Hagen. Die Brücke, die in Delstern mit der Innenstadt von Hagen verbindet, pfeift aus dem letzten Loch. Warum das Tempolimit so wichtig ist,
Die Chaostage liegen noch gar nicht so lange zurück: Da quälten sich Lkw- und Pkw-Kolonnen mitten durch den Stadtteil Eilpe, um die Innenstadt von Hagen zu erreichen. Eigentlich soll der Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße 54, der seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke an der A 45 erheblich zugenommen hat, auf eben jener Strecke bleiben, die am Hang entlang über eine Brücke führt. Aber genau die ist das Dauerproblem. Sie ist der zunehmenden Belastung nicht gewachsen, musste zeitweise gar komplett gesperrt werden und ist derzeit nur einspurig befahrbar, um das marode „Bauwerk zu schützen“.
Vier Monate, so hatte der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW erklärt, solle das Provisorium halten. Vorausgesetzt, alle halten sich an die Regeln. Denn: Tempo 10 gilt nun auf der langen Brücke, auf der sich Autofahrer angesichts der Breite der Fahrbahn durchaus mal angespornt fühlen, das Gaspedal richtig durchzutreten. Am Übergang, wo die defekten Lager durch ein Provisorium ersetzt worden sind, werden die Verkehrsteilnehmer nun angehalten, ihre Geschwindigkeit derart zu reduzieren, dass flotte Fußgänger Schritt halten könnten.
Lkw belasten die Brücke stark
Und diese Maßnahme gilt hier nicht ohne Grund: „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie die Konstruktion leidet, wenn Lastwagen auf die Brücke auffahren“, sagt Andreas Berg, Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW. Daher sein dringender Appell an alle Verkehrsteilnehmer: „Halten sie sich bitte an das Tempolimit.“
Das Szenario, das droht, wenn die sogenannte Notinstandsetzung nicht hält, kennen die Eilper nur zu genau. Auch die Politiker in der Bezirksvertretung Eilpe/Dahl hatten in der letzten Sitzung vor einem erneuten Verkehrskollaps im Berufsverkehr gewarnt und sich nach einem Termin erkundigt, an dem weiter gebaut wird. Den gibt es noch nicht. Dafür aber diese klare Ansage: „Wenn die Brücke nicht hält, müssen wir erneut sperren“, sagt Andreas Berg und erklärt, dass das Bauwerk regelmäßig auf mögliche Veränderungen untersucht werde. „Immerhin gibt es bislang keine Auffälligkeiten.“
Lager werden ausgetauscht
Eine Sperrung könnte auch erneut nötig sein, wenn das Bauwerk endgültig saniert wird. Wann der erforderliche Austausch der defekten Lager und die Sanierung des Übergangs genau über die Bühne gehen sollen, ist noch völlig offen. „Wir sind mit der ausführenden Firma schon in einem engen Austausch“, sagt Andreas Berg und verweist gleichzeitig darauf, dass es am Ende vier Beteiligte sind, die mitreden: der Auftragnehmer, der Auftraggeber Straßen NRW, das ausführende Planungsbüro und am Ende auch die Deutsche Bahn, deren Gleise unter der Brücke entlang führen.
„Wir brauchen für die Arbeiten Sperrpausen“, sagt Andreas Berg. Will sagen: Zeiten, in denen die Bahn die Strecke nicht nutzen kann. Und genau das macht die Planung kompliziert. „Wir müssen uns da eng mit der Bahn absprechen.“ Wenngleich auch Berg betont, dass die Bahn ein hohes Interesse daran habe, dass die Brücke dauerhaft instand gesetzt werde.
Auch Brücken in der Nachbarschaft defekt
Dass die Stadt nicht alleine steht, ist da nur ein schwacher Trost: Im Hagener Stadtgebiet sowie im Märkischen Kreis und dem Ennepe-Ruhr-Kreis sind zehn Brücken so sehr in die Jahre gekommen, dass sie nicht mehr ohne Einschränkung (z.B. Tempo- oder Gewichtsbeschränkung) zu befahren sind. Und das sind nur die, die in Verantwortung des Landesbetriebs liegen - und nicht in der von Kommunen. Auffällig: Mehr als die Hälfte dieser Brücken liegen auf den Strecken, die seit der Sperrung der Autobahn 45 wegen der damals einsturzgefährdeten und mittlerweile gesprengten Talbrücke Rahmede vermehrt genutzt werden.