Hohenlimburg. Die katholische Gemeinde aus Hohenlimburg half einer Familie aus Eritrea bei der Flucht. Das ist zwei Jahre her. Was macht die Familie heute?
„In der Unterdrückung zwischen der DDR und Nordkorea“, so erklärt der Hohenlimburger Stefan Welzel die Zustände für Bewohner Eritreas. Das afrikanische Land aus dem Okubamariam, ihre Tochter Roza und ihr Sohn Teklemichael kommen. Seit ihrer Flucht vor zwei Jahren leben sie in Hohenlimburg – auch dank Unterstützung aus der hiesigen katholischen Gemeinde. Für die Hilfe gab es nun ein symbolisches Dankeschön: Zum 45. Geburtstag des Weltladens luden die Eritreer zur äthiopischen Kaffeezeremonie.
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Kinder sprechen Deutsch
Diese Zeremonie ist jetzt unser Dank an die Menschen von Hohenlimburg“, erklärt Roza, die sich in den zurückliegenden zwei Jahren in diesem für sie fremden Land bereits gut eingelebt hat. „Am meisten lieben wir die Schule“, erklärt Teklemichael. Sie wirken wissbegierig, sprechen schon gut Deutsch und haben Pläne für die Zukunft. Roza möchte Ärztin werden. Die Mutter besucht Deutschkurse in der Abendschule. Dass die Mutter aus Eritrea mit ihren beiden Kindern dabei ist, sich eine Zukunft in diesem Land aufzubauen, haben nicht zuletzt Menschen aus Hohenlimburg ermöglicht.
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Flucht aus Eritrea
Dabei fing alles mit dem Vater an, der vor mehr als sieben Jahren beschloss, seine Heimat Eritrea gemeinsam mit seiner Familie zu verlassen. Dass der Name des Vaters in diesem Artikel ebenso nicht genannt wird wie der Nachname der Familie, hängt mit der Gefahr vor Verfolgung durch das Regime in Eritrea zusammen, die für Geflüchtete weiter sehr groß ist. Der Vorname des Vaters bestimmt, ähnlich wie bei Isländern, den Nachnamen mit und wird deshalb ebenfalls an dieser Stelle nicht genannt. Für ein Pressefoto standen sie aber bereit. „Wir schämen uns nicht für unsere Herkunft“, sagt Roza, „Wir haben keine Angst“.
Diktator an der Macht
Die Lage rund um das kleine Land am Horn von Afrika ist angespannt. Die Konflikte zwischen Anhängern und Gegnern des dortigen Regimes um den Diktator Afewerki eskalierten zuletzt auch in Deutschland, auf dem Eritrea-Festival in Gießen mit 33 Verletzten. Die Anhänger des Diktators verfolgen auch im Ausland die Menschen, die vor dem Regime flüchteten. Die politische Lage, die humanitären Krisen – vor sieben Jahren entschließt sich die Familie um Okubamariam, Roza und Teklemichael und ihren Vater, das Land zu verlassen in Richtung Europa. In Äthiopien wird die Familie aufgehalten, deshalb trennen sie sich.
Allein reist der Vater über das Mittelmeer weiter bis nach Deutschland und zieht nach Hohenlimburg. Okubamariam und ihre vier Kinder lässt er zurück in der Hoffnung, sie später nachholen zu können. Fünf Jahre wartet seine Frau in Äthiopien, zu ihrem Mann reisen zu dürfen.
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Vater lässt Familie zurück
In der Zeit gehen die Kinder in Äthiopien auf die Schule, so berichtet die junge Frau, die wie alle in ihrer Familie ein gläubiger Christ ist. Irgendwann sei der Vater zu den Messen in der St. Bonifatiuskirche gegangen, erzählt Stefan Welzel. „Er ist zu unserer Gemeinde gekommen und einfach ein Teil davon geworden“, erklärt der Katholik aus Hohenlimburg. „Wir haben dann als Gemeinde versucht zu helfen.“ Und mit der Hilfe der Gemeinde gelang es schließlich, die Familie wieder zu vereinen.
Kaffeezeremonie im Weltladen
Zu Äthiopien gehört auch der Kaffee, und hier spannt sich der Bogen zum Weltladen in Hohenlimburg. Denn der Laden hat vor 45 Jahren auch deshalb eröffnet, weil es kaum fair gehandelten Kaffee in Deutschland gab. Bis heute steht eine große Auswahl an äthiopischem Kaffee in den Regalen, vor denen Okubamariam und ihre Kinder zuletzt zur Kaffeezeremonie geladen hatten. Diese Zeremonie war mit dem Konzert von Björn Nonnweiler in der Reformierten Kirche der Schlusspunkt der Festwoche, die der Weltladen rund um sein 45-jähriges Bestehen zuletzt gefeiert hat.
Für die Zeremonie röstet Okubamariam die Kaffeebohnen in einer Röstpfanne, der „Menkeshkesh“, und bietet jedem einen Atemzug des frischen Kaffees an. Dieser wird dann in einem Tongefäß dreimal aufgekocht und als „Prüttkaffee“, also mit Kaffeesatz und Zucker, gereicht. „Ab der dritten Tasse schmeckt es am besten“, erklärte Roza mit einem Lachen in die Runde.