Hagen-Mitte. Baustelle mitten in der Volme in Hagen. Und plötzlich öffnet sich der Fluss für die Menschen. Warum bleibt das nicht einfach so? Ein Report.
Es ist erst einen Monat her, da schrieb der Kollege: „Im Herzen der Stadt ist im Flussbett der Volme auf Höhe der Terrassenplattform an der Hagener Volmeaue ein kleines Wohlfühl-Idyll entstanden.“ Jedes Wort davon stimmt. Vor allem die Vokabel „Idyll“. Denn nie zuvor war es so schön, an einem sonnigen Tag am Flussufer im Herzen der Stadt zu verweilen. Schuhe aus, Füße ins Wasser, Flussrauschen, Geruch von veralgten Steinen, ein kleines Wassererlebnis. Warum, so fragt man sich, kann das nicht so bleiben? Oder kann es doch?
Ein Bagger verrückte zuletzt unterhalb der Badstraßenbrücke die wuchtigen Wackermänner vom Rand weg, legte die Seitenbereiche der Volme frei und ließ in der Mitte eine Verengung sogar mit einem kleinen Treppenabsatz entstehen, über die mit erhöhter Fließgeschwindigkeit die Volme in Richtung Ennepe-Mündung strömt. Die riesigen Steine nutzen Mittagspäusler und scheinbar positiv verwunderte Spaziergänger zum Verweilen. (Lesen Sie auch: Der vergessene Aussichtspunkt im Hagener Volmepark)
Erinnerung an Meran
Es ist, im ganz Kleinen, ein wenig so wie Südtirol-Urlauber es aus Meran kennen werden, wo 2012 die Terrassen am Fluss Passer fertiggestellt wurden. Verbaute Flussräume im städtischen Raum sollten in Meran wieder lebenswerter gestaltet werden. Wasserschutzbauten sollten so saniert werden, dass sie für die Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Die Terrassen, eine Rasenanlage am Ufer und – genau wie aktuell in der Volme in Hagen – große Grauwackensteine direkt am Fluss, sind ein Magnet für alle, die dem Wasser ganz nah kommen wollen.
Menschen halten die Füße in den Fluss
Nun ist das in Hagen auch eine Sanierungsmaßnahme, die da eigentlich läuft. An beiden Uferseiten des Flusses. Die Fußgänger-Verbindung aus Felsquadern hatte bei dem Jahrhundert-Hochwasser im Sommer 2021 gelitten und sollte wieder sicher gestaltet werden. Parallel dazu wird auf der Flussseite des Ricarda-Huch-Gymnasiums die schadhafte Stützwand durch den WBH saniert. Ausspülungen werden ausbetoniert. (Auch interessant: Wo sich in Hagen die Flüsse treffen – ein geheimnisvoller Ort)
Auf den bewegten Wackermännern aber, da sonnen sich die Hagener. Eine Frau hat die Schuhe ausgezogen, die Hose hochgekrempelt und lässt die Füße im Wasser tänzeln. Ein Mann sitzt unweit davon telefonierend auf einem Stein. Aus der Perspektive am Flussrand wirkt die Umgebung grün. Ganz anders als von der Brücke Badstraße, wo man sieht, dass der Fluss vor über 100 Jahren in einen zu enges Korsett aus Beton und Einhausung gezwungen wurde, als die planerische Maßgabe noch verdichten, verdichten, verdichten war und der urbane Raum kein Grün, sondern nur Grau kannte. (Lesen Sie auch: Die Volme in der Innenstadt – Hagen hat den Fluss vergessen)
Braucht es nicht eine Terrassenanlage?
Müssten die großen Wackersteine zwischen Brücke Badstraße und dem Ende des Volmeparks nicht nur der Anfang sein? Brauchen es nicht eine Aufweitung des Flusses im Bereich des Volmeparks, vielleicht mit einer Terrassenanlage in beide Richtungen? Richtung Sparkasse und Ricarda-Huch-Gymnasium? Wäre der Effekt nicht viel größer als durch eine ungenutzte Treppe hinterm Rathaus und eine ebenso wenig genutzte Aussichtsplattform im Volmepark. Und geht nicht vielleicht sogar noch mehr? Fragen, mit denen sich die Stadtredaktion in den kommenden Tagen an Verwaltung und Politik richten wird.
Derweil können viele Hagener es vielleicht auch zum ersten Mal für sich erleben, dass sie die kleine Treppenanlage neben der Brücke Badstraße heruntergehen und an einem Fluss ankommen, der sich ihnen wild, aber offen präsentiert. Wenn man so will, ein Sommertipp für einen aktuell lauen Abend. Ein Wein im Gepäck, ein Buch, Freunde.
Sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, wird der Bagger zurückkehren und die mächtigen Steine wieder Richtung Ränder zurückschieben. Was dann von der Verweil-Qualität bleibt: Wir werden sehen.