Hagen. Schilder im Hagener Forst warnen Radfahrer vor nahen Schranken. Unnötig, sagt eine Anwohnerin. Doch für die Praxis gibt es auch Gründe:
Den Wald vor ihrer Haustür im Ölm kennt Monika Brendel seit Jahren, sodass sie ein neues Schild dort umso mehr irritiert hat. „Achtung - Schranke in 50 Meter“ steht dort in Lettern geschrieben und weist Radfahrer und Spaziergänger auf das nicht allzu weit entfernte Hindernis vor der Grenze zwischen Waldweg und Straße hin. Unnötig, findet Brendel. „Anstatt dass Bänke repariert werden oder Spielplätze wird jetzt dafür Geld verpulvert.“
Tatsächlich stellt der Wirtschaftsbetrieb Hagen die Schilder in den städtischen Wäldern nahe von Schranken auf, um Unfälle gerade mit Radfahrern zu vermeiden, wie es auf Anfrage aus dem Fachbereich Forstwirtschaft heißt. Neu ist diese Praxis nicht, im Hagener Stadtwald etwa stehen manche dieser Schilder schon seit Jahren. Allerdings fallen sie immer wieder Vandalismus zum Opfer, werden beschmiert oder gar ganz entfernt, und müssen dann vom WBH neu aufgestellt werden.
Viel Aufwand für einen Zweck, der nicht unbedingt an jeder Stelle sinnvoll erscheint. Während Mountainbiker im Ölm die Schranke am Ende einer Biegung erst spät sehen, warnen im Stadtwald teils Schilder vor Schranken, die auf gradem Weg schon von Weitem deutlich erkennbar sind. Gleichwohl – vielleicht aus deshalb: An Schranken im Hagener Waldgebiet hat es bisher noch keine Unfälle gegeben, so der WBH.
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Unfall sorgt für Klage
Als mahnende Beispiele dienen jedoch andere Fälle aus dem Bundesgebiet wie etwa aus Neuheide an der Ostsee. Dort war vor zwei Jahren ein Ausflügler aus Berlin mit dem Rad unterwegs, als er gegen eine geschlossene Schranke auf einem Landweg prallte. Er stürzte, zog sich Schürfwunden und Prellungen zu. Der Fall lief bundesweit über die Presse-Agentur. Denn der Berliner machte fehlende Hinweise auf die Schranke als einen Grund für den Sturz aus. Er zog vor das Landgericht Stralsund und verklagte die Stadt als Eigentümer auf Schmerzensgeld und Schadenersatz in Höhe von mehreren Tausend Euro.
Um sich rechtlich abzusichern und früh genug auf Schranken im Wald hinzuweisen, begegnen Spaziergängern also im Hagener Forst diese Schilder – zumindest, solange es sich um Waldfläche der Stadt handelt.
Schranken im Fürstlichen Forst offen
Im Fürstlichen Forst dagegen fehlen Schilder dieser Art vor den Schranken, wie Förster Oliver Kahl berichtet. „Das ist für uns kein Thema, weil wir fast keine Schranken im Revier haben.“ Und die Schranken, die es im fürstlichen Forst gebe, seien geöffnet. „Wir haben nach dem Borkenkäfer-Befall viel Holz abgefahren und wegen der regelmäßigen Transporte die Schranken offen gelassen.“
Was allerdings, so Kahl, einem anderen Problem die Tür öffne: Personen, die in den Wald fahren, um illegal ihren Müll zu entsorgen. Auch habe er bereits erlebt, das geschlossene Schranken durch Vandalen kaputt gemacht wurden, um sich Zutritt zum Forst zu verschaffen.
Vandalismus – ein Schicksal, das auch das erst vergangene Woche aufgestellte Hinweisschild im Ölm ereilt hat: Das neue Schild, das auf die Schranke in 50 Metern hinweist, ist bereits beschmiert und komplett umgedreht.