Hagen. Man bezahlt volle Beträge, kriegt aber keine volle Leistung: Wochenlang fiel die Kita in Hagen aus. Eltern starten eine Petition. Die Details:
„Die Personalsituation hat sich beruhigt. Die Kinder können wieder regelmäßig in die Kita, es gab nur noch vereinzelt eine Notbetreuung“, sagt Sabrina Balkenhol. Dieser Umstand aber hindert sie nicht daran, weiter für etwas zu kämpfen, das sie als Unrecht erachtet. Dazu ein kurzer Rückblick in den letzten Sommer: Mehrere Eltern hatten sich vor der Kita am Kuhlerkamp versammelt. Wochenlang gab es dort aufgrund von Personalengpässen lediglich eine Notbetreuung. Manche Kinder, schilderten die Eltern, hätten über mehrere Wochen die Kita nicht von innen gesehen. Andere nur vereinzelt. Wochen, für die diese Eltern trotzdem voll bezahlen mussten – weil es so in der städtischen Satzung steht. Kein Einzelfall.
Wortwörtlich steht in dieser Satzung Folgendes: „Die Beitragspflicht wird durch Schließungszeiten der Kindertageseinrichtung nicht berührt. Sie besteht unabhängig von der tatsächlichen Nutzung des Platzes.“ Bei vorübergehenden Unterbrechungen oder Einschränkungen der Betreuung, für die es keine Vertretung gebe, hätten Eltern keinen Anspruch auf eine Beitragsminderung. „Ausgenommen sind Arbeitskampfmaßnahmen, die über den 10. Streiktag hinaus andauern, soweit städtische Einrichtungen betroffen sind.“
Sabrina Balkenhol kann diese Sätze nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen: „Ich möchte mich stellvertretend für alle Eltern dafür einsetzen, dass das geändert wird. Man sollte nicht für Leistungen bezahlen, die überhaupt nicht erbracht werden“, sagt die Mutter.
Soziale Kontakte und Schulvorbereitung gehen verloren
Letztlich gingen für die Kinder durch massive Ausfälle wie zuletzt wichtige soziale Kontakte, aber auch die langsame Vorbereitung auf die Einschulung verloren, es ging sogar soweit, dass einige Eltern um ihren Job fürchten mussten, weil sie keine verlässliche Betreuungssituation hatten. Sabrina Balkenhol rief daher damals im Netz eine Petition ins Leben, immerhin 1500 Unterschriften kamen zusammen.
Neun Monate später erreichte sie nun dieser Tage Post: Der Antrag, den sie eingereicht hat, wird Ende August (24.) vor dem Petitionsausschuss diskutiert. „Ich setze große Hoffnungen in diesen Termin. Vielleicht wird sich dadurch nicht unmittelbar etwas ändern, aber man kann sicherlich einen Denkanstoß geben“, sagt die engagierte Mutter. „Mir geht es dabei nicht primär um mich. Ich finde das Prinzip einfach nicht fair. Man zahlt ja auch nicht beim Bäcker für Brötchen, die man dann nicht essen kann“, betont sie. Sie wolle nun, gemeinsam mit anderen Eltern, eine genaue Auflistung erarbeiten, wie oft die Betreuung ausgefallen sei. „Zu dem Termin wird mich noch ein weiteres Mitglied aus dem Elternbeirat begleiten – und Wolfgang Jörg hat seine Unterstützung zugesagt.“
Unterstützung aus der Politik
Schon damals, als die Probleme in einigen Einrichtungen bekannt wurden, hatte sich unter anderem der Landtagsabgeordnete Wolfgang Jörg des Themas angenommen und Unterstützung versprochen. Als Vorsitzender des Ausschusses für Kinder/Jugend/Familien im Landtag betont er: „Ich kann total nachvollziehen, wenn Eltern sauer und enttäuscht sind, weil sie hohe Beiträge zahlen, dafür aber keine zuverlässige Betreuungsleistung erhalten.“ Grundsätzlich müsse man überlegen, die Satzung dahingehend zu ändern, dass neben einer Streik-Beitragsminderung auch eine Regelung in der Satzung für lange Krankheits- oder Notfallbetreuungszeiten gefunden werden müsse. Letztlich liege diese Änderung aber in der Entscheidungsmacht des Stadtrates.
Sammelaktion: Clown soll Kinder Freude schenken
Parallel zur Petition hat die Mutter mit Hilfe der Einrichtung – der die Eltern in der Sache keinen Vorwurf machen wollen, „es liegt am Personalschlüssel“ – eine Aktion auf die Beine gestellt, die den Kindern ganz unmittelbar schöne Erinnerungen bescheren soll. „Für sie ist durch Corona und dann den Betreuungsausfall so viel an schönen Kita-Erinnerungen ausgefallen, das wir uns jetzt bemühen, für sie noch etwas Schönes auf die Beine zu stellen“, sagt die Mutter. In Kooperation mit Kolping werden an verschiedenen Abgabestellen getragene Schuhe in Kartons gesammelt (wer Interesse hat, kann sich bei Sabrina Balkenhol melden – elternbeirat.kitamariakuhlerkamp@gmx.de). Je mehr Kilo dabei zusammenkommen, desto mehr Geld fließt in die Kasse des Elternbeirats. „Von dem gesammelten Geld möchten wir gerne den stadtbekannten Clown Kuntabunt engagieren. Er soll für die Kinder einen schönen Nachmittag organisieren.“