Hagen. Die Bewirtschaftung der Lehrerparkplätze in Hagen bleibt umstritten. An der Gesamtschule in Helfe macht anscheinend jeder, was er will.
Die Stadt Hagen wird vorerst keine weiteren Lehrerparkplätze als gebührenpflichtig ausweisen. Es lägen derzeit keine Planungen vor, einen weiteren Schulparkplatz zu bewirtschaften, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung aus dem Rathaus.
Das könnte jedoch Verbitterung bei Lehrern hervorrufen, die für ihren Parkplatz bezahlen müssen. An der Gesamtschule Fritz Steinhoff in Helfe, der größten allgemeinbildenden Schule in Hagen, ist die Situation besonders unbefriedigend. Das dortige Hauptparkdeck ist seit Jahren eine Bauruine, die Mieter der Parkplätze werden auf einen Ersatzparkplatz umgeleitet: „Dieser stellt aber keinen vollwertigen Ersatz dar", ärgert sich Lehrer Martin Boehnke: „Wir zahlen 25 Euro im Monat für nichts und wieder nichts.“
Denn der Parkplatz werde auch von dazu nicht berechtigten Autofahrern genutzt – von Lehrern, die keinen Platz gemietet haben, aber auch von Anwohnern. Und immer wieder komme es zu hässlichen Szenen, wissen Boehnke und seine Kollegin Sabine Hohmann zu berichten: „Dann müssen wir uns von den Anliegern beschimpfen lassen.“
In gewisser Weise könnten sie das sogar nachvollziehen, denn der Großteil des Kollegiums verfüge nicht über einen Parkausweis und stelle das Auto in der Umgebung ab, was natürlich die Parkmöglichkeiten der Bewohner einschränke: „Das ist ein Wechselspiel, das für viel Unmut sorgt.“
Nur 20 von 116 Lehrern haben Stellplatz gemietet
Nur 20 der 116 an der Gesamtschule tätigen Lehrer haben einen Parkplatz gemietet. Die Stadt Hagen verweist darauf, dass der Ersatzparkplatz mit einer intakten Schranke versehen sei und alle Mieter im Besitz eines Schrankenschlüssels und dazu angehalten seien, den Parkplatz in Eigenverantwortung zu schließen, um Fremdparken zu verhindern.
Das sei aber unrealistisch, entgegen Boehnke und Hohmann. Denn ab 16 Uhr bis zum nächsten Morgen um 7 Uhr wird der Parkplatz für die Allgemeinheit geöffnet und darf von jedermann genutzt werden. Und viele Autofahrer, die ihren Wagen nachmittags oder abends dort abstellen, fahren ihn am Morgen nicht wieder weg: „Wenn vormittags Veranstaltungen in der Schulturnhalle sind, ist es schon vorgekommen, dass das Areal vollbesetzt war und zahlende Mieter keinen Platz gefunden haben.“
Dass die Lehrerparkplätze kontrolliert und Falschparker kostenpflichtig abgeschleppt würden, wie es die Stadt einst zugesagt hatte, stimme einfach nicht, so Martin Boehnke: „Dass wir als Mieter hier selbst tätig werden und Falschparker der Stadt Hagen melden sollen, ist nicht angemessen und nicht hinnehmbar.“
Groteske Situation auf Emst
Andernorts ist die Situation geradezu grotesk. 38 Stellplätze gibt es auf dem Lehrerparkplatz am Schwelmstück auf Emst, der für die Autos der Pädagogen des Rahel-Varnhagen-Kollegs und der Gesamtschule Emst reserviert ist. Doch seit sieben Jahren herrscht dort gähnende Leere. Denn auf dem seit 2016 bewirtschafteten Parkplatz hat noch nie ein Lehrer auch nur für einen Monat einen Stellplatz gemietet. Vielmehr stellen die Pädagogen ihre fahrbaren Untersätze auf dem nahen Emster Marktplatz oder in einer der Straßen der Umgebung ab, denn dort ist das Parken umsonst.
Den Parkplatz einfach aufzuheben und die Fläche anderweitig zu nutzen, ist der Stadt nicht möglich. Aus rechtlichen Gründen müssten für Schulen Lehrerparkplätze vorgehalten werden, teilte die Verwaltung mit: „Dies ist unabhängig von der realen Nutzung.“
Nahezu an jedem Standort stellt sich die Lage anders dar. Dass zum Beispiel die Lehrer der Gesamtschule Eilpe kein Geld für ihre Stellplätze bezahlen müssen, liegt daran, dass der angrenzende große Parkplatz der Öffentlichkeit gewidmet ist und laut Auskunft der Stadtverwaltung somit nicht bewirtschaftet werden darf.
25 Euro Monatsmiete pro Parkplatz
25 beträgt die monatliche Miete für einen Lehrerparkplatz – dieser Betrag gilt seit der Einführung der 2016 vom Stadtrat beschlossenen Regelung, für das Parken an allen stätischen Schulen in Hagen Gebühren zu erheben. Bewirtschaftet werden müssen demnach eigentlich alle Parkplätze, die sich auf städtischem Boden befinden und auf einem Schulgrundstück oder in dessen Nähe liegen.
Doch der letzte Lehrerparkplatz, der kostenpflichtig wurde, war 2020 derjenige des Gymnasiums Hohenlimburg. Insgesamt werden 14 Schulstandorte bewirtschaftet, allein 2022 hat die Stadt dadurch rund 93.500 Euro an Gebühren eingenommen.
Weil seit drei Jahren nichts weiter geschah, fühlen sich Lehrer, die einen Stellplatz gemietet haben, ungerecht behandelt. Bei der Einführung der Parkgebühren hätten die Verantwortlichen der Stadt Hagen die Komplexität der Situation offensichtlich unterschätzt und nicht hinreichend beleuchtet, betont Lehrer Martin Boehnke, der auch seine nicht zahlenden Kollegen in Schutz nimmt: „Eine Schuldzuweisung an die Lehrerinnen und Lehrer, die unter diesen Gesamtumständen keinen Parkplatz mieten wollen, ist völlig unangebracht und geht an der eigentlichen Problemlage vorbei.“