Hagen. Er wurde in Hagen schon mit Messern bedroht und Kunden wollten die Rechnung prellen – „aber ich war immer gerne unterwegs“, sagt Yusuf Akcil.
„Ich war bestimmt 20-mal im Gericht als Zeuge. Es ist viel passiert“, sagt Yusuf Akcil. Er sei viermal mit Messern bedroht worden, etliche Taxikunden wollten die Rechnung prellen, oder haben Stress gemacht – „einmal wurde mir mit einer Schreckschusswaffe ins Taxi geschossen und ich wurde am Kopf verletzt“, sagt der 73-Jährige. Einen Mann mit Messer am Bahnhof habe er mal festgehalten. Er wollte für 20 Mark nach Breckerfeld – es waren aber immer schon 35. „Ich habe dann gesagt, dass ich ihn nicht mitnehmen kann. Er wurde aggressiv und zückte das Messer. Ich habe ihn dann zu Boden gerungen und festgehalten bis die Polizei kam“, erinnert sich der Hagener.
Ja, der Ton ist rauer geworden bei den Fahrten. Gerade nachts mit Betrunkenen. Das merkt auch Yusuf Akcil. „Aber ich habe keine Angst, hatte ich noch nie.“ Er liebt seinen Job, trotz aller Erlebnisse, trotz negativer Erfahrungen, langen Nächten und vielen Gerichtsprozessen.
Es ist 16.30 Uhr an der Gaststätte Berliner Platz, Yusuf Akcil (73) sitzt am Tisch mit zwei langjährigen Freunden, trinkt ein Pils. Ein Taxi fährt vor. „Yusuf, Dein Taxi“, ruft ein Mann. Im wortwörtlichen Sinne. Es ist nämlich seins. Der Hagener ist hier bekannt wie ein bunter Hund. Ein Großteil der Gäste zählt zu seinen Stammkunden. „Ich komme seit mehr als 20 Jahren jede Woche hierhin“, sagt Yusuf Akcil.
Noch länger ist er in Hagen als Taxifahrer unterwegs – und zwar seit mittlerweile 47 Jahren, wenn auch mit kleineren Unterbrechungen. Er dürfte wohl einer der ältesten Taxifahrer in Hagen sein. Ein echtes Urgestein.
Mit 20 Jahren nach Deutschland gekommen
Yusuf Akcil kam nach Deutschland, als er 20 Jahre alt war. „Ich habe damals erst ein Jahr in Schwäbisch Hall gelebt, dann bin ich nach Hagen gekommen, weil Familie hier lebte“, erinnert er sich. Relativ zügig fing er damals als Taxifahrer an, fuhr für die Zentrale. „1986 habe ich mir dann eine Taxinummer gekauft und mich selbstständig gemacht“, sagt der Hagener. Nach zwei Jahren allerdings verkaufte er sein Taxi vorerst wieder, um eine Gaststätte zu übernehmen. „Das hat auch Spaß gemacht. Zwei Jahre später dann kam ein Bekannter, der mir den ganzen Kaufpreis zahlen wollte. Dann habe ich einfach meine Jacke genommen und bin gegangen.“ Außerdem vermisste er das Taxifahren. Naheliegend also: er kaufte sich wieder eins.
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Er fuhr selbst wieder, mit Unterstützung von seinem Neffen, hatte irgendwann 6 Mitarbeiter und es lief gut. Früher konnte er noch häufig die Schichten wechseln, seine Kinder waren noch jung. Mittlerweile fährt er lieber nachts – einfach, weil mehr los ist. Unter der Woche meist bis 1 oder 2 Uhr, am Wochenende auch länger.
Viel Stammkundschaft
Mittlerweile fährt er am liebsten mit seiner Stammkundschaft, mit Leuten, die er lange kennt, wo er weiß: Da gibt es keine Probleme. „Viele ältere Leute fahren gerne mit mir, ich habe immer was zu erzählen“, sagt er und lacht. Grundsätzlich gelte das auch für all die Jahre, in denen er das macht: „Ich habe mehr schöne als schlechte Erinnerungen gesammelt.“
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Er hatte sich zwischenzeitlich noch einmal in der Gastronomie versucht. Aber das Taxifahren ist und bleibt die Konstante in seinem Leben. Aktuell teilt er sich die Fahrten noch mit seinem Neffen. Er selbst ist nur noch an zwei bis drei Tagen die Woche unterwegs. „Man merkt doch, wenn man älter wird“, räumt er ein. Künftig möchte er seine Fahrten langsam weiter reduzieren, will noch etwas vom Leben genießen. „Vielleicht sogar den Rest der Familie in der Türkei besuchen, oder wieder ganz dort hinziehen – das wird sich alles zeigen.“