Altenhagen. Warum hat die Stadtverwaltung so lange nichts gegen die menschenunwürdigen Zustände an einer Schule in Hagen getan? Eine Frau klagt an.

Nach dem Kakerlaken-Skandal an der Grundschule Erwin Hegemann in Altenhagen gerät die Stadtverwaltung Hagen unter Druck. Vor der Sitzung des Schulausschusses am kommenden Donnerstag wollen CDU und FDP wissen, warum das Amt für Gebäudewirtschaft (GWH) jahrelang nichts gegen die desaströsen Zustände im Schulgebäude unternommen hat.

Fotos dokumentieren, wie verkommen die Immobilie ist und dass es eine Zumutung für Kinder und Lehrer ist, in einer solchen Umgebung Unterricht durchzuführen. Da enden Rohre im Nirgendwo, klaffen Löcher in den Wänden, tritt Salz aus, fehlen Fliesen – für Kakerlaken gibt es zahlreiche Verstecke, in denen sie für Nachwuchs sorgen können. Katja Graf, bildungspolitische Sprecherin der FDP in Hagen, ist empört: „Es handelt sich um massive Mängel. In dieser Schule liegt so viele im Argen.“

Eltern der Hegemann-Schule in Hagen demonstrieren gegen die menschenunwürdigen Zustände.
Eltern der Hegemann-Schule in Hagen demonstrieren gegen die menschenunwürdigen Zustände. © WP | Michael Kleinrensing

Die bisherigen Reaktionen der Stadtverwaltung auf das Hygiene-Debakel hält sie für inakzeptabel: „Angesichts dieser Zustände darf man doch nicht den Kindern den Schwarzen Peter für das Ungeziefer in die Schuhe schieben.“

Erinnerungen an 2019 werden wach

Der Eklat erinnert an die menschenunwürdigen Zustände in der Sekundarschule Altenhaben, die 2019 von der Schulpflegschaft in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Erik O. Schulz und die Politiker im Stadtrat angeprangert worden waren. „Unsere Schüler fühlen sich nicht wertgeschätzt, sondern herabgewürdigt“, hatte Pflegschaftsvorsitzende Cornelia Sommer seinerzeit erklärt und eine Welle der Empörung in Hagen ausgelöst, die dazu führte, dass die Stadt das verrottete Gebäude endlich sanierte.

So sehen die Wände an der Hegenmann-Schule in Hagen aus.
So sehen die Wände an der Hegenmann-Schule in Hagen aus. © WP | Di Pasquale

Und jetzt die Hegemann-Grundschule. Zwar wächst hier kein Efeu durchs Fenster, wie das an der Sekundarschule der Fall war, doch es ist natürlich offensichtlich, dass abermals eine Schule im mit sozialen Problemen ohnehin belasteten Altenhagen betroffen ist. Gemeinsam fordern CDU und FDP, dass Volker Bald, Leiter des städtischen Amtes für Gebäudewirtschaft, zur Sitzung des Schulausschusses erscheint und Rede und Antwort steht. Insbesondere soll er Aufschluss darüber geben, seit wann das Amt von den unzumutbaren Zuständen weiß und warum nichts dagegen unternommen wurde.

Gefahrenquellen für Kinder

Denn die Politiker können nicht verstehen, warum nicht einmal kleine Reparaturen oder Erhaltungsmaßnahmen, die keine größere Sanierungsaufwendungen erfordert hätten und relativ unproblematisch während der Schließungszeiten in den Ferien oder sogar im laufenden Betrieb durchgeführt werden können, nicht in Angriff genommen wurden. „Einige Mängel sind nicht nur offensichtliche Gefahrenquellen, gerade für Grundschulkinder, sondern können auch leicht zu einer Verbreitung von Ungeziefer beitragen“, so Katja Graf und Thomas Walter, Sprecher der CDU-Fraktion im Schulausschuss: „Wir sehen hier die dringende Notwendigkeit für umfangreiche Sofortmaßnahmen, die spätestens in den Herbstferien durchgeführt werden sollten.“

Walter und Graf verlangen außerdem eine Liste mit geplanten Sanierungsmaßnahmen an Hagener Schulen in den nächsten zwölf Monaten. Damit nicht bald die nächste Schule Löcher in den Wänden und noch weit schlimmere Zustände meldet.

Auch die SPD zeigt sich entsetzt über die unhygienischen Verhältnisse an der Hegemann-Schule. Dies sei nicht hinnehmbar, so Christian Mechnich: „Daher müssen die Ursachen dringend erforscht und unverzüglich abgestellt werden.“