Hagen. Wenn Eltern eine Apotheke in Hagen aufsuchen, um ein Medikament für ihr Krankes Kind zu besorgen, heißt es weiterhin oft: „Nicht lieferbar.“

Viele wichtige und von den Ärzten häufig verschriebene Medikamente für Kinder sind in Hagen nach wie vor knapp. Wie Anja Beier, Sprecherin der Hagener Apothekerschaft, am Donnerstag berichtete, gebe es weiterhin Engpässe bei Kinder-Fiebersäften (z.B. von Paracetamol oder Ibuprofen), bei Nasenspray und bei Antibiotika-Säften (z.B. Amoxicillin). „Aber auch andere Wirkstoffe sind weiterhin nur in geringen Mengen verfügbar“, so die Apothekerin: „Wir bekommen sie leider nur vereinzelt geliefert.“

Lieferengpässe hatten das Angebot bereits im November dermaßen verknappt, dass manches Arzneimittel zeitweise überhaupt nicht mehr erhältlich war. Die Apotheker in Hagen stellen, insofern ihnen das zeitlich und personell möglich ist, die fehlenden Arzneien selbst her. Das sei aber natürlich nicht in solchen Mengen möglich, um die Lieferengpässe bei hochnachgefragten Medikamenten wie Kinderfiebersaft auch nur annähernd zu kompensieren, so Anja Beier: „Und es macht die Arzneien natürlich auch teurer.“

An die Eltern in Hagen appelliert die Apothekerin, angesichts der herrschenden Knappheit von Kinderfiebersaft Medikamente nicht auf Vorrat zu kaufen: „Damit sie für die akut behandlungsbedürftigen Kinder verfügbar bleiben.“

Preislockerung soll Situation entspannen

Die Initiative von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, dass die Krankenkassen für bestimmte Medikamente künftig mehr Geld zahlen sollen, damit sich Lieferungen nach Deutschland für Pharmafirmen mehr lohnen, bewertet die Sprecherin der Apotheker in Hagen abwartend: „Ich weiß nicht, ob das wirklich geeignet ist, um die Probleme zu lösen.“

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Für bestimmte Medikamentengruppen gelten normalerweise Festbeträge, die regelmäßig festgelegt werden. Mehr als diese Beträge zahlen die Krankenkassen nicht für diese Medikamente. Liegt der Preis darüber, müssen Patienten in der Regel die Differenz entweder selbst tragen oder sie bekommen ein anderes – therapeutisch gleichwertiges – Arzneimittel ohne Aufzahlung.

Kommt es nun zur Lockerung dieser Festpreisregelung bei Kindermedikamenten, müssen Eltern keine Zusatzkosten befürchten. Ob sich die Liefersituation durch die geplante Preislockerung entspannt, ist jedoch fraglich.