Hagen. Die Sanierung des Ischelandteichs lässt weiter auf sich warten: Trotz eines Votums der Politik setzt die Hagener Verwaltung andere Prioritäten.

Dem Ischelandteich am Rande von Altenhagen werden viele Rollen zugeschrieben: Er dient als grünes Idyll, als Erholungsraum für einen Stadtteil ohne nennenswert Grünflächenqualitäten, als Klima- und Hitzeregulativ, aber auch potenzielles Element eines Schwammstadtkonzeptes. Doch in der Realität gleich das Innenstadtgewässer zurzeit eher einer verschlammt-stinkenden Kloake, die alles andere als attraktiv und ökologisch gesund wirkt. Seit Jahren versucht die Politik eine Sanierung auf den Weg zu bringen. Doch die Verwaltung hat jetzt erst einmal entschieden, den Fokus auf das Seepark-Projekt am Ruhrstausee in Hengstey zu richten – der Ischelandteich und die Menschen in dem hochverdichteten Quartier müssen sich weiter hinten anstellen und zumindest auch den nächsten Sommer erneut an einem übelreichenden, charmebefreiten Gewässer erdulden.

Mehr als ein Jahr ist es inzwischen her, dass die Mandatsträger in der zuständigen Bezirksvertretung Mitte die Verwaltung einstimmig beauftragten, ein Sanierungskonzept zu erarbeiten, das sowohl die 14.000 Quadratmeter große Gewässerfläche als auch die Parkanlage umfasst, um dem Areal eine qualitätvolle Erholungsfunktion zurückzugeben. Zudem, so die Idee der Politik, sollte in Verbindung mit der Grünachse hinter dem Westfalenbad und dem Sportpark Ischeland ein Schwammstadtkonzept mitgedacht werden, das zugleich den Erhalt des Teiches sichert. Denn zuletzt hatte nicht bloß der Ausfall der spektakulären Wasserfontäne, sondern auch ein Versiegen von Humpert- und Ischelandbach dafür gesorgt, dass das Teichwasser umkippte und sich mit einer Schicht aus matschig-grünem, fauligem Algenmüll überzog. Sauerstoffmangel drohte dem Leben im stark aufgewärmten Wasser den Garaus zu machen. Geschehen ist seitdem faktisch nichts.

Verwaltung ändert Prioritäten

Nachdem ein erster Versuch, Mittel aus einem Fördertopf abzugreifen aufgrund der Kürze der Zeit scheiterte, stellte die Verwaltung im April dieses Jahres noch in Aussicht, das Projekt für das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ vorsehen zu wollen: vorbereitende Untersuchungen würden eingefädelt und eine Projektskizze für eine klimaangepasste Umgestaltung des Ischelandparks als grüne Erholungsfläche für Altenhagen entwickelt, so die Zusage aus dem Frühjahr.

Eine angenehme Aufenthaltsqualität kann der Ischelandteich den Bürgern schon lange nicht mehr bieten.
Eine angenehme Aufenthaltsqualität kann der Ischelandteich den Bürgern schon lange nicht mehr bieten. © WP | Michael Kleinrensing

Doch nach der Sommerpause waren die Prioritäten urplötzlich neu sortiert. Der Verwaltungsvorstand um Oberbürgermeister Erik O. Schulz hatte kurzerhand entschieden, das Bundesprogramm exklusiv für das Hengsteyer Seepark-Projekt anzapfen und nicht etwa durch eine Konkurrenzbewerbung zum Ischelandteich torpedieren zu wollen. „Wir sind irritiert“, staunte zuletzt SPD-Fraktionssprecher Jörg Meier darüber, dass dieser Entscheidung entgegen dem ausdrücklichen Beschluss der Politik getroffen wurde, ohne die Fraktionen zu informieren. Offensichtlich, so Meier weiter, werde die Sanierung des Ischelandteichs „von der Verwaltung nicht mir der gebotenen Erfordernis bearbeitet, wodurch ein größerer Schaden für den Stadtteil Altenhagen entstehen könnte“.

„Zudem wird der Seepark Hengstey keinesfalls vor 2027 fertiggestellt sein“, blickte Meier besorgt auf die mögliche Zeitachse: „Es ist daher zu befürchten, dass das Projekt erst deutlich später realisiert werden kann.“ Vor diesem Hintergrund forderte auch Grünen-Sprecher Hans-Georg Panzer in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte die städtischen Planer auf, eine Projektskizze mit einem verbindlichen Zeitplan für den Ischelandpark vorzulegen.

Bewerbung im nächsten Jahr

Angesichts dieser Kritik kündigte die Verwaltung an, noch im November einen aktuellen Sachstandsbericht zum Ischelandteich vorlegen zu wollen. Zugleich machte Christoph Diepes, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung, erneut deutlich, dass sein Ressort die knappen Personalressourcen bündeln müsse. Daher habe man mit dem inzwischen vorliegenden Ergebnis des freiraumplanerischen Wettbewerbs zur Internationalen Gartenausstellung 2027 im Rücken sich zunächst auf die aussichtsreiche Seepark-Thematik konzentriert.

Diepes stellte jedoch in Aussicht, dass im Jahr 2024 dann an qualifizierter Fördermittelantrag auch für den Ischelandteich und sein Umfeld auf den Weg gebracht werden könne. Das bedeutet jedoch zugleich, dass frühestens im Jahr 2025 mit den Arbeiten begonnen wird. Angesichts dieser ausgedehnten Zeitachse mahnte Grünen-Vertreterin Elke Freund an, bei der künftigen Gestaltung des Geländes die gebotene Bürgerbeteiligung nicht allzu spärlich ausfallen zu lassen.