Die immer geringer werdenden Mittel zwingen die evangelische Kirche dazu, sich neu zu sortieren. Ein Prozess, in dem auch Chancen liegen.
Mit beinah schon ermüdender Hartnäckigkeit kämpft die Stadt Hagen um die Lösung ihrer Altschuldenprobleme. Zuletzt legte die NRW-Landesregierung nach jahrelangem Zaudern zwar endlich mal einen Entlastungsvorschlag für klamme Kommunen wie Hagen vor. Doch der Streit um dessen Tauglichkeit lässt schon wieder erahnen, dass echte Hilfe nicht wirklich nahe ist bzw. im nächsten Wahlkampf wieder zerrieben wird.
Mit dem leidigen Thema Geld muss sich seit Jahren auch der Evangelischen Kirchenkreis Hagen intensiver beschäftigen als ihm eigentlich lieb ist. Dort wächst den Verantwortlichen zwar noch nicht der Schuldenberg über beide Ohren, aber damit es erst gar nicht so weit kommt, muss gehandelt, sprich gespart werden. Denn auf eine wundersame Geld-Vermehrung verlässt sich trotz der biblisch verbürgten Manna-Erfahrung niemand.
Zumal die jüngsten Nachrichten zur Flucht der Gläubigen aus der Amtskirche erahnen lassen, dass die Einnahmesituation durch verbesserte Kirchensteuereinnahmen sich kaum einschneidend verbessern dürfte.
Knallhartes Umstrukturieren
Konkret bedeutet dies, dass immer weniger Budget von immer weniger Gläubigen immer sparsamer, aber dafür zielgerichteter verteilt werden muss. Denn wer beim Thema Glaube und den vielen integrierenden und sozialen Aufgaben keine dramatischen Abstriche machen will, muss knallhart umstrukturieren.
So viel steht schon jetzt fest: Die klassische Ortsgemeinde hat ausgedient, die evangelische Kirche Hagen bündelt ihre Kräfte in vier Kooperationsräumen, auf die dann weniger Pfarrstellen (eine Geistliche oder ein Geistlicher für 3500 Gemeindeglieder) aufgeteilt werden. Zu diesem Weg zählt auch, dass Gebäude anderweitig genutzt werden – die jüngste Entwidmung des Gemeindehauses in Haspe-Westerbauer war auf diesem schmerzlichen Weg sicherlich nur eine Zwischenetappe.
Es ist also viel im Fluss „bei Kirchens“, wie der Hagener zu sagen pflegt. Man mag das bedauern, kann es aber auch als Chance betrachten. Denn in Zeiten, in denen – wenn vielleicht auch aus einer gewissen Not heraus – alte Zöpfe abgeschnitten und Themenschwerpunkte neu definiert werden, liegt für die dann aus mehreren Gemeinden bestehenden Kooperationsräume ja auch eine Chance.
Chance sich einzubringen
Dieses Signal sollten vor allem auch die kritischen Nörgler erkennen: Denn nach einem Häutungsprozess wird bekanntlich frischer Glanz sichtbar. Und dieser kann natürlich zugleich neue Attraktivität bedeuten und Lust auf frisches Engagement wecken. Zumal die biblische Botschaft in diesen Zeiten voller Ungewissheiten und vielfältiger Gefahren für die Schöpfung so aktuell wie schon lange nicht mehr erscheint.
Man könnte auch sagen: Der laufende Umbruch macht Kirche irgendwie auch wieder attraktiver.