Hagen. Am 24. November, dem letzten Tag des Kaufhofs in Hagen, stöberten viele Schnäppchenjäger durch den Laden. Inventar und Deko wurden verkauft.

Ein letzter Rundgang: Rappelvolle Gänge, ein Gedränge, als gäbe es etwas umsonst und herumwuselnde Menschen mit Regalbrettern, Schubladen oder Weihnachtssternen in den Armen - der Kaufhof in Hagen wurde am Freitag, 24. November, komplett leer gezogen.

Bald besenreine Übergabe

Die insgesamt 12.000 Quadratmeter große Fläche des früheren Warenhauses in der Fußgängerzone soll in wenigen Tagen besenrein dem Besitzer der Immobilie, der Lenz & Saas Immobilienanlagen GmbH, übergeben werden. Deshalb hieß es jetzt tatsächlich „Alles muss raus“.

Einen Fünfer für Kleiderbügel

Eine Kundin schleppt ein Dutzend Kleiderbügel zur provisorisch aufgebauten Kassenzone. „10 Euro“, sagt Ares Krebs, Projektbeauftragter der Einzelhandelsberatung Leicht & Co. GmbH. Der 54-Jährige ist Verwerter und wickelt den Abverkauf des Inventars ab. „Aber der Mitarbeiter da vorne meinte, die Bügel kosten fünf Euro“, sagt die Kundin mit forscher Stimme. Ares Krebs lacht, „ja, wenn er das gesagt hat, dann geben Sie mir einen Fünfer“.

Verwerter Ares Krebs im Gespräch mit Kundin Vivian Stegen.
Verwerter Ares Krebs im Gespräch mit Kundin Vivian Stegen. © WP | Michael Kleinrensing

Seit 11 Uhr ist beinahe „Land unter“ im früheren Kaufhof. Im Erdgeschoss geht es zu wie in einem Bienenschwarm, Sicherheitsleute haben alles im Blick, damit es nicht zu trubelig auf der Fläche zugeht.

Insolventer Kaufhof seit Monaten geschlossen

Zur Erinnerung: Der insolvente Kaufhof in der Elberfelder Straße ist seit Monaten geschlossen; über einige Wochen wurde das Inventar zum Schnäppchenpreis verkauft - allerdings nur mit Terminabsprache und aus dem Lager heraus. Das eigentliche Geschäft blieb geschlossen. Anders heute, da öffnet der Kaufhof ein letztes Mal für jedermann.

Eine weitere Kundin legt sechs Plexiglashalter und eine Rolle doppelseitiges Klebeband auf die Theke des Verwerters. Ein kurzer Kennerblick - Ares Krebs ist seit 23 Jahren bei Leicht & Co. beschäftigt und hat in seinem Leben weit über 100 Läden abgewickelt - und dann fällt die Summe: „Zwei Euro für alles zusammen.“ Kundin Karin strahlt, „das ist ja mal ein echtes Schnäppchen. Die Sachen sind für meinen Mann, der wird sich freuen“.

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Einkaufswagen im 4er-Set sollen 100 Euro bringen, Rollbretter zehn Euro, große Lichterketten für den Tannenbaum ebenfalls zehn Euro. „Wenn eine Frau nett lächelt, wird‘s günstiger“, sagt der 54-Jährige augenzwinkernd. Die im Kassenbereich anstehenden Kundinnen bekommen den Satz nicht in den falschen Hals, sondern fassen ihn scherzhaft auf, „na - dann gehen Sie mit dem Preis mal noch zwei, drei Euro runter“.

Ich steh‘ total auf ausgefallene Deko
Angelika, die 65-Jährige stöbert durch den Kaufhof

„Ich steh‘ total auf ausgefallene Deko“, schwärmt Angelika und betrachtet versonnen einen Schaufensterpuppenkopf aus weißem Kunststoff. Die 65-Jährige ist gebürtige Hagenerin, lebt aber seit einigen Jahren in Wetter. „Ich war Stammkundin im Kaufhof, hab‘ dort immer gern eingekauft. Im Kaufhof gab‘s schließlich alles. Schade, dass es das Geschäft nicht mehr gibt.“

Inventar und Dekoartikel gehen zum Schnäppchenpreis weg.
Inventar und Dekoartikel gehen zum Schnäppchenpreis weg. © Hagen | Michael Kleinrensing

Angelika trägt den Puppenkopf vorsichtig zur Kasse. „Das macht 30 Euro.“ Die Summe ist Angelika zu hoch, sie stellt den Dekoartikel zurück ins Regal. „Dann eben nicht“, sagt sie mit enttäuschter Stimme, stutzt dann aber und fügt an: „Vielleicht auch doch, ich überleg‘s mir noch mal.“

Kühlschrank für 20 Euro

Horst schiebt stolz wie Bolle auf einem Rollbrett einen 150-Liter-Kühlschrank in Richtung Ausgang. „Das war der letzte, ich hab‘ 20 Euro für den Kühlschrank bezahlt.“ Ob er das Gerät auf Funktionstüchtigkeit getestet hat? „Nein, aber der Mitarbeiter dort hinten hat mir versichert, dass Großgeräte vor dem Abverkauf gecheckt worden seien“, sagt Horst. Besagter Mitarbeiter von Leicht & Co nickt: „Ja, mit Strom sieht es hier heute schlecht aus. Aber wir haben alle Elektrogeräte überprüft.“ Horst vertraut der Aussage, „das wird schon stimmen. Außerdem für 20 Euro ...“