Hagen-Mitte. Die Homestagerin richtet für Eigentümer Häuser oder Wohnungen ein, damit sie sich besser verkaufen lassen. Einblicke in einen kaum bekannten Job:
Im Grunde hat Tatjana Ilić sofort eine Vision, wenn sie ein Haus oder eine Wohnung betritt. Es sind kleine Details, die den Ausschlag geben. Farben. Der Lichteinfall, der Schnitt der Räume, die Deko. „Weniger ist oft mehr. So, wie wir die Häuser herrichten, würde auch keiner im wirklichen Leben wohnen. Wir schaffen damit nur eine Vision für den Käufer. Die Käufer sollen reinkommen und sich vorstellen können, wie ihr neues Zuhause aussehen könnte“, sagt die Hagenerin.
Sie ist Homestagerin. Ein Job, der hier kaum bekannt ist, „eher in Amerika oder großen Metropolen“, sagt Tatjana Ilić. Sie und ihr Team richten Immobilien her, damit sie schneller verkauft werden – und wenn möglich sogar noch zu einem besseren Preis. In vielen Fällen klappe das, sagt die Geschäftsfrau.
Der Job ist anspruchsvoll. Sie hat Kunden in ganz NRW, hat eine eigene Immobilienagentur und investiert parallel in Immobilien in ganz Deutschland. Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, ist bei fünf Kindern und einem Job wie diesem oft eine Herausforderung. „Aber ich könnte mir keine bessere vorstellen. Es ist alles eine Frage von Organisation“, sagt Tatjana Ilić und lächelt. Die Selbstständigkeit gibt ihr bei diesem Balanceakt eine gewisse Flexibilität, um genügend Zeit für die Familie zu haben. Und vor allem gibt sie ihr eines: Freude an der Arbeit.
Großes Möbel-Lager in Hagen
Ihr Büro in Hagen in der Hochstraße hat die 40-Jährige erst vor gut einem Jahr eröffnet. Ihre Firma „Impuls HomeStaging“ gibt es aber schon viel länger. Nach dem BWL-Studium arbeitete die Hagenerin während ihrer Ausbildung bereits in der Immobilienbranche. 2013 machte sie eine Weiterbildung zur Homestagerin bei der Deutschen Gesellschaft für Home Staging und Redesign (DGHR). „Mittlerweile wird das sogar von den IHKs angeboten. Früher gab es sowas kaum“, erinnert sich die Hagenerin. Es ist eben ein relativ unbekannter Beruf. Direkt im Anschluss an die Weiterbildung gründete sie ihre Firma, ein Jahr später folgte die Gründung ihrer Immobilienagentur „No.1 Immobilien“.
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Wer über ihre Agentur vermarktet, kriegt das Homestaging als kostenlose Dienstleistung mit dazu (ist in der Maklergebühr von 3,57 Prozent enthalten). „Wir statten jede Immobilie aus – selbst, wenn sie noch bewohnt ist“, Tatjana Ilić. Dann läuft es etwas anders: „Die Möbel der Eigentümer bleiben natürlich stehen. Aber alles an Dekoration und Bildern wird abgenommen, das Zuhause entpersonalisiert.“ Mit eigener Dekoration und Bildern setzt die Homestagerin dann alles bestmöglich in Szene.
Bei unbewohnten Immobilien hingegen sieht es anders aus – dann wird das gesamte Haus oder die gesamte Wohnung von ihr und ihrem Team ausgestattet. „Das ist jedes Mal wie ein Ein- und Wiederauszug“, sagt sie. Sie hat ein 120 Quadratmeter großes Lager in Hagen angemietet, in dem alle Möbel untergebracht sind – „man kann sich das vorstellen, wie Tetris mit Möbeln, aber nach Farben sortiert, um den Überblick zu behalten“, sagt sie und lacht. Dort stehen genug Möbel, um fünf Immobilien gleichzeitig auszustatten.
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Das Team schleppt, richtet über Tages alles ein, rückt alles zurecht, ein Fotograf erstellt Fotos – die Immobilie geht auf den Markt. „Bevor die Häuser neu eingerichtet werden, empfehlen wir immer, frisch zu streichen. Bunte Farben schrecken ab. Wir empfehlen aber niemals große Renovierungsmaßnahmen – es sei denn der Kunde möchte das selbst“, sagt die Geschäftsfrau. Bei einem Vier-Zimmer-Einfamilienhaus dauere das Staging etwa zwei bis drei Tage.
Man muss ein Auge dafür haben
Wichtig ist ihr: „Wir dürfen keine Mängel, wie Feuchtigkeitsschäden oder ähnliches, vertuschen“, erklärt die 40-Jährige. Alles sei minimalistisch gehalten, um das Haus richtig in Szene zu setzen. „Wir arbeiten mit Farben, die sich im Haus finden, setzen auf eine jahreszeitenabhängige Farbwahl und schauen, für wen das Haus oder die Wohnung in Frage kommt: Singles? Paare? Familien? Wie ist die Lage?“, erklärt sie das Vorgehen.
Am Ende sei es aber das Wichtigste, ein Auge für das Wesentliche zu haben. Das könne man kaum lernen: „Man muss ein Gefühl dafür haben, wo etwas hinpassen könnte und wie es zusammen aussieht. Man braucht viel Vorstellungskraft und muss kreativ sein.“ Erst wenn die Kaufverträge abgeschlossen sind, werden die Möbel wieder rausgeholt und gehen zurück ins Lager, sagt Tatjana Ilić, die übrigens mit ihrer Arbeit auch schon im Fernsehen zu sehen war: In der Sendung „mieten, kaufen, wohnen“ stattete sie Immobilien aus und wurde dabei von einem Kamerateam begleitet. „Das war eine tolle Erfahrung, ich habe so etwas vorher noch nie gemacht und war dementsprechend aufgeregt. Aber es war total spannend, bei sowas mal dabei zu sein.“
Am Ende des Tages ist all das ein Balanceakt. Zwischen Karriere und Familie, Beruf und Freizeit. „Aber man sieht immer, was man geleistet hat – und worauf man stolz sein kann. Für mich war dieser Weg der richtige“, sagt die Hagenerin.