Hohenlimburg. Nur ein Bauunternehmer wollte das neue Ganzjahresbad in Henkhausen umsetzen. Nun geht er an die Arbeit - mit ambitionierten Zeitplan:
Sie haben die Aufgabe, ein umstrittenes und komplexes Bauvorhaben im Hasselbachtal umzusetzen: Die Depenbrock Gruppe aus Bielefeld ist der zuständige Generalunternehmer, der aus dem Freibad in Henkhausen in den nächsten zwei Jahren ein Ganzjahresbad machen will. Den entsprechenden Vertrag mit dem Hohenlimburger Schwimmverein, der das künftige Ganzjahresbad über die HSV-Betriebsgesellschaft mbH verwalten wird, ist unterzeichnet.
Baubeginn in 2024
Der Zeitplan ist ambitioniert: Bis zum Ende des ersten Quartals 2024, also in gut drei Monaten, will er den Bauantrag bei der Stadt eingereicht haben, sagt Jörn Henrik Depenbrock, Geschäftsführer von Depenbrock Systembau. „Wenn alles gut läuft, können wir dann spätestens im August mit den Arbeiten beginnen“, hofft er auf zügiges grünes Licht von der Stadt. Während der Hauptantrag noch läuft, wolle er sich um eine Teilgenehmigung bemühen, damit der Abriss des bisherigen Bades und des Vereinsheims schon beginnen kann. „Aber auch wenn wie die Teilgenehmigung nicht erhalten, hätten wir noch einen zeitlichen Puffer.“
Denn im Bau kann es immer zu Verzögerungen kommen - und der Zeitplan ist schließlich ambitioniert: Bis Ende des Jahres 2025 muss das neue Ganzjahresbad in Henkhausen fertig sein, denn danach fallen die 4,8 Millionen Euro an Fördergeldern von Land und Bund weg.
Kosten mehr als verdoppelt
Generell, die Kosten. Hier liegt das neue Ganzjahresbad mit rund 12,4 Millionen Euro Gesamtvolumen mehr als doppelt so hoch, wie vor zwei Jahren bei Beginn der Planungen kalkuliert. Eine Kostenexplosion, die in den vergangenen Monaten für reichlich Gesprächsstoff sorgte und von der Politik letzlich zähneknirschend abgesegnet wurde. Steigende Kosten in vielen Bereichen seien in erster Linie dafür verantwortlich, sagt Depenbrock, wie bei den Baupreisen, der Co2-Bepreisung und selbst bei der Lkw-Maut, die wiederum für die Anlieferung der Bauteile ins Hasselbachtal einkalkuliert werden müsse.
„Außerdem bauen wir auf höchstem energetische Niveau“, soll es neben Strom über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach auch über Wärmepumpe geheizt werden. „Das ist eine besondere Herausforderung, aber die schlägt sich auch auf den Preis nieder.“
Kritische Stimmen
Depenbrock gibt sich optimistisch, das neue Ganzjahresbad im Zeitplan umsetzen zu können. Er freue sich auf das ambitionierte Bauprojekt. Kritische Stimmen, die das Vorhaben baurechtlich auf wackligen Füßen sehen, nimmt er gelassen. „Wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass unsere Planung genehmigungsfähig ist, dann hätten wir kein Angebot abgegeben“, sagt Depenbrock. Man befinde sich zudem im engen Kontakt mit der Bauaufsicht. Das Unternehmen besitzt zudem Erfahrung im Bau von Bädern, hat die Depenbrock Gruppe doch unter anderem die Hallenbäder in Cuxhaven und in Dormagen gebaut.
Zu wenig Parkplätze
Dass es viel zu wenig Parkplätze vor dem Bad in Henkhausen gibt, bereitet ihm wenig Kopfzerbrechen. Im Rahmen des Bauantrags seien Parkplätze nachzuweisen. „Wir werden uns damit beschäftigen und es wird eine Lösung geben, die im baurechtlichen Rahmen liegt.“ Hier sprechen der Diplom-Wirtschaftsingenieur und der Vorstand des Hohenlimburger Schwimmvereins als Auftraggeber mit einer Stimme: „Dieses Bad ist für Vereine und Schulschwimmen gedacht“, sagt Michael Lazin, HSV-Vorstand. Er sorgt sich nicht vor langen Auto-Schlangen vor dem Bad. Zudem soll dort künftig eine Bushaltestelle entstehen. „Ich gehe nicht davon aus, dass die Besucherzahlen explodieren. Wir sind kein Freizeitbad.“
Kein Sprungturm
Auf den Bauplan geblickt wird in Henkhausen eine Schwimmstätte mit zwei Becken entstehen. Das überdachte Becken misst 25 Meter mal 15 Meter und soll per Hubboden bis zu 2 Meter tief eingestellt werden können. Einen Sprungturm gibt es nicht. Das Außenbecken unter freiem Himmel misst 17 Meter mal 17 Meter. Aus Kostengründen ist kein Babybecken geplant. Im Bieterverfahren um das Ganzjahresbad hatte nur das Unternehmen Depenbrock ein Angebot eingereicht. Kontakte des Vereins zu dem Systembauer bestehen in der Sache bereits seit gut einem Jahr.
7,6 Millionen Euro aus Stadtkasse
Dass es drei Jahre nach den ersten Überlegungen nun mit großen Schritten in Richtung Bauarbeiten geht, darauf setzen alle Akteure. Karsten Menzel, Vorsitzender des Schwimmvereins, bedankte sich nicht nur bei Politik und Verwaltung, die rund 7,6 Millionen Euro aus der Hagener Stadtkasse in das Projekt fließen lassen, sondern auch bei Bekannten, Freunden und den Vereinsmitgliedern, die das Vertrauen geschenkt hätten, „um diese für Hohenlimburg historische Entscheidung umzusetzen.“ Dass es hier mehr denn je Bedarf für Schwimmsport gibt, daran ließ er keinen Zweifel. Aktuell stünden 50 Kinder auf der Warteliste des Hohenlimburger Schwimmvereins.