Haspe. Der für Hagen wichtige und geschätzte Künstler Nuri Irak steht vor einem Problem und bittet die Hagener um Hilfe. gesucht wird ein neues Atelier.
Es ist sein ganzes Werk, das da im Erdgeschoss und einem Kellerraum fünf Stufen hinab ruht. Seine Werkstatt, seine Farben, seine Geräte, Pinsel, Gemälde und Papierarbeiten. Nuri Irak gehört zu den wichtigen und geschätzten Künstlern, die in dieser Stadt wirken. Sein Gesamtwerk ist mindestens über 40 Jahre alt. Nun steht der 57-Jährige aus Anatolien stammende Aramäer vor einer gigantischen Herausforderung. Er muss aus seinem Atelier am Hasper Hüttenplatz ausziehen. Doch wohin? Wer kann einem der wichtigsten Künstler der Hagener Gegenwart eine neue Heimat geben?
Nuri Irak widerfährt das gleiche Schicksal wie dem sehr bekannten sozialen Küchenstudio nebenan. Denn: Die Gemeinnützige Wohnstättengenossenschaft (GWG), die Besitzerin der Immobilie ist, plant die ortsbildprägende Hasper Hüttenplatzpassage um. Wo einstmals Bürgeramt, Bücherei oder „Hoasper Bierhus“ beheimatet waren und jetzt unter anderem das soziale Küchenstudio und das soziale Radwerk von Manfred Theisen oder das eben auch das Atelier von Nuri Irak untergebracht sind, sollen zehn barrierefreie Wohnungen entstehen.
GWG mit klarer Bau-Ansage
Die GWG erachtet eine gewerbliche Vermietung der Ladenlokale mangels Nachfrage als nicht mehr sinnvoll. Geschäftsführer Christoph Rehrmann erklärte bereits im Juli gegenüber unserer Zeitung, dass die verbliebenen Mieter „von Beginn an die Information hatten, dass wir diese Passage irgendwann umbauen werden und sie dann dort die Räumlichkeiten freimachen müssen“.
Dem widerspricht auch niemand. Auch nicht Nuri Irak. Wenngleich er sagt, dass er sich auch auf die GWG verlassen hätte, als man ihm mitgeteilt habe, dass man die Augen offen halte mit Blick auf eine mögliche Neu-Unterbringung des Ateliers. Nuri Irak ist aber nicht sauer darüber. „Ich hatte hier eine tolle Möglichkeit seit 2008 mit diesem Atelier, zahle hier nur die Nebenkosten. Das war schon ein großes Entgegenkommen.“
Fixkosten müssen klein bleiben
Zwar ist Nuri Irak ein über die Region hinaus renommierter Künstler. „Wie viele meiner Kollegen lebe ich aber nicht hauptsächlich davon, sondern gehe noch einer Arbeit nach“, so Irak. Das Zitat ist wichtig, denn der Künstler verlangt nicht aus einer Unverschämtheit heraus, dass man ihn kostenfrei unterbringe. Vielmehr ist es für Künstler schwierig, noch höhere Atelier-Fixkosten zu stemmen, gegen die man dann am Ende nur mit Ach und Krach anarbeiten könne.
Irak, dessen Werke 2019 bereits im Osthaus-Museum gezeigt wurden, ist ein Künstler, der in den vergangenen 30, 40 Jahren viele Stilrichtungen ausprobiert hat, lange nah am Informel arbeitete und sich neben seiner Malerei auch an seriellen fotografisch-inszenierten Bildern versucht. Spuren des Alltäglichen, verborgene Gefühle, Existenzielles, Ängste, gesellschaftliche Gruppenzwänge überspitzt er oder stellt sie schonungslos dar. Klassische Materialien, verschiedene Werkstoffe und Fundstücke werden auf unterschiedlichsten Untergründen eingesetzt.
Ende September muss Irak das Atelier am Hüttenplatz verlassen haben. „Bisher konnten wir Herrn Irak keine Alternativlösung anbieten“, sagt GWG-Chef Christoph Rehrmann. Eine solche ist unterdessen möglicherweise mit Blick auf das soziale Küchenstudio in Sicht. Hier hat es aus der aufmerksamen Bürgerschaft Signale gegeben, die Hoffnung machen, ein neues Ladenlokal finden zu können.