Hagen. Arbeiten in der Klinik oder lieber eine eigene Praxis: Was ist reizvoller? Mediziner Marcel Bussas (34) hat auf diese Frage eine klare Antwort.

Vom Pfleger zum Arzt: Marcel Bussas arbeitet im Agaplesion Klinikum Hagen. Der 34-jährige Mediziner, dessen Karriere dort vor knapp 14 Jahren mit einer Ausbildung zum Krankenpfleger begann, ist aktuell im Bereich Innere Medizin tätig und absolviert dort seine Weiterbildung zum Facharzt. Für die Arbeit in der Klinik hat er sich bewusst entschieden, sagt er.

Tatsächlich hatte er direkt nach dem Studium aber sowieso keine richtige Wahl, denn jeder Mediziner muss heutzutage während seiner Ausbildungszeit in einer Klinik arbeiten. „Das war nicht immer so“, erklärt Bussas. Früher habe man nach dem Studium auch nahtlos in einer Praxis, also im ambulanten Bereich, anfangen können. Im Laufe der Zeit habe sich das geändert. Wer heute seine insgesamt drei medizinischen Staatsexamen in der Tasche hat, für den führt an der Arbeit im Krankenhaus kein Weg mehr vorbei.

Belastung in der Klinik ist nicht ohne

Bussas macht das nichts aus. Zum einen hat er als Krankenpfleger bislang ohnehin ausschließlich im klinischen Bereich gearbeitet. Zum anderen liegt ihm die Arbeit im mitunter hektischen Krankenhausalltag, auch wenn die Belastung nicht ohne ist, wie er erklärt.

Marcel Bussas begann vor 14 Jahren als Krankenpfleger. Nun steht er kurz davor, Facharzt zu sein.
Marcel Bussas begann vor 14 Jahren als Krankenpfleger. Nun steht er kurz davor, Facharzt zu sein. © WP | Carlo Czichowski

Aber was ist für einen Mediziner reizvoller, die Arbeit in der Klinik oder eine eigene Praxis? „Das kann man so konkret nicht sagen und es kommt auf die persönliche Veranlagung an“, sagt der junge Arzt. Niedergelassen in einer Praxis sind die Verdienstchancen mitunter besser als angestellt in einer Klinik. Wie lukrativ eine eigene Praxis in finanzieller Hinsicht letztlich wirklich ist, variiere aber natürlich je nach Art und Größe. „Und man ist eben selbstständig. Damit geht viel Freiheit, aber auch mehr Verantwortung einher“, sagt Bussas.

Landarzt? Für Hagener Mediziner keine Option

In Zeiten des Fachkräftemangels, der auch das Gesundheitswesen betrifft, hat die persönliche Stellenauswahl der vielen jungen Mediziner auch große Auswirkung auf die Versorgung von Patienten: Vor allem in vielen ländlichen Regionen herrscht akuter Hausärzte-Mangel. Und aus diesem Grund hat die Landesregierung ein Programm ins Leben gerufen, um junge Fachkräfte für die Übernahme einer Praxis zu motivieren. „Für mich kam das nicht in Frage, weil man sich für viele Jahre verpflichtet und gewissermaßen an eine entsprechende Praxis bindet“, so Bussas.

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Außerdem würden diese Arrangements recht früh im Studium getroffen: „Was machst du dann, wenn du im Verlauf des Studiums merkst, dass du zum Beispiel Kardiologe werden möchtest? Das geht dann halt eben nicht mehr. Insofern bist du sehr unflexibel“, fügt er hinzu. In seinem Fall komme hinzu, dass er seine Heimatstadt Hagen hätte verlassen müssen, was für ihn Stand heute ebenfalls nicht in Frage kommt.

Als Angestellter hat man einige Vorzüge

In Städten ist dieser Trend weitaus weniger dramatisch, auch wenn Hagen durchaus zunehmend den demografischen Wandel zu spüren bekommt: Rund jeder zweite niedergelassene Arzt in der Stadt ist über 60 Jahre alt. Er schätze die Arbeit im Klinikum zudem sehr, erläutert der junge Mediziner. Als Angestellter in der Klinik habe man viele Vorteile, vor allem die Arbeit in einem großen Team sei für ihn ein entscheidender Vorteil. Gerade als Berufseinsteiger, so berichtet er, habe man sehr viele Ansprechpartner vor Ort, die einem bei fachlichen Fragen helfen können, wenn man anfangs nicht immer ganz sicher ist.

Was ist lukrativer: als Arzt in einer Klinik arbeiten oder doch eine eigene Praxis? Um die Beschaffung teurer technischer Geräte muss sich Marcel Bussas als angestellter Mediziner jedenfalls nicht kümmern. In einer Praxis, so erzählt er, könne man wahrscheinlich mehr Geld verdienen, aber man trägt auch mehr Verantwortung und muss sich für die Erstausstattung der Praxis nicht selten verschulden.
Was ist lukrativer: als Arzt in einer Klinik arbeiten oder doch eine eigene Praxis? Um die Beschaffung teurer technischer Geräte muss sich Marcel Bussas als angestellter Mediziner jedenfalls nicht kümmern. In einer Praxis, so erzählt er, könne man wahrscheinlich mehr Geld verdienen, aber man trägt auch mehr Verantwortung und muss sich für die Erstausstattung der Praxis nicht selten verschulden. © WP | Carlo Czichowski

Aber es gibt auch Nachteile: „Für viele“, so erklärt er, „sind der Schichtdienst und die Nachtarbeit nicht so reizvoll, aber es gehört zum Beruf eben dazu. Man muss das wollen“, sagt Bussas. Er persönlich komme damit gut zurecht. Als Hagener habe er zudem den Vorteil, dass er nach einer langen Schicht nicht weit nach Hause fahren muss. Die pendelnden Kollegen hingegen säßen teilweise lange im Auto oder in der Bahn. „Das kann aber auch positiv sein. So hat man die Möglichkeit, die Schicht noch einmal in Ruhe zu reflektieren und damit abzuschließen.“

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Auch nach dem Facharzt im AKH bleiben

Denn als Arzt sei es nicht immer leicht, die Arbeit in der Klinik zu lassen. „Manchmal fragt man sich nach einem langen Dienst durchaus, ob man jetzt alles erledigt hat, wie es dem ein oder anderen Patienten wohl geht, wenn man weg ist“, erzählt er. In aller Regel gelingt es ihm aber, zuhause abzuschalten.

In Summe aller Vor- und Nachteile der Arbeit in einer Klinik steht für Marcel Bussas fest: Auch wenn er seinen Facharzt absolviert hat, möchte er gerne weiterhin im Agaplesion Klinikum Hagen arbeiten. So sieht zumindest sein aktueller Plan aus, auch wenn er seine berufliche Zukunft natürlich noch nicht bis ins kleinste Detail planen könne.