Hagen. Auf Intensivstationen liegen Menschen in Ausnahmesituationen. Im Mops in Haspe will man Patienten und Angehörigen besonders freundlich begegnen.

Auf Intensivstationen liegen Menschen, die sich in Ausnahmesituationen befinden. Die meisten Patienten sind, wenn sie überhaupt ansprechbar sind, dann gedanklich woanders und haben nicht selten mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen.

Eine schöne Abwechslung ist dann der Besuch eines Verwandten. Wer schonmal jemanden auf der Intensivstation besucht hat, der weiß, dass dieses Erlebnis auch für Besucher manchmal emotional schwer zu verarbeiten sein kann. Um die mitunter bedrückende Begegnung für alle Beteiligten angenehmer zu machen, versucht man auf der Intensivstation des Evangelischen Krankenhauses in Hagen-Haspe vorzusorgen.

Angehörige begleiten

Aufgrund mehrerer Angebote ist die Station kürzlich sogar mit dem Zertifikat „Angehörigenfreundliche Intensivstation“ ausgezeichnet worden. Der Hintergrund der Bemühungen liegt auf der Hand: „Es gibt immer wieder kritische Patienten, die mitunter viele Wochen oder Monate auf einer Intensivstation liegen. Diese Menschen haben nicht selten psychische Probleme. Angehörige tragen viel zur Genesung der Patienten bei. Daher ist es wichtig, dass auch die Angehörigen gut begleitet werden“, sagt Pflegedirektorin Karin Kruse.

Angehörige und Pflegekräfte füllen Tagebuch

Zu den Angeboten zählt zum Beispiel ein Tagebuch, für das Angehörige, aber eigentlich jeder auf der Station Einträge verfassen kann. Es wird neben das Bett gelegt und kann von Mitarbeitern und Angehörigen befüllt werden. Patienten auf Intensivstationen, die langzeitbeatmet werden, haben häufig Schwierigkeiten, die Zeit, in der sie beatmet wurden und sich in einem künstlichen Schlaf befanden, zu verarbeiten. Das Tagebuch soll dem Patienten helfen, diese Zeitlücken zu schließen.

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Und das beginnt schon bei der Aufnahme: Ärzte und Pfleger versuchen dann, möglichst viel über die Persönlichkeit des Patienten zu erfahren, „welche Charakterzüge und welche Vorlieben er hat“, erzählt Pflegedienstleiterin Andrea Ladwig. Wenn jemand zum Beispiel einen bestimmten Radiosender gerne hört, dann würde man diesen im Patientenzimmer einschalten. Auf viele weitere persönliche Dinge versuche man Rücksicht zu nehmen.

Das Evangelisches Krankenhaus in Hagen-Haspe (Mops) ist mit dem Zertifikat angehörigenfreundliche Intensivstation ausgezeichnet worden: Pflegedirektorin Karin Kruse und Andrea Ladwig, Pflegedienstleitung und Fachberaterin Pflege, präsentieren das Zertifikat.
Das Evangelisches Krankenhaus in Hagen-Haspe (Mops) ist mit dem Zertifikat angehörigenfreundliche Intensivstation ausgezeichnet worden: Pflegedirektorin Karin Kruse und Andrea Ladwig, Pflegedienstleitung und Fachberaterin Pflege, präsentieren das Zertifikat. © WP | Michael Kleinrensing

Zu besonders gerngesehenen Gästen zählen auch Kinder. Auf manchen Intensivstationen sei das ein heikles Thema, „aber bei uns sind kleine Besucher ausdrücklich erwünscht“, erklärt die Pflegedienstleiterin. Im Wartebereich gibt es, um auch jungen Besuchern die Zeit zu verschönern, Spielmöglichkeiten, Bücher, in denen den Kindern auch altersgerecht erklärt wird, warum ein Mensch im Krankenhaus liegt – und einige weitere Besonderheiten.

Kinder haben guten Einfluss

Die Kinder können manchmal tatsächlich sogar mehr Einfluss ausüben, als man auf den ersten Blick erahnen kann. Einzelne Geschichten von Patienten im Kontakt mit Kindern, so berichtet Ladwig, werde sie so schnell nicht vergessen: „Wir hatten vor einer Zeit eine Frau drei Monate lang hier, die hatte mit dem Leben schon fast abgeschlossen. So war zumindest unser Eindruck“, erzählt sie.

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Dann bekam die Patientin ganz besonderen Besuch: „Sie hatte nämlich ihr Enkelkind, das gerade geboren war, noch nicht kennengelernt. Als sie das Kind im Arm hatte, hat sie dann nur noch gestrahlt. Das war für uns ein superschönes Bild. Und dieses Erlebnis hat die Patienten sehr gepusht“, erinnert sich Ladwig. Auf der angehörigenfreundlichen Intensivstation im Evangelischen Klinikum in Haspe legt man eben sehr viel Wert aufs Detail.

Konkret auf die Kleinigkeiten, die im gewöhnlichen Krankenhausalltag manchmal zu kurz kommen. Für Pfleger und Ärzte sind es oft kleine Gesten, mit denen sie bei so manchem Patienten dann für einen umso größeren Effekt sorgen: Sie sollen sich möglichst wohl fühlen. Und das in einer Situation, die nicht selten von Depression und Sorge geprägt ist.