Hagen. Trotz der Mobilitätswende: Stadtterrassen werden in Hagen in dicht bebauten Quartieren nicht aufgestellt. Warum aus dem Projekt nichts wird.
Beim Parking-Day in Wehringhausen konnten die Bürger vor einigen Wochen an der Lange Straße einen Eindruck davon gewinnen, wie man im Zuge der Verkehrswende den Straßenraum auch anders nutzen könnte. Für ein Projekt, das die Politik bereits vor fast zwei Jahren angestoßen hat, gibt es nun aber eine finale Absage: Stadtterrassen werden in den Straßen in Hagen nicht aufgestellt. Bei der Verwaltung fehlen schlicht Kapazitäten, um sich des Themas anzunehmen.
Stadtterrassen sind Bereiche, in denen sich vorzugsweise in dicht bebauten Quartieren die Menschen zum Austausch treffen können. Damit diese Terrassen gebaut werden können, müssen Parkplätze weichen. Entsprechende Module können zunächst kostenlos geliehen werden und waren unter anderem in Dortmund getestet worden.
Risikoloser Test für die Stadt Hagen
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„Wir brauchen nicht nur Verwaltungsvorlagen oder Vorträge, wir brauchen jetzt den direkten Austausch mit den Menschen vor Ort“, hatte sich Rainer Voigt, Sprecher der CDU im Umweltausschuss im November 2021 dafür stark gemacht, weg von allen theoretischen Diskussionen hin zu einer konkreten Umsetzung von Projekten zu kommen. Er, so erklärte Voigt damals, sehe in den Modulen ein wichtiges Werkzeug, um die Folgen der Verkehrswende einschätzen zu können und risikolos zu testen, wie sich Straßenzüge veränderten. „Bevor wir mit schwerem Gerät unverrückbare Fakten schaffen. So können wir die positiven Effekte wahrnehmen, aber auch etwaige Konflikte oder Nebenwirkungen erkennen.“ Man könne so erfahren, was gehe und was nicht.
Über das Zukunftsnetz NRW wurden dereinst 35 Module angeboten – bestehend aus Sitzgelegenheiten, Picknickgarnituren, Pflanzkästen, Podesten oder Bühnen. „Wir wünschen uns von der Verwaltung einen konkreten Vorschlag, wo welche Module eingesetzt werden können“, hatte Jörg Klepper, Fraktionsvorsitzender der CDU und Mitglied im Umweltausschuss erklärt. Ein Wunsch, der bislang unerfüllt blieb.
Beschluss einstimmig gefasst
Also forderte die Union ein Update zu einem Beschluss, der vor zwei Jahren über alle Fraktionsgrenzen hinweg einstimmig gefasst wurde. Und zwar schriftlich. Doch nicht einmal dazu reichte es. „In der Sache sind wir uns einig“, so Baudezernent Hennig Keune, „aber das Ganze ist mit einem immensen Aufwand verbunden. Wir haben nicht die Kapazitäten.“ Und auch Thomas Köhler, Leiter des Umweltamtes bestätigte: „Wir kriegen das im Moment einfach nicht hin.“
Da half es auch wenig, dass sich Voigt erneut für das Thema ins Zeug legte: „Die Stadtterrassen sind ein wichtiger Baustein, um den Bürgern zu zeigen, dass wir die Mobilitätswende angehen.“ Er verwies auf das Beispiel der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, einer ausgesprochen fahrradfreundlichen Stadt: „Dort ist es gelungen, seit Mitte der 70er Jahre die Stellplätze für Pkw um zwei Prozent pro Jahr zu verringern.“