Hagen. Die Apotheker in Hagen wollen ihren Protest gegen zu niedrige Honorare fortsetzen. Dabei sollen ihnen nun die Kunden helfen.
Der Apothekenprotest geht in Hagen weiter. Im Juni blieben die Apotheken für einen Tag geschlossen, damit die Teams gegen die zunehmenden Missstände in der Arzneimittelversorgung demonstrieren konnten. Nun können die Patienten ihre Apotheken unterstützen: In den kommenden Tagen werden ihnen Postkarten ausgehändigt. „Auf den Karten haben die Menschen die Gelegenheit, ganz kurz aufzuschreiben, warum sie ihre Apotheke vor Ort brauchen“, erklärt Jörg Pesch, Inhaber einer Apotheke in Hohenlimburg und Vorsitzender der Bezirksgruppe Hagen im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).
Die Karten werden eingesammelt, an die Bundesregierung weitergeben und die Aussagen der Öffentlichkeit präsentiert. Die bundesweite Postkartenaktion ist angestoßen worden von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). „Im besten Fall füllen die Patienten die Karten noch in der Apotheke aus“, sagt Anja Beier, Sprecherin der Apothekerschaft in Hagen: „Sie werden gesammelt und gebündelt zurück an die Gesundheitspolitiker in Berlin geschickt.“
Denn die Apotheken sehen sich weiterhin unter enormem Druck. Nach einer dreijährigen Pandemie, mitten in einer Lieferengpass-Krise und mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel werde es für sie immer schwieriger, ihre Patienten zuverlässig mit Arzneimitteln zu versorgen.
Honorarerhöhung sei endlich fällig
Hinzu komme, dass weder die Bundesregierung noch der Bundestag bislang anerkannt hätten, dass die Apotheken vor Ort nach zehn Jahren Stillstand nun endlich eine Honorarerhöhung benötigten. „Unser bundesweiter Protesttag am 14. Juni hat gezeigt, wie groß die Not im Berufsstand ist“, sagt Jörg Pesch. „Im ganzen Land waren die Apothekenteams auf der Straße, um der Politik zu signalisieren, dass die flächendeckende Arzneimittelversorgung unserer Patienten in Gefahr ist. Der Zuspruch der Bevölkerung war dabei riesig. Die Menschen in diesem Land brauchen ihre Apotheke vor Ort – für unsere Protestmaßnahmen zeigten die Patienten großes Verständnis.“ Da sich die Politik nach wie vor weigere, den wirtschaftlichen Druck in der Branche auszugleichen, werde man nun die Patienten zu Wort kommen lassen.
Seit elf Jahren gingen die Gesundheitspolitiker nun der Frage einer Erhöhung der Apothekenvergütung aus dem Weg, so Pesch: „Während die Inflation, die Personalkosten und die Ausgaben für den Wareneinsatz in diesen Jahren rasant gestiegen sind, mussten die Apotheken zuletzt sogar eine Honorarkürzung akzeptieren. Es kann nicht im Sinne unserer Patienten sein, diese Entwicklung und somit ein weiteres Ausdünnen des Apothekennetzes in Kauf zu nehmen. Deswegen rufen wir die Kollegen und die Bevölkerung dazu auf, sich an der Aktion zu beteiligen.“