Hagen. Orangefarbene Luftballons steigen in Hagens City in den Himmel und symbolisieren, wie viele Frauen durch Partnerschaftsgewalt ermordet wurden.

Die orangefarbenen Luftballons steigen in den grauen Himmel. Sie symbolisieren 133 Frauen, die im vergangenen Jahr in Deutschland ermordet worden sind - und das aufgrund ihres Geschlechts. Mit der Aktion machen Hagener Institutionen am „Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen“ in der Innenstadt auf sich aufmerksam.

Vor und in der Buchhandlung Thalia in der Elberfelder Straße haben sich zahlreiche Frauen versammelt, um Gewalt und Ungerechtigkeit sichtbar zu machen. „Das Datum des Tages ist eigentlich der 25. November“, sagt Sabine Michel von der Gleichstellungsstelle der Stadt Hagen, die gleichzeitig auch Vorsitzende des „Rundes Tisches“ an der Volme ist. Und weiter: „Doch wir veranstaltet den Aktionstag am 24. November. Freitags ist die Innenstadt gut gefüllt, außerdem ist auch noch ,Black Friday‘.“

Es ist fünf nach zwölf

Die farbigen Luftballons, die um 12.05 Uhr - also um „fünf nach zwölf“- in die Luft steigen, sind mit Flyern versehen. „Wer einen Luftballon irgendwo findet, erfährt durch den Flyer, worum es geht und erhält wichtige Informationen“, erläutert Katharina Siewert, seit 2019 Leiterin des Hagener Frauenhauses. Siewert spielt damit auf die auf der Karte aufgelisteten Hilfsorganisationen samt Telefonnummern hin.

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„Jede dritte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben Opfer häuslicher Gewalt - von sexueller, von physischer oder von psychischer“, sagt die Leiterin des Frauenhauses und unterstreicht damit die Brisanz des Themas. „Gewalt gegen Frauen ist auch in Hagen immer noch ein absolutes Tabuthema“, weiß die Expertin, die auch deshalb mit ihren Mitstreiterinnen auf die Straße - in diesem Fall in die Fußgängerzone - geht.

Kaum zu übersehen, die vielen Frauen, die sich am Aktionstag in Hagen beteiligen.
Kaum zu übersehen, die vielen Frauen, die sich am Aktionstag in Hagen beteiligen. © WP | Michael Kleinrensing

Gabriele Förster, Filialleiterin bei Thalia in der Elberfelder Straße, unterstützt die Aktion seit acht Jahren. „Und das mit voller Überzeugung. In Hagen gibt es einen wirklich starken und gut funktionierenden ,Runden Tisch‘, der sich um betroffene Frauen kümmert.“ Gabriele Förster ist Mitglied im Frauennetzwerk und stellt im Erdgeschoss einen Teil der Buchhandlung für den Aktionstag gern zur Verfügung.

Erschreckend hohe Zahl

Die Zahl ist erschreckend: Im vergangenen Jahr ist ein Anstieg von Gewalttaten gegenüber Frauen um 9,4 Prozent zu verzeichnen. „Nach der Coronazeit ist die Zahl der gemeldeten Fälle deutlich gestiegen“, sagt Katharina Siewert, fügt jedoch an: „Wir gehen allerdings davon aus, dass die Zahl während der Pandemie auch schon sehr hoch war. Doch in der Covid-19-Phase war die Dunkelziffer mit Sicherheit extrem hoch.“

Eine Erklärung dafür hat die Leiterin des Hagener Frauenhauses auch parat: „In der Corona-Zeit waren die Menschen mit neuen Ängsten beschäftigt. Viele Frauen hatten große Angst, an dem unbekannten Virus zu erkranken und haben sich in ihrem privaten Schutzraum aufgehalten, ohne vielleicht Hilfe bei Vertrauten oder beim Frauenhaus zu suchen.“

Runder Tisch besteht seit 20 Jahren

Zum Hintergrund: Der „Runde Tisch gegen häusliche Gewalt Hagen“ besteht seit rund 20 Jahren. Er setzt sich für Frauen und ihre Kinder ein, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Weitere Informationen zum „Runden Tisch“ finden Interessierte auf der Internetseite www.hagen-gegen-hausliche-gewalt.de. Zusätzlich ist das bundesweite „Gewalt gegen Frauen“-Hilfetelefon unter der Nummer 08000 116 016 an 365 Tagen im Jahr kostenfrei erreichbar und bietet Betroffenen die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, kompetent, sicher und barrierefrei beraten zu lassen.