Hagen/Wuppertal. Fünf Angeklagte im Alter zwischen 16 und 20 Jahren müssen sich vor Gericht verantworten, weil sie in Hagen eine Prostituierte überfallen haben.
Nach einem Überfall mit vorgehaltenen Pistolen auf eine Prostituierte in Hagen-Wehringhausen haben fünf Angeklagte vor Gericht in Wuppertal gestanden: Sie hätten sich leichte Beute erhofft.
Bei der Tat vom Juli 2022 war der Jüngste von ihnen 14 Jahre alt und gerade strafmündig, heute befinden sie sich im Alter zwischen 16 bis 20 Jahren. Zwei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Zur Tat in Hagen reisten sie laut ihren Angaben mit Zug und Bus an. Im selben Verfahren müssen sie sich wegen weiterer Raubtaten in wechselnder Besetzung in Herne und an ihrem Wohnort Wuppertal verantworten. Der vorsitzende Richter erklärte zur Eröffnung des Verfahrens: „Ich bin sehr erschrocken, mit welcher Selbstverständlichkeit die Angeklagten offenbar schwere Straftaten begangen haben.“
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Zuständig für die Verhandlung ist die Große Jugendstrafkammer des Landgerichts Wuppertal. Den Ermittlungsergebnissen zufolge stellte sich der Älteste am frühen Nachmittag des Tattags als angeblicher Kunde in der Wohnung des späteren Opfers (24) vor. Als er für eine halbe Stunde 100 Euro zahlen sollte, habe er angegeben, zusätzliches Geld „aus seinem Auto“ holen zu wollen. Vor dem Haus habe er die Übrigen informiert, dass keine Aufpasser da seien. Gemeinsam seien sie in die Tatort-Wohnung zurückgekehrt, hätten Pistolen gezückt und der Frau vorgehalten.
Angreifer nicht für voll genommen
Die 24-Jährige soll die Angreifer in ihrem Flur zunächst nicht für voll genommen haben. Der Älteste habe sie gepackt, gewürgt und auf ihr Bett geworfen. Andere hätten eine Decke über die Frau gezogen, damit sie da bliebe und nichts sehen sollte. In der folgenden Zeit hätten die Jugendlichen sie mit Müll beworfen und gelacht. Sie hätten die Räume nach Geld und Wertsachen durchsucht und 2400 Euro gefunden. Zusätzlich sollen sie das Handy der Frau gestohlen haben. Ein Goldarmband hätten sie ihr vom Handgelenk gerissen. Bei ihrer Flucht hätten sie die 24-Jährige in den Räumen eingeschlossen.
Zeugen riefen die Polizei. Die Beamten konnten die Frau befreien und zwei Angeklagte an der nächsten Querstraße festnehmen. In einem Gebüsch habe eine Luftdruckpistole gelegen, eine sogenannte Soft Air-Waffe.
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Die weiteren Vorwürfe beziehen sich auf einen Raub mit vorgehaltenem 20-Zentimeter-Messer in einem Bus in Herne und eine Erpressung in Wuppertal: Das Opfer sollte 1000 Euro zahlen, andernfalls würde man ihm die Finger abschneiden. Für erwachsene Straftäter würde jeder einzelne bewaffnete Raub fünf Jahre Mindeststrafe bedeuten. Im Jugendrecht geht es hingegen um Erziehung, erläuterte der Vorsitzende den Angeklagten. Das Gericht wolle deren jetzige Einstellung zu den Geschehnissen wissen. Die Geständnisse seien in dieser Hinsicht mangelhaft: „Die eigentlich spannende Frage ist offen geblieben: Warum machen alle mit, wenn jemand sagt: ,Lasst uns eine Prostituierte überfallen?’ Warum findet jemand eine Goldkette ,cool’ und dann passiert so was?“
Widersprüchliche Aussagen
Ein 18-Jähriger antwortete: Er habe sich vor den anderen beweisen wollen. Ein ein Jahr jüngerer Mitangeklagter sagte, er habe Angst gehabt, dass der Älteste ein Nein nicht hinnehmen würde - dass er keine neutralen Zeugen wollte, die sein Vorhaben kannten. Ein dritter Angeklagter gab an, der Plan für Hagen sei über zwei Monate gereift. Andere hätten mit ähnlichen Taten angegeben und behauptet, man könne 5000 bis 10.000 Euro erbeuten.
Das Gericht wird Zeugen der Taten befragen und hat vier weitere Verhandlungstage angesetzt.