Hohenlimburg. Die letzten Stationen der Psychiatrie sind vom Boeler Krankenhaus nach Elsey umgezogen. Wie geht es an den beiden Standorten weiter?
Einsegnung der frisch sanierten Räume im Zentrum für Seelische Gesundheit in Elsey: Dorthin sind nun die letzten Betten aus psychiatrischen Stationen des Boeler Krankenhauses umgezogen. Damit bleibt der Standort in Boele künftig aber nicht leer.
Während die Reste von Silvesterknallern noch auf den Straßen liegen, geht Krankenhausseelsorger Günter Faust durch die frisch renovierten Räume im ehemaligen Elseyer Krankenhaus und segnet diese mit Weihwasser symbolisch für den Betrieb. Die Katholische Krankenhaus GmBH (KKH) schließt damit passend zum Jahresbeginn den Umzug der Psychiatrie vom Boeler Krankenhaus an die Iserlohner Straße ab. Das Zentrum für Seelische Gesundheit in Elsey ist damit nun nicht nur vom Namen her ab sofort zum Dreh- und Angelpunkt für die psychiatrischen Angebote der KKH geworden. Dort sind Psychiatrie, Psychotherapie, Suchtmedizin und Psychosomatik an einer Anlaufstelle gebündelt.
Notfallambulanz in Elsey
Zuletzt ist die psychiatrische Notfallambulanz, die bisher noch in Boele ansässig war, an den Standort in Elsey umgezogen. Wen etwa extreme Ängste oder Selbstmordgedanken plagen, der soll ab sofort 24 Stunden an 7 Tagen die Woche einen Ansprechpartner in Elsey finden. Von dort werden bei Bedarf auch Patienten weiter in das ehemalige Krankenhaus nach Boele vermittelt, denn dieses verbleibt mit dem Umzug nicht gänzlich leer.
Tagesklinik bleibt in Boele
„Wir wollen den Standort dauerhaft halten“, betont Dr. Philipp Görtz und verweist auf die Tagesklinik (25 Plätze) und ambulante Therapieangebote, die weiter in Boele ansässig sind. Auch Spezialsprechstunden etwa zur Diagnose ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) bei Erwachsenen finden weiter in Boele statt. Der Großteil des Gebäudekomplexes, den früher das St.-Johannes-Hospital in Boele umfasst hat, steht aber leer und wird verkauft. Gespräche mit Interessenten laufen.
Mit der Strukturreform von Agaplesion Klinikum Hagen (AKH) und Katholischen Kliniken sind viele Stationen aus Boele wie Kardiologie, Innere Medizin, Neurologie und Schmerztherapie in das AKH verlagert worden. Nachdem er die Räume in Elsey eingesegnet hatte, ging es daher für Krankenhausseelsorger Günter Faust noch am selben Tag weiter nach Boele: Zum letzten Gottesdienst in der Krankenhauskapelle des St. Johannes Hospitals, die damit entweiht und quasi außer Dienst gestellt wurde.
Keine Caféteria, keine Kapelle
Eine Krankenhauskapelle hat Elsey mit dem Umbau in den zurückliegenden Jahren übrigens nicht bekommen. Ein Ruheraum im Gebäude, der ähnliche Zwecke erfüllen soll, ist angedacht, aber noch nicht verwirklicht. Auch eine Cafeteria hat das Zentrum für Seelische Gesundheit nicht - sicher zur Freude von umliegenden Imbissen und Gastronomien, die so um Kundschaft buhlen können.
Auch wenn der Umzug von Boele nach Elsey abgeschlossen ist, sind die Bauarbeiten am Elseyer Krankenhaus aber noch nicht beendet: Denn wie berichtet wird das Gebäude mit dem Umzug umfassend modernisiert, um es an die Anforderungen einer modernen psychiatrischen Behandlungsstätte anzupassen - gefördert mit rund 15 Millionen Euro von Land und Bund. So ist unter anderem noch ein Sichtschutz geplant für den Außenbereich der geschlossenen Psychiatrie, wie Klinikleiter Dr. Philipp Görtz berichtet. Denn der Außenbereich liegt im Innenhof des früheren Elseyer Krankenhauses und ist damit vor Blicken vonseiten der Gebäude wenig geschützt.
Modernisierung bis Ende 2025
Bis Ende 2025 sollen alle Bauarbeiten am Zentrum für Seelische Gesundheit abgeschlossen sein, peilt die Geschäftsführung der Katholischen Kliniken an. Rund 200 Betten wird die Fachklinik für Seelische Erkrankungen künftig besitzen. Zum Vergleich: Rund 180 Betten hatte das ehemalige Elseyer Krankenhaus bis zur Schließung vor sechs Jahren. Gänzlich ohne Warteliste wird die Fachklinik aber wohl auch nach dem Umbau nicht auskommen. „Manchmal müssen Patienten rund zwei bis drei Wochen warten, bis ein Bett frei wird und wir sie stationär aufnehmen können“, sagt Dr. Philipp Görtz, betont aber auch: „Die Fälle werden priorisiert - im Notfall finden wir immer eine Lösung.“
Weihnachten nicht mehr Zulauf
Die zurückliegenden Weihnachtsfeiertage, die gerade für Alleinstehende als belastend gelten und an denen Telefonseelsorgen traditionell verstärkt auf ihr Angebot aufmerksam machen, haben derweil aber nicht zu vermehrten Anfragen an das Zentrum geführt. „Solche Anfragen kommen dann häufig erst zeitversetzt nach den Feiertagen, wenn es in den Januar geht“, sagen Klinikdirektor Dr. Philipp Görtz und Chefarzt Hüseyin Kum. Generell ließe sich aber keine auffällige Häufung an einzelnen Feiertagen erkennen. Der Zulauf zu der Fachklinik sei über das Jahr verteilt eher gleichbleibend.