedanken in den Vordergrund rücken. Zumal Extremisten an den politischen Rändern nur darauf lauern, hier emotionalen Profit herauszuschlagen.