Hagen. Die Supermarkt-Kette Rewe will 15 der 62 insolventen Real-Märkte kaufen. Können die Mitarbeiter im Real-Warenhaus in Hagen-Haspe nun aufatmen?
Vielleicht ist bald Aufatmen angesagt. Denn ein Hoffnungsschimmer ist – auch für Hagen – abzusehen: Die insolvente Supermarkt-Kette „Mein Real“ könnte, so teilte am 30. Oktober das Kartellamt mit, vom Kölner Handelsriesen Rewe übernommen werden. Insgesamt geht es um 15 von insgesamt 62 Standorten in ganz Deutschland – Hagen ist darunter.
+++ Lesen Sie auch: Westfalia-Marktleiter: „Kunden stehen in Insolvenz zu uns“ +++
In Hagen ist Real im Hasper Zentrum ansässig
In Hagen findet Kunden einen „Mein-Real“-Markt in Haspe in der Vollbrinkstraße 9. Der Supermarkt wird dort, also im Hasper Zentrum, seit 2005 betrieben. Ob Rewe die Real-Filialen allerdings tatsächlich kaufen wird, ist von mehreren Faktoren abhängig, zum Beispiel müssen Gespräche mit den unterschiedlichen Vermietern der Gewerbeobjekte geführt werden.
+++ Lesen Sie auch: Frauenpower: So tickt die neue Chefin des Kulturbüros +++
Rückblick: Aufgrund einer finanziellen Schieflage hatte die britische SCP-Gruppe, zu der „Mein Real“ gehört, vor gut einem Monat (Ende September) Insolvenz in Eigenverantwortung angemeldet. Ziel sei es, so SCP, möglichst alle Real-Märkte zu verkaufen. Rund 5000 Mitarbeiter derzeit sind in den 62 Märkten beschäftigt.
Ungewissheit über die Zukunft quält die Mitarbeiter
Anfang Oktober hieß es seitens des Unternehmens, der Betrieb ginge bis auf weiteres weiter und Löhne und Gehälter würden weitergezahlt, doch die Ungewissheit über die Zukunft quält die Mitarbeiter seitdem.
Und auch die Tatsache, dass der Supermarkt in Haspe vor einiger Zeit modernisiert und zu einem Flagship-Store (Vorzeigeobjekt) umgestaltet wurde, heißt letztendlich nicht viel.
Aufwendig saniert
Konkret: Vor fünf Jahren wurde der Real-Markt an der Vollbrinkstraße 9 aufwendig saniert. Die Gemeinnützige Wohnstättengemeinschaft (GWG) und der Handelskonzern investierten dort gemeinsam einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Das damals schon lange in die Jahre gekommene Geschäft wurde über Monate (bei laufendem Betrieb) in einen Markt umgestaltet, in dem der Bereich Lebensmittel an Bedeutung gewann.
+++ Lesen Sie auch: Hagen: Freiraum für Familien mit besonderen Kindern +++
Der Markt in Haspe hat eine stattliche Größe; er ist ca. 4100 Quadratmeter groß, knapp 60.000 Artikel werden dort angeboten. Die Größe sowie das vielschichtige Sortiment der Real-Filialen scheint jedoch nicht mehr in die aktuelle Handelslandschaft zu passen.
Frank Nowak, Marktleiter in Haspe, war am 30. Oktober für unsere Zeitung nicht zu sprechen.
Das verbirgt sich hinter dem Begriff „Insolvenz in Eigenverantwortung“
Laut deutscher Insolvenzordnung versteht man darunter die Möglichkeit eines Schuldners, die Insolvenzmasse unter Aufsicht eines Sachwalters selbst zu verwalten und über sie zu verfügen. Der eigenverwaltende Schuldner wird so gleichsam zum Insolvenzverwalter in eigener Sache.
Seit einer Änderung der Insolvenzordnung im Jahre 2012 durch das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen findet diese besondere Spielart des Insolvenzverfahrens häufig Anwendung. Gerade in mittleren und großen Insolvenzfällen hat die Eigenverwaltung inzwischen ihren festen Platz in der deutschen Insolvenz- und Sanierungspraxis gefunden.
Der Sinn der Eigenverwaltung ist die Nutzung des vorhandenen unternehmerischen Know-hows bei der Sanierung, sofern sich das insolvente Unternehmen bzw. dessen Geschäftsführung nicht vor der Insolvenz durch Missmanagement diskreditiert hat.