Hagen. Die Verwaltung möchte rund um den Hauptbahnhof der Stadt Hagen ein neues Gesicht geben. Eine Projektgruppe übernimmt die Koordination.
Es ist ein Schlüsselprojekt für die Stadt, eine Weichenstellung mit höchster Symbolkraft: Wenn Vertreter des Rathauses über die Entwicklungspläne rund um den Hagener Hauptbahnhof sprechen, wird an Superlativen kaum gespart. Ebensowenig an Anglizismen: Schließlich sei im Rahmen des „Hagen Valley“-Prozesses es von zentraler Bedeutung, die „Westside“ der „Station Area“ mit der „Eastside“ über einen „City Link“ miteinander zu verbinden und somit einschließlich eines „Mobility-Hub“ die Grundlagen für einen Neuaufbruch zu schaffen. Mithilfe einer neuen Projektgruppe wollen daher Planungs-, Verkehrs- und Umweltexperten der Stadt sowie die Hagen-Wirtschaftsentwicklung jetzt koordiniert und entlang eines klar definierten Zeitplans die nach Jahren des effektfreien Drüberredens und Drumherumschwurbelns längst als Luftschlossromantik verspotteten Ideen schrittweise Realität werden lassen.
„Es handelt sich um das zentrale Projekt, das die Zukunft Hagens bestimmen wird“, ordnet Stadtbaurat Henning Keune die Bedeutung des Themas ganz oben in der Prioritätenliste der Stadt ein. „Wir sind eben nicht bloß Industrie- und Stahlstandort, sondern müssen auch ein Standort für hochwertige Arbeitsplätze werden“, hält er einen Mangel in diesem Jobsegment für ungesund. „Die Tallagen, die einst die Keimzellen der Stadt waren, sind längst zu Problemlagen geworden“, plädiert er dort für eine Entflechtung von Wohnen und Wirtschaft. Die Entwicklung rund um das Hagener Bahnhofsquartier biete hier die einmalige Chance für ein Innovationsquartier für Unternehmen, die gerne forschen, beraten, repräsentieren oder auch managen, und somit für einen gesamtstädtischen Impuls.
Außergewöhnliche Lage soll Investoren locken
Dabei hebt Keune vor allem die außergewöhnliche räumliche Konstellation hervor. Einerseits der Zusammenfluss von Volme und Ennepe im Herzen einer Stadt, andererseits ein regional bedeutsamer ICE-Haltepunkt: „Das sind Qualitäten, aus denen wir auf der Westside für Arbeitgeber ein Paket schnüren müssen, das den Standort wieder für Investoren attraktiv macht. Hagen soll wieder zu einer modernen Stadt werden.“
Gleichzeitig betrachtet der Baudezernent das Areal an der Bahnhofshinterfahrung zwischen der alten Schraubenfabrik und dem ehemaligen TWB-Betriebsgelände an der Mündung der Ennepe nicht bloß als Retentionsfläche für kommende Hochwasser, sondern nach der Beseitigung des Betondeckels über der Volme zugleich als potenzielle Parkanlage mit reduziertem Gastro-Angebot. Parallel soll die Stadtseite des Hauptbahnhofes (Eastside) unter der Regie der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) als Sanierungsgebiet mit vereinfachten Durchgriffsrechten städtebaulich attraktiviert werden. Verbindungsachse zwischen den Flächen wird mit Priorität – also in drei bis fünf Jahren – der Werdestraße-Tunnel (City Link); bis zur Verbindung mit den Bahnsteigen werden absehbar sogar acht bis zehn Jahre ins Land ziehen.
Qualität vor Geschwindigkeit
In einem ersten Schritt wird jetzt eine Meilensteinplanung erstellt, um bei der Münchner Expo-Real-Immobilienmesse 2024 potenziellen Interessenten zumindest einmal einen Zeitplan präsentieren zu können. „Dieses Thema wird diese Stadt noch über Jahre begleiten“, verspricht Keune weiterhin keine schnellen Erfolge, „aber wir müssen uns die Zeit nehmen, diese Fläche sauber zu entwickeln“. Die neue Projektgruppe unter der Leitung von Marianne Schiedemann (Stadtentwicklung) soll bei diesem Thema das Wirken im Rathaus verbindlich koordinieren, den Rhythmus straffen, klare Taktungen vorgeben und die Prozesse kontrollieren.