Altenhagen. Erst erklärt die Stadt Hagen, die Kakerlaken seien weg. Jetzt sind sie wieder da. Das Ungeziefer-Problem an einer Grundschule bleibt.

Die Grundschule Erwin Hegemann in Altenhagen sei jetzt frei von Kakerlaken, verkündete die Stadt vor zwei Tagen. Pustekuchen. Die Stadt hat die Rechnung ohne die Schaben gemacht. Denn im Schulausschuss am Donnerstagnachmittag musste Volker Bald, Chef der Hagener Gebäudewirtschaft, zurückrudern. In Klebefallen sind frische Jungtiere aufgetaucht. Dagegen, dass die Zustände in der Hegemann-Schule „menschenunwürdig“ seien, wie es aus Reihen der Elternschaft hieß, verwehre sich Bald übrigens. „Vielleicht ist Lampedusa menschenunwürdig, aber die Hegemann-Schule ist es nicht.“

Die Diskussion rund um die Schule in einem migrantenstarken Quartier förderte vieles ans Licht, was die Missstände dort aufdeckt. Das Gebäude stammt aus der Kaiserzeit und habe „nicht die optimalste bauliche Situation“, erklärte Volker Bald. „Nicht optimal“ heißt nicht nur Kakerlakenbefall und dermaßen zugekotete Toiletten, dass Volker Bald den Vergleich wie „Schokolade an den Wänden“ heranzog. Nein, es gibt Feuchtigkeitsschäden, über die Fassade dringt Wasser ein und die Fenster müssen ausgetauscht werden. 700.000 müssen investiert werden, um das Gebäude wieder in Schuss zu kriegen.

An der Grundschule Erwin Hegemann gibt es Probleme mit Ungeziefer und Sauberkeit.
An der Grundschule Erwin Hegemann gibt es Probleme mit Ungeziefer und Sauberkeit. © WP | Michael Kleinrensing

„Toiletten-Thema kriegen wir nie in Griff“

Toilettenpapier gibt es auf den Klos übrigens nicht mehr. Das muss, wenn Kinder aufs Klo müssen, aus dem Klassenraum mitgenommen werden. Was in den Toiletten vor sich ginge, beschrieb Volker Bald so: „Da wird Papier in die Toilette gestopft und dann oben drauf gemacht.“ Er habe großes Mitgefühl, mit den Bediensteten, die das wegmachen müssten. „Wir werden dieses Toiletten-Thema nie in den Griff bekommen“, beschrieb Bald, dass das an einigen Schulen vorkomme. „Aber an der Hegemann-Schule ist es krass.“

Eltern protestierten zuletzt vor der Schule gegen „menschenunwürdige“ Zustände.
Eltern protestierten zuletzt vor der Schule gegen „menschenunwürdige“ Zustände. © WP | Michael Kleinrensing

Thomas Walter (CDU) formulierte vorsichtig um das Thema herum: „Das ist die Schule mit dem höchsten Migrantenanteil. Und es gibt bis zu 30 Kinder in einer Klasse. Die Toiletten sind nur ein Teil des Gesamtproblems. Wir haben gesamtgesellschaftliche Dinge, die es vor 20, 30 Jahren nicht gab.“

Substanz der Schulen leidet allgemein

Die SPD öffnete noch den Deckel eines ganz anderes Fasses. „Wir müssen uns fragen, ob wir nicht deutlich mehr Geld in unsere Schulen investieren müssen. Die Substanz der Schulen leidet immens. Wenn man mal die Ohren spitzt und in andere Schulen hineinhorcht, dann ist da noch viel mehr“, sagt Claus Rudel, der noch dazu kritisierte, dass eine Reinigungskraft die Fläche zweier Einfamilienhäuser zu reinigen habe. Bis zu 330 Quadratmeter. Das beziehe sich nur auf „freigeräumte Flächen“ wie eine Aula zum Beispiel, erwiderte Volker Bald. In der Realität sei es bedeutend weniger.

Außerhalb von der Hegemann-Schule habe man zuletzt nur in einem Fall den Kammerjäger rufen müssen, beschrieb Bald eine eher ruhige Lage in der Hagener Schullandschaft, was die hygienische Zustände angeht.

Katja Graf, bildungspolitische Sprecherin der FDP in Hagen, empörte sich zuletzt in dieser Zeitung: „Es handelt sich um massive Mängel. In dieser Schule liegt so viele im Argen.“

Ein Hilferuf, der GWH-Chef Volker Bald übel aufstieß. Schließlich habe Graf seine Nummer und hätte ihn anrufen können.

„Angesichts dieser Zustände darf man doch nicht den Kindern den Schwarzen Peter für das Ungeziefer in die Schuhe schieben“, erklärte Graf weiter.

Die Stadt hatte zuletzt erklärt, hygienische Aufklärungsarbeit in der Hegemann-Schule leisten zu wollen.