Hagen. Bei einem Feuer in Angola erleidet der kleine Valmir schwerste Verbrennungen. Eine Operation in Hagen macht ihm neue Hoffnung.

Die linke Hand steckt in einem roten Gips. Mit der rechten versucht Valmir, gerade sieben Jahre alt, sein Sweatshirt über die Schiene zu ziehen. Diese Hand steht im 90-Grad-Winkel nach oben. Beugen kann er sie nicht. Die tiefen Narben auf dem Handrücken hindern ihn daran. Die Muskeln haben sich zusammengezogen. Aber Valmir lächelt.

Ich denke, dass Valmir seine Hand bald wieder strecken und fast normal nutzen kann.“
Dr. Ingo Kuhfuß, Plastischer Chirurg

Valmir, der Junge aus Angola, er ist ein kleiner Sonnenschein. Er lächelt, weil er keine Schmerzen hat. Und er lächelt, weil er verstanden hat, dass er bald seine beiden Hände wieder nutzen kann. Die linke Hand sah bis vor ein paar Tagen noch aus wie die rechte. Dann aber hat Dr. Ingo Kuhfuß, plastischer Chirurg am Josefs-Hospital in Hagen, Valmir operiert. Zwei Stunden lang, verbrannte Haut durch künstliche ersetzt, dazu ein Stück transplantiert. „Ein etwas komplizierterer Eingriff. Ich denke aber“, sagt der Mediziner, „dass Valmir seine Hand bald wieder strecken und fast normal nutzen kann.“

Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten

Die linke Hand ist operiert, die rechte soll im Januar folgen. „Der Hand geht es gut“, sagt Valmir, der in den letzten Monaten die deutsche Sprache gelernt hat und vieles von dem versteht, was Dr. Kuhfuß ihm erklärt.

Valmirs rechte Hand und der Unterarm sind noch gezeichnet durch die schweren Verbrennungen. Im Januar wird er von Dr. Ingo Kuhfuß in Hagen ein zweites Mal operiert.
Valmirs rechte Hand und der Unterarm sind noch gezeichnet durch die schweren Verbrennungen. Im Januar wird er von Dr. Ingo Kuhfuß in Hagen ein zweites Mal operiert. © WP | Michael Kleinrensing

Valmir ist nicht das erste Kind, das Dr. Kuhfuß operiert. Immer wieder fragt die Organisation Friedensdorf International, die Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten eine medizinische Behandlung in Europa ermöglicht, in der katholischen Klinik in Hagen an. Und immer wieder übernimmt der Träger die Kosten für die Eingriffe. So wie bei Valmir, für den die beiden Operationen tausende Kilometer entfernt von seiner Heimat und seiner Familie der Start in ein neues Leben sind.

Lange Suche nach einer Klinik

Seit fast einem Jahr lebt Valmir mit 180 anderen Kindern aus den verschiedensten Ländern im Friedensdorf International in Oberhausen. Er ist mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Hazil, der ebenfalls schwere Verbrennungen erlitten hat, nach Deutschland gekommen. „In seinem Fall hat es leider länger gedauert, bis wir eine Klinik gefunden haben, die bereit war, die beiden Operationen durchzuführen“, sagt Saskia Kosi, Mitarbeiterin im Friedensdorf, die sich um Valmir kümmert. „Sein Bruder konnte bereits im Oktober in Bonn erfolgreich operiert werden.“

Sie müssen draußen gespielt haben. Es hat irgendwie ein Feuer gegeben. Die Kinder wollten es löschen, haben sich dabei schwerste Brandverletzungen zugezogen.
Saskia Kosi, Friedensdorf International

Wie genau es zu den schweren Verletzungen der Kinder gekommen ist, weiß Saskia Kosi nicht. „Sie müssen draußen gespielt haben. Es hat irgendwie ein Feuer gegeben. Die Kinder wollten es löschen, haben sich dabei schwerste Brandverletzungen zugezogen.“

Erste Operation in Angola

Schon in seiner Heimat musste Valmir operiert worden sein. „Es ist Haut transplantiert worden“, sagt Dr. Ingo Kuhfuß, „allerdings ohne große Erfolge zu erzielen.“ Es bildeten sich Kontraktionen. Die Hände standen im rechten Winkel nach oben.

Wir prüfen zunächst vor Ort und fliegen die Kinder dann nach Deutschland.
Saskia Kosi, Friedensdorf International

Weil seine Eltern kein Geld aufbringen können, um eine kostspielige Behandlung zu zahlen, springt Friedensdorf International ein. „Wir prüfen zunächst vor Ort und fliegen die Kinder dann nach Deutschland“, erklärt Saskia Kosi das Vorgehen der Organisation, die sich auch darum kümmert, die medizinische Situation in den Herkunftsländern der Kinder zu verbessern.

Freundschaften im Friedensdorf

In Oberhausen leben die Kinder - viele von ihnen stammen aus Afghanistan - zusammen. „So entstehen Freundschaften“, sagt Saskia Kosi, „das Heimweh wird nicht zu groß.“ Kontakt zu den Eltern halten Valmir und sein Bruder durch Briefe. Auch Fotos der beiden Jungen, die mit ihren Eltern in der Hauptstadt Luanada leben, werden immer wieder per Post nach Angola geschickt. In Hagen wiederum kümmert sich eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Aktion Friedensdorf um Valmir. „Sie hat ihn nach der Arbeit immer wieder auf der Station besucht“, sagt Saskia Kosi, „und das Pflegepersonal hat sich ganz toll um ihn gekümmert.“

Die Menschen auf der Station und Dr. Ingo Kuhfuß, jener Mediziner, der Valmir aus Angola den Start in ein neues Leben ermöglicht.