Kuhlerkamp. Während sich auf der „Westside“ hinter dem Bahnhof in Hagen nichts tut, ist ein 20-Millionen-Projekt nebenan auf der Zielgeraden.
„Hagen Valley“, Westside, Dreiecksfläche, Tunneldurchstich, City-Erweiterung – was ist nicht alles in Planung rund um den Bereich hinter dem Bahnhof. Entstanden ist – bis auf die gut frequentierte Bahnhofshinterfahrung – noch nichts. Nun aber erwacht, erschlossen durch eine Straßenanbindung, die alte Schraubenfabrik an der Plessenstraße – einst die Keimzelle des Industrie-Reichtums Hagens – zu neuem Leben. 2024 eröffnet in diesem Industriedenkmal ein Gesundheitscampus mit Hotel und Tagungsräumen. Ein 20-Millionen-Projekt, so zumindest der Stand zu Beginn der Planungen, befindet sich auf der Zielgeraden.
Hendrik Klose ist Projektmanager bei der Aschke Seminare Qualifizierung GmbH. Das ist ein Aus- und Weiterbildungsträger mit Hauptsitz in Witten, der den Einstieg in die Bereiche Pflege, Gesundheit und Soziales ermöglicht. Salopper formuliert: eine Pflegeschule. Das Unternehmen Aschke wird das im Umbau befindliche (technische) Industriedenkmal künftig mit Leben füllen. Mit einer Gastronomie, Räumen für Seminare und Workshops, einem kleinen Museum zur Geschichte des Gebäudes, einem Gesundheitscampus als Herzstück, Übungsräumen, Lounges, Büros sowie einem Hotel und Suiten.
„Arbeiten an unserer Vision“
Während das Unternehmen bei seinem Vortrag im Stadtentwicklungsausschuss noch Ende des ersten Quartals 2024 als Fertigstellungstermin nannte, ist auf Nachfrage dort das zweite Quartal wahrscheinlicher. Auf die kalendarischen Feinheiten kommt es im Prinzip auch nicht an, vielmehr auf die Botschaft, die das Unternehmen neben einem intensiven und legitimen Werbeblock in eigener Sache bei der Politik zu hinterlassen schien: Wir agieren, wir arbeiten an einer Vision – nun sind Stadt und Politik am Zug, Hagen „Valley“, die Westside und die Anbindung an den Bahnhof zu entwickeln.
Bauträger des Gesundheitscampus-Projekts, so hieß es beim Vortrag im Ausschuss, ist die Schmidt-Hansen-Group aus Hagen. Hinter dem Projekt stehen aber noch mehrere Investoren. Ob die einst avisierten Baukosten angesichts von Krieg, Rohstoffmangel und Lieferengpässen gehalten werden können, ist derzeit öffentlich nicht beantwortbar. Eine Rückrufbitte bei der Schmidt-Hansen-Group bleibt bislang unbeantwortet.
Noch keine Bushaltestelle
Das Unternehmen Aschke, so referierte Hendrik Klose, wird seine Kapazität in dem Gebäudekomplex, der einst mächtige Größe hatte und bis in die Sedanstraße reichte, verdoppeln können auf 540 Auszubildende. Die meisten von ihnen, so Klose, würden mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Und das aus einem Umkreis von bis zu 20 Kilometern. Weder eine Bushaltestelle gibt es vor dem Gebäude noch tut sich was bei der geplanten Verbindung zwischen Gleisbereichen und Westside, die oft als Filetstück der Städteplanung bezeichnet wird.
Vorrangiges Ziel der Stadtplaner im Rathaus für das Bahnhofsquartier bleibt es, die Innenstadt mit Ennepe und Volme – also auch mit dem Gesundheitscampus – zu verbinden und auf der 26.000 Quadratmeter großen Westside ein neues Dienstleistungsquartier zu schaffen. Dafür sollen mit Priorität sowohl der arg marode, aber weiterhin vorhandene Tunnel Werdestraße reaktiviert und mit Gleiszugängen versehen werden (Gesamtkosten etwa 10,6 Millionen Euro) als auch im Anschluss der Personentunnel zu den Bahnsteigen um etwa 15 Meter in Richtung Westside (Kosten: 10,1 Millionen Euro) verlängert werden.
Baudezernent Henning Keune erklärte im Stadtentwicklungsausschuss, dass für dieses Thema, aber auch um die Entwicklungen des neuen Quartiers eine Stabsstelle in seinem Dezernat gebildet worden sei. Zur nächsten Sitzung wolle man mit einer Informationsvorlage an die Politik herantreten. Auf Nachfrage aus der Politik, wo denn eigentlich Parkplätze an der alten Schraubenfabrik angesiedelt werden, verwies Aschke-Projektmanager Hendrik Klose zwar auf eine dafür vorgesehene Fläche vor der alten Fabrik, generell aber sagte er: „Man will ja grüner werden in dieser Stadt. Und deshalb soll jeder mit öffentlichen Verkehrsmitteln uns erreichen können.“