Hohenlimburg. Filmemacherin Sharlin Lucia aus Hohenlimburg legt ein bewegendes Abschlussprojekt vor: Der Kurzfilm blickt auf sexuelle Gewalt in einer Band

Mit „Beats per Minute“ legt die junge Regisseurin Sharlin Lucia aus Hohenlimburg einen bewegenden Kurzfilm über sexuelle Gewalt an Frauen vor. Ein Blick hinter die Kamera.

Dreharbeiten vor zwei Jahren

Rückblick: Während das Land im ersten Corona-Herbst kurz Luft schnappte vor dem nächsten harten Lockdown, drehte die Regie-Studentin Sharlin Lucia mit einem rund 30-köpfigen Team in Hohenlimburg und Dortmund an einem Kurzfilm. Unter anderem dienten das Werkhof Kulturzentrum und das Fabrikgelände an der Färberstraße als Kulisse für die Produktion ihres Films „Beats per Minute“. In rund 20 Minuten erzählt sie die fiktive Geschichte der jungen Schlagzeugerin Zoe, die von dem Tontechniker und langjährigen Freund der Band sexuell belästigt wird.

Ein Ausschnitt aus dem Film „Beats per Minute“: Die junge Musikerin Zoe (Saskia Caroline Keilbach) mit Julian (Daniel Littau).
Ein Ausschnitt aus dem Film „Beats per Minute“: Die junge Musikerin Zoe (Saskia Caroline Keilbach) mit Julian (Daniel Littau). © Beats per Minute/Paul Schiefelbein

Sexuelle Belästigung

Sexuelle Belästigung – ein Thema, das nicht nur auf der Filmleinwand stattfindet. Im Gegenteil: Aus eigener Erfahrung weiß Sharlin Lucia, wovon sie hinter der Kamera erzählt. „Ich kenne keine Frau, der nicht irgendwann einmal etwas Übergriffiges passiert ist“, denkt die 30-Jährige etwa an Erlebnisse als Jugendliche beim Feiern in Diskos und Clubs zurück. Mit ihrem Film wollte sie erzählen. was Opfer erleben und wie sie das Erlebte verarbeiten.

Sharlin Lucia ist Filmregisseurin und kommt gebürtig aus Hohenlimburg. Mittlerweile lebt sie in Köln.
Sharlin Lucia ist Filmregisseurin und kommt gebürtig aus Hohenlimburg. Mittlerweile lebt sie in Köln. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Dabei ruht die Kamera in ihrem Film meist auf der Hauptfigur Zoe, eindrücklich gespielt von TV-Schauspielern Saskia Caroline Keilbach. Auf Filmfestivals war der Kurzfilm „Beats per Minute“ bereits zu sehen – und überzeugte.

Für Präventionsarbeit genutzt

So setzt etwa die Polizei Niedersachsen den Kurzfilm in einem Pilotprojekt an Schulen in der Gemeinde Weyhe ein, um die Jugendlichen dort für das Thema Sexuelle Missbrauch zu sensibilisieren. Auch eine Reaktion auf massiv gestiegene Fallzahlen an Sexualdelikten in der Gemeinde im Vorjahr. Für die Schöpferin Sharlin Lucia sind solche Aufführungen viel wichtiger als Preise und Auszeichnungen auf dem Roten Teppich, sagt sie.

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Film aus Spenden finanziert

Die rund 6000 Euro, die der Filmdreh gekostet hat, wurde teils über Crowdfunding finanziert. Dazu kamen zahlreiche Sachspenden von Firmen und Händlern. Mal spendete wer Getränke oder Müsli-Riegel für die Crew, mal notwendige Requisiten für die Filmkulisse. Von aufwendigen Sets mit Millionen-Budget ist die Filmemacherin aus Hohenlimburg noch weit entfernt.

Der Filmdreh zu „Beats per Minute“ fand im Herbst 2020 an mehreren Standorten in Hohenlimburg und Dortmund statt. Hier zu sehen die Hauptdarstellerin Zoe (rechts, Saskia Caroline Keilbach) am Schlagzeug bei den Dreharbeiten im Pandora 2.0 in Dortmund.
Der Filmdreh zu „Beats per Minute“ fand im Herbst 2020 an mehreren Standorten in Hohenlimburg und Dortmund statt. Hier zu sehen die Hauptdarstellerin Zoe (rechts, Saskia Caroline Keilbach) am Schlagzeug bei den Dreharbeiten im Pandora 2.0 in Dortmund. © Abbyll

Filmregie studiert

Nach ihrem Abschluss an der hiesigen Realschule zog es sie an die Ruhrakademie in Schwerte, wo sie vier Jahre lang Filmregie studierte. Die Studienkosten von rund 350 Euro im Monat konnte sie dank viel Unterstützung der Familie und eines Kredits stemmen, den sie aufgenommen hat.

Mit „Beats per Minute“ legt die junge Filmemacherin Sharlin Lucia (hier rechts bei den Dreharbeiten) ihr Abschlussprojekt an der Ruhrakademie in Schwerte vor. 
Mit „Beats per Minute“ legt die junge Filmemacherin Sharlin Lucia (hier rechts bei den Dreharbeiten) ihr Abschlussprojekt an der Ruhrakademie in Schwerte vor.  © Abbyll

Bis aus dem gedrehten Material für „Beats per Minute“ schließlich ein fertiger Film wurde, vergingen rund zwei Jahre. Ihren Abschluss der Filmregie seit Sommer 2022 in der Tasche, lebt Sharlin Lucia mittlerweile in Köln und startet dort mit einer neuen Stelle ins neue Jahr 2023. Sie arbeitet nun für die Kulissen einer Serien-Produktion im Privatfernsehen. Ein neues Filmprojekt stehe aktuell noch nicht an, sagt sie, gibt sich aber offen. „Ich könnte mir auch gut vorstellen, mal einen Gute-Laune-Film zu drehen.“

Film über Homosexualität

Für ihr Vordiplom drehte Sharlin Lucia bereits den Kurzfilm „In einem Moment“. Dieser erzählt von einem jungen Schüler, der sich seiner Homosexualität bewusst wird und in einen Mitschüler verliebt. „In einem Moment“ erschien vor vier Jahren und hat bis heute rund 2,4 Millionen Klicks auf der Videoplattform Youtube gesammelt. Das Erstlingswerk wurde mit Nachwuchs-Preisen auf mehreren Festivals ausgezeichnet.

Namhafte Schauspieler

Der Kurzfilm „Beats per Minute“ wurde im September 2020 an acht Drehtagen unter anderem in Hohenlimburg und Dortmund produziert. Die meiste Zeit nahm die Nachproduktion mit Schnitt, Abmischen und Sounddesign in Anspruch.

Für „Beats per Minute“ konnte die Hohenlimburgerin namhafte Darsteller besetzen, wie Saskia Caroline Keilbach und Lennart König („Gute Zeiten, schlechte Zeiten“) und Daniel Littau („Stromberg – Der Film“, „Soko Wismar“).

Kostenlos auf Youtube

Ihr Kurzfilm „In a Moment“ über einen homosexuellen Schüler wurde auf mehr als zwanzig internationalen Filmfestivals gezeigt und gehörte zu den Nominierten für den Deutschen Nachwuchsfilmpreis 2019. Die Kurzfilme „Beats per Minute“ und „In a Moment“ sind kostenlos auf dem Youtube-Kanal von Sharlin Lucia zu sehen.