Hagen. Seit 40 Jahren gibt‘s im „Schaukelpferdchen“ klassisches und Trend-Spielzeug. Von „Geiz ist geil“, Beratungsklau, Insta und Nachfolgeplänen.

Eine Hagener Erfolgs-Geschichte: „Wir waren damals echte Aussteiger. Eckhard war 29, ich 26, und wir wollten einfach ‘was für Kinder machen. Und da haben wir uns selbstständig gemacht“, sagt Bianka Schulz, Eigentümerin des Spielwarengeschäftes Schaukelpferdchen in der Hagener Innenstadt. Klingt blauäugig, nahezu naiv? Bestimmt, doch das Paar fuchste sich ins Thema rein, änderte im Laufe der Jahre sein Sortiment, verkleinerte seine Verkaufs- und Lagerflächen und öffnete sich für Social-Media-Aktivitäten. Die Aussteigerzeit liegt 40 Jahre zurück. Anders ausgedrückt: Das Schaukelpferdchen feiert seinen 40. Geburtstag.

Leitet (gemeinsam mit ihrem Mann) das Spielzeuggeschäft Schaukelpferdchen in der Kampstraße 15 in Hagen: Bianka Schulz. Von Klappmaul-Puppen über Brettspiele bis hin zu Schlitten gibt‘s dort alles.
Leitet (gemeinsam mit ihrem Mann) das Spielzeuggeschäft Schaukelpferdchen in der Kampstraße 15 in Hagen: Bianka Schulz. Von Klappmaul-Puppen über Brettspiele bis hin zu Schlitten gibt‘s dort alles. © Hagen | Yvonne Hinz

Immer am Puls der Zeit sein

Das Wichtigste im Einzelhandel – und ihre Branche mache da keine Ausnahme - sei es nicht, mit der Zeit zu gehen, sondern dies auch gerne zu tun, betont Bianka Schulz. „Wir müssen uns nicht nur mit neuen Medien und Trends befassen, wir wollen auch einfach am Puls der Zeit bleiben.“ Als Beispiel nennt die 66-Jährige die seit einigen Jahren angesagten Tonie-Hörspielfiguren, „die haben die CDs von früher völlig abgelöst“.

Jelly Cat nicht nur bei Kindern beliebt

Oder Jelly Cat. „Die englischen Plüschfiguren mit Gesichtern werden nicht nur von Kindern geliebt, sondern haben auch eine echte Sammler-Fangemeinde“, weiß Bianka Schulz. „Und auch unsere ,Living Puppets‘ sind total beliebt“, ergänzt Eckhard Schulz. Die witzigen Klappmaul-Puppen haben in vielen Kinderzimmern Einzug gehalten, werden zum Bespaßen verwendet, beim Abendritual eingesetzt und zu pädagogischen Zwecken genutzt.

Jelly Cats heißen die englischen Plüschfiguren mit Gesichtern, die nicht nur von Kindern geliebt werden.  
Jelly Cats heißen die englischen Plüschfiguren mit Gesichtern, die nicht nur von Kindern geliebt werden.   © Hagen | Yvonne Hinz

Wie sich das Paar in „Geiz ist geil“-Zeiten und dem Boom Online-Shopping durchsetzt? „Wir haben zum Beispiel in den letzten Jahren unser Angebot an nachhaltigen Produkten, zum Beispiel Kinderbekleidung aus Bio-Baumwolle oder Schafwolle, ausgeweitet. Dumping-Preise gibt es bei uns allerdings nicht. Wir haben in unseren Augen gerechte Preise und setzen auf Beratungskompetenz“, sagt Eckhard Schulz.

Beratungsklau gibt‘s überall

Und weiter: „Beratungsklau gibt es bei uns leider auch, aber nicht so arg wie in anderen Branchen, zum Beispiel im Bereich Parfümerie.“ Man müsse immer am Ball bleiben, unterstreicht seine Frau, „wir besuchen regelmäßig Kindermoden-Messen im Düsseldorfer Raum, außerdem in Köln die Messe ,Kind und Jugend‘. Und die internationale Spielwarenmesse in Nürnberg ist für uns ein schöner Pflichttermin“.

Seit elf Jahren am fünften Standort

Rückblick: Bianka Schulz, gelernte Gärtnerin, die dann Grünplanung studierte, und Eckhard Schulz, gelernter Maschinenbauer, krempelten 1983 ihr Leben von rechts auf links und eröffneten in einer ehemaligen Zoohandlung in der Hugo-Preuß-Straße ein Spielzeuggeschäft. „Wir sind insgesamt viermal umgezogen, sind nun seit elf Jahren an unserem fünften Standort in der Kampstraße 15.

Das Spielzeuggeschäft Schaukelpferdchen feiert 40-jähriges Bestehen.Eckhard und Bianka SchulzInnenstadt, Einkaufen, Kampstraße 
Das Spielzeuggeschäft Schaukelpferdchen feiert 40-jähriges Bestehen.Eckhard und Bianka SchulzInnenstadt, Einkaufen, Kampstraße  © WP/Yvonne Hinz | Yvonne Hinz

330 Quadratmeter groß ist das Geschäft, in dem früher der Juwelier Sander ansässig war. „Wir bieten Bekleidung für Neugeborene, Kleinkinder und Schulkinder an. Und Spielzeug und Spiele für jedes Alter“, erläutern die Schulz. Was in ihrem Fachgeschäft besonders gut läuft? „Kuschelige Unterwäsche in Wolle-Seide-Mischung wird gern genommen. Und Schafwoll-Overalls zum draußen Rumtoben sind total praktisch.“

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Themenwechsel: Wie gehen die Schaukelpferdchen-Betreiber mit neuen Verkaufskanälen um? „Einen Online-Shop betreiben wir nicht. Der müsste stets auf aktuellem Stand sein und dazu haben wir keine Kapazitäten. Aber auf Instagram sind wir gut unterwegs“, sagt Bianka Schulz.

Insta-Fanclub hat sich gegründet

Sandra Dillmann, eine ihrer jüngeren Mitarbeiterinnen, habe sich vor drei, vier Jahren der Sache mit Leidenschaft angenommen, „und dann hat Insta bei uns richtig Fahrt aufgenommen“. Die Chefin weiter: „Frau Dillmann kreiert, wenn wir neue Lieferungen bekommen oder unsere Fenster umdekorieren, kleine Insta-Beiträge. Dadurch hat sich ein richtiger Insta-Fanclub gebildet, und dadurch läuft auch unser Versandhandel gut.“

Eckhard Schulz ist im Geschäft der „Hahn im Korb“, „bei uns sind zehn Mitarbeiterinnen  beschäftigt“.
Eckhard Schulz ist im Geschäft der „Hahn im Korb“, „bei uns sind zehn Mitarbeiterinnen beschäftigt“. © WP/Yvonne Hinz | Yvonne Hinz

Insgesamt sind im Schaukelpferdchen zehn Mitarbeiterinnen beschäftigt, „ich bin der Hahn im Korb“, lächelt Eckhard Schulz, der sich gemeinsam mit seiner Frau in den Jubiläumswochen über zu wenig Arbeit nicht beklagen kann. „Wir schauen auf jeden Fall optimistisch in die Zukunft“, sagen die beiden mit verschmitztem Lächeln. Der Grund für ihren Optimismus liegt auf der Hand: „Gemeinsam mit unserer Tochter Melanie haben wir Zukunftspläne geschmiedet. Melanie spielt mit dem Gedanken, das Geschäft zu übernehmen. Aber nicht von heute auf morgen. Noch sind Eckhard und ich am Steuerbord“, sagt Bianka Schulz gutgelaunt.