Elsey. Auf dem Weg nach Elsey steht neben der Straße ein US-Polizeiauto. Werbung war nicht der Grund dafür – sondern die Erfüllung eines Traums:
Es gehört fast schon zu den Landmarken auf dem Weg nach Elsey: das amerikanische Polizeiauto am Rand der Elseyer Straße, direkt neben der Aral-Tankstelle. Dahinter steckt der Wunsch eines acht Jahre alten Kindes, dessen Vater ein Schrauber-Talent hat.
Wunsch des Sohnes
Dieser Vater heißt Gökhan Civelek. Er leitet den Hohenlimburger Reifendienst an der Elseyer Straße, das Polizeiauto steht direkt an der Einfahrt, beklebt mit Hinweisen auf seinen Reifendienst und der Postleitzahl von Hohenlimburg auf der Heckscheibe. Als Werbegag für seinen Reifendienst war das ungewöhnliche Fahrzeug aber ursprünglich gar nicht gedacht, erzählt Civilek. Sondern sein Sohn sei Fan von amerikanischen Polizeiautos – und so machte sich Papa ans Werk und schraubte eines zusammen.
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Hingucker an der Schule
„Sohnemann hat Spaß, wenn er morgens mit dem Auto zur Schule gebracht wird und die Kinder gucken“, sagt Civelek. Mit ungewöhnlichen Aktionen in Hohenlimburg auffallen, damit kennt sich der Vater aus: Im ersten Jahr der Corona-Pandemie fuhr er mit einem Kollegen in Go-Karts durch die Straßen von Hohenlimburg, um der schlechten Lockdown-Stimmung etwas entgegenzusetzen. In den Sozialen Medien sorgte die Aktion für Aufsehen, Fotos des Duos bekamen zig Klicks.
Reifenbaum an Weihnachten
Zur Weihnachtszeit gehört für die Elseyer seit Jahren sein geschmückter Reifenbaum vor der Werkstatt zur Tradition. „Viele fragen schon Wochen vorher, was mit dem Baum ist. Sie wollen es sehen und vermissen es, wenn sie es nicht sehen.“ Eine Tradition, die viel Arbeit bedeutet: Schließlich gilt es, mehrere hundert Reifen für den Baum zu stapeln. Vergangenes Jahr waren die Mitarbeiter krank, Gökhan Civelek musste neben der Arbeit den Baum alleine aufstellen.
„Ich habe es zwei tage vor Weihnachten geschafft“, sagt er. „Dann leuchtet der Baum durchgehend bis Neujahr. Das war mit den Stromkosten im letzten Jahr auch sportlich, aber der Spaß ist es wert.“
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Alte Autos
Spaß und Freude, die hat er besonders mit älteren Autos. Er mag es, alte Schätze auf den Straßen zu sehen und selbst zu fahren. Das besagte amerikanische Polizeiauto ist ein Mercedes 190, Baujahr 1990 und damit 33 Jahre alt. „Den nannte man früher ‘Baby-Benz. Das war damals der hässlichste Mercedes in weiß mit grauer Ausstattung, den wollte keiner haben“, sagt Civelek, „Heute sind diese Autos sehr begehrt, was mich freut.“ Neben dem Polizeiauto steht ein schwarz lackierter VW-Käfer, den wiederum hatte sich seine Tochter gewünscht.
Audi A6 auf Wunschliste
Mit einem hochbeinigen GMC Sierra Classic, bekannt durch TV-Held Colt Seavers in den 1980ern, hat er sich dagegen einen eigenen Wunsch erfüllt. Ein Audi A6 aus den 1990ern steht zudem noch auf seiner Wunschliste. „Ich mag diese alten Autos einfach“, sagt Civelek. Die modernen Fahrzeuge mit ihren Assistenzsystemen, damit fremdelt der gelernte Autoschlosser. Er gehörte damals zu den letzten Ausbildungsjahrgängen, bevor die Mechatroniker kamen.
Umbau für Elektroautos
In seiner Werkstatt werden Fahrzeuge lackiert, foliert, repariert. Künftig wohl auch immer mehr Elektrofahrzeuge. Das Zeitalter des Verbrennungsmotors, es geht zu Ende. In der Europäischen Union dürfen ab 2035 keine Neuwagen mehr verkauft werden, die mit Benzin oder Diesel fahren. Auch die Werkstätten vor Ort, wie an der Elseyer Straße, werden sich anpassen müssen an Zeiten ohne Verbrennungsmotor.
Weiterbildung nötig
„In den nächsten ein bis zwei Jahren, wenn die Fahrzeuge langsam aus der Garantiezeit kommen, dann wird es losgehen“, schätzt Civelek und klingt nicht glücklich dabei. Die Werkstatt wird dann umgebaut werden müssen, angepasst an die Anforderungen von E-Fahrzeugen. Für ihn persönlich bedeutet der Umstieg auf Elektromobilität dann auch Weiterbildung. Denn schon um Ölwechsel an E-Autos machen zu können, brauche es einen Elektrikerschein, „weil elektrische Leitungen an der Ölwanne vorbeigehen.“
Preise explodieren
Autofahren werde bald wieder zum Luxus werden, schaut er nicht zuletzt auf die steigenden Preise für Ersatzteile. Viele Jahre habe er arbeiten können, ohne den Preis nachschauen zu müssen. „Ich wusste immer, es sind ein paar Euro mehr oder weniger.“ Inzwischen könne er Kunden aus dem Stegreif keinen Preis mehr machen, muss sich immer die neuen Preise einholen. Mal steigen sie um das Doppelte, mal gar um das Dreifache.
Ein Kunde von ihm habe sich vor dem Ukraine-Krieg einen Kostenvoranschlag zur Reparatur machen lassen. „Er kam dann letztes Jahr, weil er dann das nötige Kleingeld hatte, aber ich konnte ihm den Preis nicht halten.“ Hat ein Parkdistanzsensor für Stoßstangen ihn zum Beispiel früher rund 20 bis 30 Euro gekostet, zahle er dafür nun 80 bis 90 Euro.
Polizeiauto bremst Raser
Mit der Auftragslage in seiner Werkstatt ist er zufrieden. Das amerikanische Polizeiauto soll auch weiter in der Einfahrt stehen bleiben, aus dem Wunsch des Sohnes ist nützliche Werbung geworden. Und das amerikanische Polizeiauto an der Elseyer Straße hat noch einen praktischen Nebeneffekt, wie Civelek beobachtet hat: „Es bremst die Raser auf der Straße. Viele fahren langsamer, wenn sie das Auto sehen“, sagt er und lacht.
Ob sein Sohn, der das Polizeiauto so mag, künftig auch den Betrieb des Vaters übernehmen wird, ist noch unklar. „Er ist gerade acht Jahre alt und schraubt gerne. Er weiß aber noch nicht, was er will.“