Hagen/Osttimor. Nur mit Rad und Rucksack: Benedikt Weimer lässt seinen Job für seine Traumreise zurück. Jetzt sammelt er Spenden für ein wichtiges Projekt
11 Uhr in Hagen, 18 Uhr in Osttimor – ein Inselstaat in Südostasien. Benedikt Weimer hat keinen Strom, kein fließendes Wasser in seinem kleinen Zimmer. Aber immerhin ein Dach über dem Kopf, was man nicht für jeden Tag der letzten vier Monate behaupten kann, seit er sich im Januar von Hagen aus aufgemacht hat, um mit seinem Rad einen Teil dieser Welt auf zwei Rädern zu entdecken.
Der gebürtige Hagener hat zuletzt als Journalist in der Hauptstadt gearbeitet – dort eine zweijährige Ausbildung bei der Springer-Akademie gemacht und parallel im Politik-Ressort für die Bild-Zeitung geschrieben. Seinen Job hat er für die große Reise, zumindest auf Zeit, zurückgelassen. Der Erfahrung willen. Der Momente willen. Und weil er sich später nicht vorwerfen möchte, er habe seine Wunschreise doch nie gemacht. Einen richtigen Moment für sowas gibt es nie.
Seit Februar also ist Benedikt Weimer unterwegs, hat viele Nächte im Zelt geschlafen, andere wiederum bei Menschen verbracht, die er unterwegs kennengelernt hat. „Meine Reise hat mir bislang viel gegeben. Wenn man auf dem Rad unterwegs ist, hat man tatsächlich wenig, über das man nachdenken muss. Die überlagernden Fragen sind jeden Tag die gleichen: was esse ich, wo schlafe ich, wo fahre ich hin?“, sagt Benedikt Weimer und lacht. Jetzt aber will er neben seiner Reise noch Gutes tun – und Geld sammeln für den Bau eines neuen Jugendzentrums in Osttimor.
Viele Begegnungen unterwegs
Aber von Anfang: Wie das mit Reisen oft so ist – oft läuft nicht alles nach Plan. Als Benedikt Weimer und sein Vater, der ihn in den ersten Wochen begleitet, in Neuseeland landen und losfahren wollen, kommt ein Tropensturm (Zyklon Gabrielle) dazwischen. Viele Bereiche werden überflutet. „Wir konnten erst eine Woche später als geplant mit der Tour starten“.
Neuseeland verfüge über eine überraschend gut ausgebaute Radinfrastruktur. „Wir haben uns, auf Empfehlung anderer Radfahrer, dazu entschieden, die Tour Aotearoa – eine der längsten Bikepacking-Strecken für Nicht-Profis, zu fahren. Es ging mitten durch die Natur Richtung Süden“, sagt der Hagener. Die gesamte Strecke (3000 Kilometer) aber haben sie nicht geschafft, „nach 600 Kilometer auf der Nordinsel haben wir ein Stück per Auto übersprungen, um noch genügend Zeit gemeinsam auf der Südinsel zu haben.“
Danach ging es für den jungen Hagener zunächst alleine weiter. „Aber man fühlt sich nie richtig alleine. Man findet auf den Strecken hier und da Begleiter, zum Beispiel ein amerikanisches Ehepaar. Man lernt auf den Campingplätzen oder in Unterkünften viele Leute kennen und kommt ins Gespräch“, gibt der 21-Jährige Einblicke.
Gebrochene Zeltstangen und andere Hindernisse
Besonders erinnert er sich noch an eine stürmische Nacht im Zelt: „Der Wind war so stark, dass die Stange gebrochen ist. Ich wollte raus und sie reparieren, da ist plötzlich das ganze Zelt rumgeflogen“, sagt Benedikt Weimer und lacht. „Es hat Tage gedauert, bis ich eine Lösung gefunden habe, die Zeltfirma hat glücklicherweise ein Ersatzteil nach Queenstown geliefert - dort habe ich es wieder zusammengebaut.“ Er fährt seine Strecken – mittlerweile fast 5000 Kilometer – übrigens alle bepackt mit rund 35 Kilo Gepäck.
Gemeinsam mit seinem Bruder, der zu Besuch war, flog er von Neuseeland nach Adelaide, „wir wollten dann eigentlich gemeinsam bis Melbourne radeln, aber er war angeschlagen. Also sind wir mit dem Bus gefahren. Dort haben wir auch unsere ehemalige argentinische Austauschschülerin getroffen, bei der wir anderthalb Wochen gewohnt haben“, blickt er auf das spontane Wiedersehen nach vielen Jahren.
Für ihn ging es dann alleine weiter von Melbourne bis nach Sydney. Nach einem kurzen Zwischenstopp dann nach Neukaledonien. „Ich wollte immer schon mal auf die Südseeinseln, konnte mein Rad in Sydney bei einem einheimischen Gastgeber lassen.“ Auf einem Campingplatz lernt er dort eine Familie kennen: „Ich habe jeden Abend mit der Familie gegessen – oft gab es sogar frischen Fisch aus dem Meer.“ Nach zwei Wochen geht’s zurück nach Sydney.
Dingos und Kängurus
Im Anschluss ging es für ihn alleine weiter bis nach Brisbane. „Obwohl Einheimische mich gewarnt haben: Radfahren in Australien hat überraschend gut funktioniert. Ich bin viel an der Küste und durch Nationalparks gefahren, abseits der großen Highways.“ Und das, ohne auf eine einzige Schlange, oder Spinne zu treffen. „Es gab lediglich zwei Begegnungen mit Dingos und ein paar Kängurus“, sagt der Hagener, der mittlerweile in Osttimor angekommen ist.
„Nach dem Abi wollte ich gerne mit dem Verein Don Bosco ins Ausland, das klappte aber wegen Corona nicht.“ Vor seiner Reise nahm er wieder Kontakt auf – aktuell besucht er die verschiedenen Don Bosco Einrichtungen im Land. „Ich helfe ein paar Wochen wo es geht in den Einrichtungen - Waisenheime, Schulen, oder Jugendzentren und gebe zum Beispiel Englischunterricht. Don Bosco zählt zu den größten Hilfsorganisationen im Land. Ohne ihre Arbeit hier wären Tausende Kinder ohne Zugang zu Bildung oder einem warmen Mittagessen. Das habe ich jetzt mit eigenen Augen gesehen.“
Das sei aber natürlich keine nachhaltige Hilfe, räumt er ein. Er wolle mehr tun – und will deswegen nun Spenden sammeln für den Bau des neuen Jugendzentrums 37 Kilometer südlich der Hauptstadt (*siehe Box).
Auf dem Landweg geht es dann in zwei Wochen für Benedikt Weimer zunächst einmal weiter nach Indonesien auf die Inseln. Und dann? „Durch Südostasien bis hoch nach Hanoi (Vietnam).“ Von dort aus soll es noch nach China gehen, wenn das mit dem Visum klappt. Unabhängig davon betont der Hagener: „Das ist die Zeit meines Lebens und ich bin froh, dass ich es gemacht habe.“
Wer die Idee von Benedikt Weimer unterstützen möchte – kann das über dieses Spendenkonto tun: Don Bosco Mission Bonn, IBAN: DE70 3706 0193 0022 3780 23 , BIC: GENODED1PAX, Stichwort „Radtour Benedikt Weimer“