Hagen. Natürliche Geburt oder Kaiserschnitt? Hagener Mütter erzählen von ihrer Geburt und blicken auf ein Thema, das sonst wenig Öffentlichkeit findet:
Immer mehr Kinder werden mittlerweile per Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Das kann eine bewusste Entscheidung der Mütter oder Familien sein oder aber wird von den Ärzten entschieden, weil es medizinisch notwendig ist. Hagener Mütter haben der Redaktion erzählt, wie sie ihre Geburt erlebt haben, warum sie sich gegen oder für einen Kaiserschnitt entschieden haben und welche Erfahrungen sie damit gemacht haben. Sie geben Einblicke in ein Thema, über das wenig in der Öffentlichkeit gesprochen wird:
Patricia Thomm: „Ich habe vor zwei Jahren meine Tochter durch einen Kaiserschnitt bekommen. War auch eigentlich so geplant, da es das erste Kind mit 45 war und ich zusätzlich einen zu hohen Blutdruck hatte. Die Kleine meinte, sie wollte 6 Wochen vor dem Termin zur Welt kommen. Die behandelnde Ärztin wollte mich unbedingt zu einer vaginalen Geburt überreden. Da in den Wehen immer wieder die Herztöne unserer Tochter verschwanden, ging es, nachdem die Oberärztin es mitbekam, ruckzuck. War innerhalb von 20 Minuten im OP, es gab noch schnell eine Spinale und dann ging alles ganz schnell. Würde immer wieder einen Kaiserschnitt machen lassen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Frauen fand ich die Geburt nicht schlimm und habe auch keine Gewissensbisse. Hauptsache Mutter und Kind geht es danach gut. Die Narbe ist kaum sichtbar. Erholen war nicht so wirklich nötig und auch kaum möglich, da die Kleine erst auf der Kinderintensiv- und dann fast zwei Wochen noch auf der Frühchenstation lag. Klar hat man Schmerzen, aber dagegen bekommt man was. Dienstagabend entbunden, Freitagmorgen entlassen.“
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Hebe Iuventas: „Wenn der Kaiserschnitt medizinisch notwendig ist (dafür gibt es viele Gründe), ist er genau richtig, allerdings verstehe ich diese geplanten Kaiserschnitt-Geburten absolut nicht. Sie sind für mich unnötig. Ich habe meine Tochter im AKH vor zwei Jahren normal zur Welt gebracht und es war alles top.“
Sabina Brina: „Ich habe alle vier Kids normal entbunden, ich persönlich würde freiwillig keinen Kaiserschnitt machen lassen.“
Angie Sonnenberg: „Ich hatte 2018 meinen Kaiserschnitt und habe mich selber dafür entschieden. Ich wurde gut aufgenommen und gepflegt in Haspe. Leider gibt es die Geburtsstation nicht mehr. Ich habe als Erfahrung mitgemacht, wie ein Kaiserschnitt abläuft, da ich schon drei normale Geburten hatte. Es war mein allererster Kaiserschnitt, dazu ein Wunsch-Kaiserschnitt, da mein Sohn in der Zeit mit dem Popo nach unten lag. Die OP ist gut verlaufen, es wurde sich gut um mich gekümmert. Anschließend ist die Narbe gründlich untersucht worden, Pflaster wurden auch oft gewechselt, also es war einfach angenehm und freundlich, man hat sich zu Hause gefühlt. Ich war fünf Tage im Krankenhaus.“
Manuela Wiedemann: „Ich hatte im April dieses Jahr einen medizinisch notwendigen Kaiserschnitt in Herdecke und kann nur Gutes berichten. Gute Aufklärung, klasse Hebamme und OP-Team und sofortige Kuschelzeit im OP. Das Kind war keine Minute in fremden Händen, sondern direkt bei mir.“
Kathy Rinti: „Bei beiden Kindern musste, nach langen Wehen etc., ein Notfallkaiserschnitt gemacht werden, beide waren medizinisch erforderlich. Damals war man noch zehn Tage stationär! Für mich als Mutter fühlt es sich heute sogar noch manchmal komisch an, ich wollte meine Kinder, vor allem auch das zweite, normal bekommen… Man fühlt sich so, als wenn man kein Kind geboren hätte und ich habe es auch hier und da, sogar von der Hebamme bei der Geburt meines Patenkindes, wo ich meiner Freundin Beistand geleistet habe, gesagt bekommen: ,Sie können gar nicht mitreden, Sie haben Ihre Kinder auf „dem einfacheren Weg bekommen.“ Das hatte richtig gesessen, bis heute.“
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Kim Dro: „Ich habe mich zweimal bewusst für einen Kaiserschnitt entschieden und die Entscheidung auch nie bereut.“
Ramona Piwkowski: „Ich wollte freiwillig einen Kaiserschnitt, das war 2016. 4 von 5 Ärzten sagten, sie würden eine Makrosomie bei meinem Kind vermuten und mir wurde geraten, das Kind früher zu holen. Ich habe aber auf eine natürliche Geburt bestanden. Das Ende vom Lied war, dass 10 Tage lang mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht wurde, die Geburt einzuleiten – und da gibt es vieles auch sehr Unangenehmes. Ich habe nicht aufgegeben, aber leider haben mich meine Kräfte verlassen, als es zu einer Einleitung mit Ballon kam, was auch fehlgeschlagen ist und was sehr schmerzhaft war. Ich habe um einen Kaiserschnitt gebeten, weil ich nicht mehr konnte, die Ärzte, Schwestern und Hebammen in Witten haben mich super aufgefangen und standen mir liebevoll zur Seite, als ich das Gefühl hatte, versagt zu haben. Mir wurde gesagt, sie hätten noch nie jemanden erlebt, der so lange durchgehalten hat. Körperlich war der Kaiserschnitt die richtige Entscheidung, aber psychisch hatte ich viele Jahre damit zu kämpfen.“