Elsey. Holger Schrickel führt in Hohenlimburg eine Videotheken – die letzte dieser Art in Hagen. Warum nun Schluss ist.
„Ausverkauf“ steht in großen roten Buchstaben im Schaufenster der kleinen Videothek in der Möllerstraße. Drinnen ist es ruhig, zwischen den Blurays im Regal sind schon einige Lücken, der Verkaufsraum hat sich in den letzten Jahren bereits deutlich verringert und bald wird auch diese letzte Videothek in der Umgebung der Vergangenheit angehören: Am 31. August muss Inhaber Holger Schrickel schließen.
Videothek mit langer Geschichte
„Der Laden war einer der ersten und einer der letzten“, erzählt er stolz aus der Geschichte von dem Geschäft, das er 1981 eröffnet hat. Er konnte seine Videothek länger halten als die meisten seiner Kollegen. Der letzte Videoverleih in Hagen hat bereits im vergangenen Jahr geschlossen. Der nächstgelegene Verleih sei zur Zeit in Bochum zu finden.
Und auch der 67-Jährige musste zuletzt einiges an Einfallsreichtum aufbieten, um seinen Laden zu erhalten: „Letztes Jahr hatten wir ein paar interessante ungarische Weine“, hat er die Angebotspalette erweitert. Auch Honig hatte er schon im Angebot. Doch Honig werde im Sommer kaum gekauft und die Weinpreise seien seit Corona angestiegen. „Corona hat praktisch das i-Tüpfelchen draufgesetzt“, erklärt er, denn auch Filme wurden zu der Zeit wenig ausgeliehen. Stattdessen profitierten die Streamingdienste.
Pandemie brachte keinen Aufschwung
Doch die Situation hat sich nach der Pandemie nicht verbessert: „Man merkt schon, das ist jetzt nicht mehr so im Trend“, muss er zugeben. Es fällt ihm schwer, seine Videothek aufzugeben. 42 Jahre lang hat er darin gearbeitet: „Hat mir die ganze Zeit Spaß gemacht“, berichtet er rückblickend. Besonders der Kontakt zu seinen Kunden hat ihm Freude bereitet: „Ich bin ein Mensch, der auf alle zugeht“. Auch wenn er seine Videothek jetzt schließen muss, ist er dankbar für die Treue vieler Stammkunden. Manche kommen jeden Tag, um nach den Neuerscheinungen zu sehen oder sich einen Film für den Abend auszusuchen. Mittlerweile wollen jedoch mehr Leute die letzten Filme kaufen, statt sich welche auszuleihen.
Als Familienunternehmen begonnen
Er kann sich noch an bessere Zeiten für sein Geschäft erinnern. Zu Hochzeiten gehörten ihm und seiner Familie vier Videotheken. Da war er froh, dass er damals auch seine Familie zur Unterstützung hatte: „Hätte man alleine gar nicht geschafft“, erinnert sich Schrickel. Mitgearbeitet haben sowohl seine Eltern als auch sein Bruder. In dem Laden seines Bruders war der Videothek zeitweise sogar eine Sonnenbank angegliedert.
Später mussten die Filme den Sonnenbänken vollständig weichen und zurück blieb nur die Hohenlimburger Videothek. Dort gab es auch noch zwei oder drei andere Videotheken in der Konkurrenz, blickt Schrickel zurück. Im Gegensatz zu seinem Geschäft gehörten diese allerdings einer Kette an. „Ich war immer selbstständig“, erzählt er stolz.
Bis zu 2500 Filme im Laden
In seinem „Video Treff“ hatte er bis zu 2500 Filme im Sortiment. Und zum Verkaufsraum gehörte auch ein kleiner Erotik-Raum, in dem Pornos ungestört ausgesucht werden konnten. In den letzten zwei, drei Jahren hatte er nur noch rund 500 Filme im Angebot. „Die Meisten waren nur noch auf Neuheiten fixiert“, bedauert Schrickel, dass immer mehr Leute auf Streamingdienste wechseln.
Trotzdem versucht er, positiv in die Zukunft zu blicken. Mit einem Lächeln im Gesicht berichtet er über seine Pläne nach der Schließung: Er will umziehen, sich der Gartenarbeit widmen und vor allem seine Heimat besser kennenlernen. Aber natürlich wird er auch im Ruhestand noch Filme sehen: „Es gibt noch einige, die ich gerne noch mal sehen wollte“. Besonders gut hat ihm die „Game of Thrones“-Reihe gefallen. Diese Fantasyserie wolle er auf jeden Fall behalten.
Zukunft der Ladenzeile unklar
Was nach der Schließung aus der Ladenzeile in der Möllerstraße wird, das steht noch nicht fest. Zunächst soll dort wohl erst einmal renoviert werden.