Haspe. Das stark frequentierte soziale Küchenstudio am Hüttenplatz in Haspe muss seine Räumlichkeiten verlassen. Jetzt ist schnelle Hilfe gefragt.

Als im Oktober 2014 die damalige Pegida-Bewegung ihre Märsche gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes in Dresden begann, war das in Hagen die Geburtsstunde von„Hagen ist bunt“ und wenig später auch des sozialen Küchenstudios am Hasper Hüttenplatz. Hier werden Familien und Menschen, die sich neu einrichten, kostenlos mit Haushaltsutensilien versorgt. Für viele Geflüchtete ist es ein Ort des Neubeginns, auch der Nächstenliebe, einer Starthilfe, für die keine Gegenleistung erbracht wird, sondern die aus dem Herzen der Ehrenamtlichen kommt. Nun verliert das Küchenstudio seine Heimat. Es muss ausziehen.

Tausende Menschen fanden Hilfe

Die Zahlen belegen die hohe Relevanz, die Bedeutung: Bis zum 31. Dezember 2022 wurden im sozialen Küchenstudio am Hüttenplatz 2620 Familien versorgt und insgesamt 6091 Personen. Allein das zeigt, dass es sich nicht um ein Nischenformat handelt, sondern dass das Küchenstudio im Bereich der sozialen Hilfe in Hagen ein wohl nicht mehr wegzudenkender Teil ist. Menschen aus zahlreichen Krisenregionen fanden hier Hilfe. „Seit April letzten Jahres viele aus der Ukraine“, sagt Mit-Organisatorin Nicole Schneidmüller-Gaiser.

Aufnahme aus dem Jahr 2017: Nicole Schneidmüller (links) mit den Küchenstudio-Kunden Jusuf und Farah.
Aufnahme aus dem Jahr 2017: Nicole Schneidmüller (links) mit den Küchenstudio-Kunden Jusuf und Farah. © Michael Kleinrensing

Hüttenplatz-Passage wird umgeplant

Noch vor Corona wirkten über 50 Ehrenamtliche mit. Aktuell sind es 25 Mitarbeitende. Geöffnet ist das Studio mittlerweile jeden zweiten Samstag am Hüttenplatz. Und jeden Donnerstag. Ab Oktober an dieser Stelle aber zumindest nicht mehr. Und das stellt das Team vor große Herausforderungen und Fragen. Denn: Die Gemeinnützige Wohnstättengenossenschaft (GWG), die Besitzerin der Immobilie ist, plant die ortsbildprägende Hasper Hüttenplatzpassage um. Wo einstmals Bürgeramt, Bücherei oder „Hoasper Bierhus“ beheimatet waren und jetzt unter anderem das soziale Küchenstudio und das soziale Radwerk von Manfred Theisen untergebracht sind, sollen zehn barrierefreie Wohnungen entstehen.

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Die GWG erachtet eine gewerbliche Vermietung der Ladenlokale mangels Nachfrage als nicht mehr sinnvoll. Laut Geschäftsführer Christoph Rehrmann hatten die verbliebenen Mieter „von Beginn an die Information, dass wir diese Passage irgendwann umbauen werden und sie dann dort die Räumlichkeiten freimachen müssen“. Dies soll nun im letzten Quartal 2023 geschehen. Christoph Rehrmann: „Da alle Einrichtungen eine wertvolle Unterstützung im Stadtteil Haspe sind, versuchen wir Alternativen anzubieten, ohne dass wir aber garantieren können, hier auch erfolgreich zu sein.“

Schnell wird Lagerraum gesucht

Nicole Schneidmüller-Gaiser vom sozialen Küchenstudio bestätigt das genau so und auch, dass die GWG ihre Hilfe zugesagt habe. Trotzdem werde es schwierig. Neben passenden Räumlichkeiten, die möglichst im Erdgeschoss liegen (aktuell hat man 150 Quadratmeter) und Platz für eine Küche und Aufbewahrungsmöglichkeiten bieten sollten, bräuchte es zeitnah möglichst preiswert einen Lagerraum, in dem alles aus dem Küchenstudio untergebracht werden kann. „Für sofort“, betont Nicole Schneidmüller-Gaiser.

„Ab sofort nehmen wir keine Spenden mehr an“, verkündet das Küchenstudio via „Hagen ist bunt“ auf seiner Facebookseite. Kunden, die noch einen Termin haben, werden selbstverständlich noch bedient. Neue Kunden können während der Öffnungszeiten sofort und ohne Termin ins Küchenstudio kommen. „Wir werden eine ,Verschenke-Woche’ veranstalten, in der wir ein paar Tage lang an jedem Tag geöffnet haben.“ Wer in der Zwischenzeit ein Raumangebot unterbreiten möchte, kann über Facebook auch Kontakt zu „Hagen ist bunt“ aufnehmen.