Hagen/Wetter/Herdecke. Verdacht einer Bluttat: Ein offensichtlich verwirrter Mann hat einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Er sei sauer auf seine Frau gewesen.

Es hörte sich nach einem schweren Verbrechen an: Ein Mann (56) hatte unter Tränen eingestanden, seine Frau (49) getötet zu haben. Der Notruf löste in gleich drei Städten einen Großeinsatz der Polizei aus. Am Ende die erfreuliche Wende: weder Mord, noch Leiche.

Montag kurz nach 14 Uhr in der Innenstadt von Hagen: Aus allen Richtungen rauschen sieben Einsatzwagen der Polizei in Richtung Rummenohl. Zeitgleich telefoniert die Leitstelle im Präsidium mit einer Anruferin, die von einer grausamen Bluttat berichtet: Ein aufgebrachter Mann, der neben ihr steht und im Hintergrund zu hören ist, hätte im Streit seine Frau erschlagen. Die Anruferin berichtet, sie würde gerade mit dem Tatverdächtigen vor einem Mehrfamilienhaus an der Ringstraße stehen. Noch während die Streifenwagen am vermeintlichen Tatort im Hagener Süden eintreffen, stellt sich heraus, dass gar nicht die Ringstraße in Rummenohl gemeint war.

Notruf läuft irrtümlich in Hagen auf

Denn: Die Frau ruft mit ihrem Handy aus Wetter an, wo es auch eine Ringstraße gibt. Aufgrund der Ortsnähe zu Hagen ist ihr mobiler Notruf jedoch nicht bei der eigentlich zuständigen Kreispolizei Ennepe-Ruhr, sondern bei der Leitstelle der Polizei Hagen aufgelaufen. Die Verwechselung wird jedoch schnell bemerkt und der Einsatz um 14.07 Uhr weitergegeben: Nun sind die Polizeikollegen aus Wetter gefordert. Zwei Zivilfahrzeuge der Hagener Kripo unterstützen sie dabei. Denn der vermeintliche Mörder soll noch direkt am Tatort festgenommen werden.

Die Ringstraße in Wetter liegt direkt am Harkortsee. Vier Streifenwagen, ein Rettungswagen der Feuerwehr, ein Notarzt und die Kripoleute erscheinen dort mit Blaulicht. Die Anruferin, Mitarbeiterin eines Pflegebüros, erwartet sie bereits. Die Beamten stürmen in die Wohnung des Mehrfamilienhauses. Dort treffen sie den offensichtlich verwirrten tatverdächtigen Wetteraner an. Aber erst mal keine getötete Ehefrau, kein Blut, und keine Hinweise auf ein Tötungsdelikt. Der 56-Jährige liefert den Polizisten dafür eine Erklärung: „Ich habe meine Frau nicht hier, sondern in ihrer Wohnung umgebracht, weil ich so sauer auf sie war.“

Vermeintliches Opfer unversehrt

Um 14.33 Uhr fahren weitere Einsatzkräfte, darunter auch die Freiwillige Feuerwehr Herdecke, den eigentlichen Tatort an: Kirchender Dorfweg in Herdecke. Der Einsatz lautet: „Hilflose Person hinter verschlossener Tür“, doch die Retter müssen befürchten, dass dort die Leiche liegt. Zeitgleich wird in Wetter der dringend Tatverdächtige von Polizeibeamten durchsucht, mit Handschellen gefesselt und zum Streifenwagen abgeführt. Dort kommt über Funk bereits die Entwarnung: Die angeblich erschlagene Ehefrau hatte den Herdecker Einsatzkräften auf Klingeln hin die Wohnungstür geöffnet. Sie war völlig unversehrt.

Hatte der Wetteraner seine Pflegekraft und die Polizei vorsätzlich hinters Licht geführt? Die Sprecherin der Kreispolizei EN, Isabell Kircher, glaubt nicht an das bewusste Vortäuschen einer Straftat: „Wir gehen bisher davon aus, dass in diesem Fall ein psychisches Problem vorliegt. Deshalb hat ihn auch das Ordnungsamt einweisen lassen.“ Statt mit dem Streifenwagen ins Polizeigewahrsam, kam der 56-Jährige mit dem Rettungswagen ins Gemeinschaftskrankenhaus. Der ausgelöste Einsatz wird sehr wahrscheinlich keine strafrechtlichen Konsequenzen für ihn haben.