Hohenlimburg/Hagen. An Weihnachten läuft „Das Märchen von der Zauberflöte“ in der ARD. Hinter dem Millionen-Projekt stecken Filmemacher aus Hagen:
Rund 1,2 Millionen Euro Budget und einen Sendeplatz in der ARD am zweiten Weihnachtstag: Keine Frage, dieses Filmprojekt ist für den Hohenlimburger Filmemacher Dustin Steinkühler und seinen Hagener Kollegen Marvin Litwak ein sprichwörtlicher Ritterschlag. Womit wir sprachlich bereits in der mittelalterlichen Welt wären, in die Zuschauer am Weihnachtsfest mit ihrem neuen Werk geführt werden: Denn „Das Märchen von der Zauberflöte“ erzählt die berühmte Geschichte der Oper von Mozart etwas anders als das Original und in bewegten Bildern, die an die Sehgewohnheiten einer jungen Serien-Streaming-Zielgruppe angepasst sind.
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Schwierige Branche
„Unser Dozent hat zu Beginn des Studiums gesagt, von den hundert Studenten, die hier sitzen, wird nur einer je einen großen Film machen“, erinnert sich Dustin Steinkühler noch gut an seine Ausbildung zum Regisseur in Schwerte zurück. Das Filmgeschäft ist ein hartes Brot, das weiß der Hohenlimburger längst. Heute können er und Marvin Litwak behaupten, dass sie sich auf diesem schweren Markt gut schlagen. Mit „Fynal“ leiten sie einen Betrieb in Dortmund und Essen, der sich selbst als „größte Filmproduktion im Ruhrgebiet“ bezeichnet.
Ihre Kameraleute haben nicht nur Werbefilme für den Sporthersteller Puma und den Möbelriesen Ikea produziert. Mit der Serie „Ethno“ lieferten sie auch filmisches Futter für das Streaming-Angebot der ARD, die angesichts einer wachsenden Zahl hungriger Streaming-Fans mit Millionen-Invests ihre Mediatheken aufrüstet, um großen US-Konkurrenten wie Netflix irgendwann Paroli bieten zu können. Doch der Film „Das Märchen von der Zauberflöte“ war nicht für den öffentlich-rechtlichen Serienschrank gedacht, sondern wird als 60-Minüter zur Mittagszeit am zweiten Weihnachtstag über das Hauptprogramm flimmern. „Wir hoffen, das wird ein neuer Weihnachtsklassiker“, stapelt Dustin Steinkühler nicht gerade tief.
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Märchenoper runderneuert
Wem nun romantisch-verklärte Bilder wie die Prinzessin auf Schimmel in der Winterlandschaft aus „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in den Kopf kommen, der sollte diese gleich wieder vergessen: Steinkühler und Litwak wollten mit der Zauberflöte neue Wege gehen - und bedienten sich eher düsterer Mittelalter-Optik: „Game Of Thrones war ein Vorbild“, bemüht der Hohenlimburger die berühmte Fantasy-Serie als eine Blaupause für die Bildsprache.
Das Drehbuch war dabei eine Herausforderung, schließlich entstand die rund 230 Jahre alte Märchenoper von der Zauberflöte in einer Zeit, als niemand an Film und Fernsehen auch nur dachte. „Im Original der Zauberflöte wird die Prinzessin gerettet, aber bei uns geht die Geschichte etwas anders aus“, ließen sich die hiesigen Produzenten kreative Freiheiten bei der Geschichte und modernisierten das eingestaubte Bild der hilflosen Frau in Nöten. Die Figur des „Papageno“, die in der Oper als Mischwesen aus Vogel und Mensch auftritt, kommt im Film als Kompagnon des „Prinzen Tamino“ daher. Tamino wiederum ist im Film, anders als in der Oper, mehr Halunke als Held.
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Kein Opern-Gesang
„Wir wollten aktuelle Themen wie Diversität und Genderrollen einfließen lassen“, sagt Marvin Litwak, der für „Das Märchen von der Zauberflöte“ auf dem Regiestuhl saß. „Aber wir wollten diese Themen nicht mit dem Holzhammer vermitteln. Die Zuschauer sollen lachen, schaudern und unterhalten werden und kriegen zum Schluss eine Botschaft auf den Weg.“ Denn trotz teils düsterer Game-Of-Thrones-Optik: Der Film ist als Familienfilm angelegt und soll locker-leichte Kost für einen unbeschwerten Fernsehnachmittag zum Weihnachtsfest liefern. Die passende Musik im Märchenfilm von der Zauberflöte liefert das WDR-Funkhausorchester. Auf opereske Gesangseinlagen aus Mozarts Zeiten, wie den quietschvergnügten Sing-Sang vom Vogelfänger und die höchsten Höhen, in die sich die Königin der Nacht stimmlich in ihrer Arie verirrt, wurde in der modernen Film-Variante aus dem Ruhrgebiet aber verzichtet.
Dreh an drei Wochen
Die Dreharbeiten für den Film fanden im Sommer dieses Jahres in drei Wochen am Stück statt. Zehn Stunden dauerte ein Drehtag. Die Schlösser Bürresheim in der Eifel und Stolzenfels am Rhein dienten als Kulissen für mittelalterliche Burgszenerie. „Ursprünglich wollten wir auf Brug Altena drehen, aber das war in der Zeit nicht möglich“, berichtet Marvin Litwak. Nah an der Heimat waren sie dennoch, und zwar am „Schwelmer Tunnel“. Ein stillgelegter Eisenbahntunnel, der im Film als Eingang zum Reich des guten Königs Sarastros dient.
Kostüme aus Hollywood
Damit sich die Zuschauer in eine mittelalterliche Welt versetzt fühlen, helfen auch die aufwendigen Kostüme. Dabei bedienten sich die Produzenten aus dem großen Fundus eines Kostümverleihs aus Spanien, der gezielt Kleidung aus Hollywood-Produktionen nach den Dreharbeiten aufkauft. „Wir hatten das Glück, dass wir uns da einen Container sichern konnten“, berichtet Litwak, der dafür extra nach Spanien gereist ist. Aufwand, der sich lohnen sollte: So trägt etwa die „Königin der Nacht“ in seinem Film schwarze Gewänder, die einst für Hollywoodstar Angelina Jolie und die Disney-Produktion „Maleficent“ angefertigt wurden. Auch Rüstungen aus berühmten Filmen wie „Gladiator“ oder „King Arthur“ konnten sich die hiesigen Filmemacher für ihren Märchenfilm sichern.
Selbst zu sehen in dem Film ist Marvin Litwak als Regisseur übrigens nicht. Sein Hohenlimburger Kollege Dustin Steinkühler dagegen konnte sich in ein paar Szenen einschleichen und half einst wie der berühmte Regisseur Alfred Hitchcock als Komparse aus: „Da bin ich als einer der Fußsoldaten zu sehen“, verrät er und lacht.
Der Film „Das Märchen von der Zauberflöte“ feiert am zweiten Weihnachtstag, 26. Dezember, um 15.25 Uhr seine TV-Premiere in der ARD. Schon heute ist der Film online in der ARD-Mediathek zu sehen und auf DVD erhältlich.