Breckerfeld. An der L 699 in Breckerfeld haben sich mehrere schwere Motorrad-Unfälle ereignet. Darum ergreifen Polizei und EN-Kreis trotzdem keine Maßnahmen.
Gleich drei Holzkreuze stehen an dem kurzen Streckenabschnitt zwischen der Zufahrt zur Ennepetalsperre und der Ortschaft Holthausen. Drei Holzkreuze, die an Tragödien erinnern. An junge Menschen, an Motorradfahrer, die hier im oberen Bereich der Landstraße 699, die Breckerfeld mit Ennepetal verbindet und weiter unten durch das beschauliche Tal der Ennepe führt, ihr Leben verloren haben.
Menschen kommen immer wieder und legen frische Blumen nieder an den Holzkreuzen. Sie tun das, während in ihrem Rücken Motorräder vorbeirauschen. Die Strecke ist eine der beliebtesten in der Szene. Viele Kurven, neuer Asphalt, landschaftlich wunderbar gelegen. Seit der Borkenkäfer eine Fichtenschonung dahingerafft hat, hat man einen wunderbaren Blick auf die Talsperre – auch im Vorbeifahren.
Immer wieder Unfälle mit Motorrädern
An der L 699 stehen drei Holzkreuze – im Fokus der Diskussionen steht in Breckerfeld und in der Motorradfahrer-Szene aber ein anderer Abschnitt: die Prioreier Straße zwischen der Hansestadt und dem Hagener Süden. Eine mindestens ebenso kurvenreiche Strecke, die rund 40 Jahre für Motorräder gesperrt war und die nach einer Klage eines Motorradfahrers im Sommer 2022 wieder freigegeben werden musste. Weil es auch dort in den letzten Monaten regelmäßig zu Unfällen gekommen ist, sah sich der Ennepe-Ruhr-Kreis gezwungen zu handeln.
Erst wurden mögliche Stellflächen an sogenannten Applauskurven zugeschüttet. Und nachdem das nicht die gewünschten Effekte zeigte und sich weiter schwere Unfälle ereigneten, geht es nun darum, den Abschnitt an Freitagen, Samstagen und Sonntagen wieder für Motorräder zu sperren.
Mit Hubschrauber in die Klinik
Und an der L 699, wo es zuletzt am 13. September einen Unfall gegeben hatte, bei dem sich ein 22-jähriger Motorradfahrer so schwere Verletzungen zuzog, dass er mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden musste, tut sich nichts. Und das, obwohl sich in den letzten zwei Jahren sogar zwei tödliche Unfälle hier ereignet haben.
Das hat Gründe. „Aktuell ist die Unfallkommission noch nicht mit der Lage befasst“, erklärt Franziska Horsch, Sprecherin des Ennepe-Ruhr-Kreises, „Unfallmeldungen werden von der Polizei erfasst, gesammelt und, bei Vorliegen gewisser Voraussetzungen, zu einer Unfallhäufungsstelle oder -linie zusammengefasst.“
Polizei: Beliebte Strecke
„Die L 699 gehört auf Grund ihres kurvigen Verlaufes neben der B 483, der L 924 und der K 33 zu den beliebtesten Motorradstrecken in unserem Zuständigkeitsbereich“, erklärt dazu die Polizei. Und weiter: „Bei der Betrachtung der Unfalllage ist diese nicht auffälliger als die anderen Strecken. Kurvige Strecken bergen allerdings naturgemäß für Motorradfahrende ein erhöhtes Unfallrisiko.“
In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Auf der 14 Kilometer langen Strecke zwischen Ennepetal und Breckerfeld ereigneten sich nach Polizeiangaben in den Jahren 2021 bis 2023 insgesamt 16 meldepflichtige Verkehrsunfälle. Davon endeten zwei Unfälle tödlich, zudem habe es fünf Schwer- und acht Leichtverletzte gegeben. 24-mal habe die Polizei die Geschwindigkeit überwacht.
Anzahl der Motorradunfälle reicht nicht
Eine solche Unfallhäufungsstelle werde dann der Straßenverkehrsbehörde gemeldet. Die Unfallkommission analysiert dann die einzelnen Unfälle und entscheide über geeignete Maßnahmen zur weiteren Unfallverhütung – so Horch weiter. Und wörtlich: „Bezugnehmend auf die Unfälle auf der L 699 ist bisher keine derartige Meldung an die Straßenverkehrsbehörde ergangen, so dass diese Unfallstelle bisher nicht durch die Unfallkommission betrachtet wird.“ Mit anderen Worten: Die Anzahl der Unfälle reicht noch nicht aus.
Auch dem Bundesverband der Motorradfahrer ist die L 699 bisher nicht aufgefallen. „Ich kenne den Abschnitt, aber eine Problematik war mir bis jetzt nicht bewusst“, sagt Michael Wilczynski. Für eine Sperrung, gegen die sich der Verband generell ausspricht, seien die Hürden sehr hoch. „Aber für alle Ordnungs- und Straßenverkehrsbehörden gilt unser Angebot, gemeinsam die Strecke auf für Motorradfahrende mögliche Gefahren zu untersuchen. Unsere Experten haben oftmals einen anderen Blick für solche Stellen.“