Hagen. Das Freilichtmuseum Hagen sucht einen Müller. Wer hat Interesse, in der alten Holländermühle mit spektakulärem Blick ins Tal zu arbeiten?

Da steht sie nun auf dem Hügel mit weitem Blick über das Mäckinger Bachtal – die Windmühle, die erst im März auf den höchsten Punkt des Freilichtmuseums Hagen versetzt worden war. Sie habe sich vom ersten Tag an zu einem Zuschauermagneten entwickelt, berichtet Dennis Walter, technischer Leiter des Museums: „Die Mühle ist ein Publikumsrenner.“ Wenn die Flügel sich drehten, stürmten die Besucher regelrecht den Hügel hinauf, um völlig außer Atem ihre Handys zu zücken und Videos zu drehen.

Was der Mühle aber fehlt, ist ein Müller. Das Freilichtmuseum möchte das alte Handwerk des Getreidemahlens ebenso lebensnah präsentieren wie andere Arbeitstechniken, schließlich sind 18 der 60 Werkstätten täglich in Betrieb. Doch als die Stelle annonciert wurde, fand sich nicht ein Bewerber: „Deshalb sind wir weiterhin auf der Suche nach einem Müller und werden die Stelle noch einmal ausschreiben“, kündigt Walter an.

Der Müller ist heute ein Verfahrenstechnologe

Das Berufsbild eines Müllers von heute ist aber nicht mehr zu vergleichen mit der Plackerei, die früher in einer Holländer-Mühle, wie sie im Freilichtmuseum steht, zu erledigen war. Der Müller heißt nicht einmal mehr Müller, sondern Verfahrenstechnologe in der Mühlen- und Getreidewirtschaft, sein Tätigkeitsfeld sind die Industriemühlen, die in großen Mengen Futtermittel oder Gewürzpulver herstellen.

Solch ein Verfahrenstechnologe wird für die Mühle im Freilichtmuseum nicht gesucht. Es reicht, wenn man einen Kurs an der Volkshochschule absolvierte habe oder, was noch wichtiger ist: „Wenn man Interesse an und Gespür für historische Technik besitzt“, sagt Walter. Solch ein Kandidat wäre der rechte Müller für die alte Windmühle: „Denn es geht uns ja nicht ums Kornmahlen, das kommt aus hygienischen Gründen nicht in Frage. Wichtig sind uns die mechanischen Zusammenhänge unserer alten Mühle, die soll unser Müller demonstrieren.“

Erstes Gebäude im Freilichtmuseum Hagen

Beim Windmühlentag am Sonntag, 10. September, dreht sich alles um die aufwendig restaurierte Windmühle, die 1962 mit der Seilerei als erstes Gebäude im Freilichtmuseum errichtet wurde, an ihrem alten Platz aber jahrelang eine untergeordnete Rolle spielte, weil sie kaum sichtbar war. Das hat sich geändert, seitdem sie auf den höchsten Punkt des Museums versetzt wurde.

Die Windmühle, die wahrscheinlich im 18. Jahrhundert gebaut wurde und vor ihrem Erwerb durch das Museum im Kreis Minden-Lübbecke beheimatet war, steht als einziges Exponat des Freilichtmuseums für die historisch wichtige Form der vorindustriellen Energiegewinnung durch Wind und ergänzt somit die anderen in Hagen präsentierten Energiequellen wie insbesondere Wasser- und Dampfkraft. Zudem ist sie ein Beleg für vorindustrielle, quasi ingenieurwissenschaftliche Technik und ihre Komplexität sowie ein wichtiges Beispiel für die Verwendung regenerativer Energien in der Technik-Geschichte.

Geführte Rundgänge durch die Mühle

Beim Mühlentag wird ein abwechslungsreiches Programm mit Vorführungen, Mitmachangeboten, Filmen und Informationen rund um das Müllerhandwerk geboten. Bei geführten Rundgängen durch die Mühle gibt es einen Blick hinter die Kulissen. Und man kann nicht nur den Blick von der Galerie ins Tal genießen, sondern auch das eigens für den Tag gebraute Mühlenbier und das Mühlenbrot kosten.

Denn einen Brauer und einen Bäcker gibt es ja im Freilichtmuseum – und im nächsten Jahr vielleicht auch einen Müller.

Daten und Fakten zum Windmühlentag

Der Windmühlentag im Freilichtmuseum Hagen am Sonntag, 10. September, findet von 12 bis 17 Uhr statt.

Führungen durch die Windmühle finden ab 12 Uhr stündlich statt. Dabei geht es um die Technik der Mühle, ihren Umzug sowie natürlich um das alte Handwerk des Müllerns.

Auf dem Platz vor dem Schmiedemuseum wird, angetrieben von alten Treckern, eine historische Dreschmaschine vorgeführt.

Auch für Kinder gibt es zahlreiche Aktionen – sie können zum Beispiel ein kleines Windrad bauen oder selbst zur Müllerin oder zum Müller werden und Mehl mahlen.