Hagen. Die Postfiliale in auf Emst in Hagen, die von „Schreibwaren Pierschke“ betrieben wird, schließt. Noch gibt es keine Alternative.

Da werden die Emster und auch Bürger aus umliegenden Vierteln vermutlich erst einmal weitere Wege in Kauf nehmen müssen, um ihre Postangelegenheiten zu erledigen. Der Grund: Die Postfiliale im Emster Ladenhof schließt Ende August­. „Mein Geschäft bleibt aber weiterhin bestehen“, betont Ellen Pierschke, die seit Jahrzehnten das Schreibwarengeschäft samt Lottoshop an der Emster Straße 109 betreibt.

Post war über 20 Jahre dort ansässig

Über 20 Jahre hat die Einzelhändlerin flankierend zu ihrem normalen Geschäft auch Postdienstleistungen angeboten, sprich, die Kunden konnten (und können auch weiterhin bis Ende August) dort Brief-, Paket- und Einschreibemarken sowie Packsets kaufen, außerdem Brief- und Paketsendungen abgeben und sich Sendungen direkt in den Laden (also in die Postfiliale) senden lassen, um sie später dort abzuholen.

Ellen Pierschke hat Vertrag Mitte Februar gekündigt

„Bald ist damit aber Schluss. Ich habe Mitte Februar meinen Vertrag mit der Deutschen Post zum 31. August gekündigt“, sagt Ellen Pierschke.

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Dieter Schuhmachers, Pressesprecher­ der Deutschen Post: „In der Tat endet die Zusammenarbeit mit unserem Vertragspartner in der Filiale an der Emster Straße 109 mit Ablauf des Monats August. In diesem Bereich soll wieder eine Filiale eingerichtet werden.“

Schuhmachers weiter: „Wir sind im Interesse unserer Kundinnen und Kunden bemüht, eine möglichst zeitnahe Nachfolgelösung mit einem neuen Partner zu realisieren. Gespräche laufen bereits. Aktuell gibt es aber noch nichts Spruchreifes zu vermelden.“

Deutsche Post bittet Hagener Stadtverwaltung um Hilfe

Anfang Mai hatte sich die Deutsche Post bereits hilfesuchend an die Hagener Stadtverwaltung gewandt. In einem an Oberbürgermeister Erik O. Schulz adressierten Schreiben heißt es, dass im Bereich Hagen, Ortsteil Emst, eine neue Filiale eingerichtet werden soll. Und weiter: „Wir würden es auch begrüßen, wenn Sie uns mit Hinweisen oder Vorschlägen bei der Suche nach einem neuen Partner unterstützen könnten.“

Hier ist bald Schluss für die Post: Schreibwaren Pierschke auf Emst hat der Post gekündigt, die Postfiliale schließt Ende August
Hier ist bald Schluss für die Post: Schreibwaren Pierschke auf Emst hat der Post gekündigt, die Postfiliale schließt Ende August © WP/Yvonne Hinz | Yvonne Hinz

Und Ellen Pierschke? Die ist froh, wenn sie die ihr mittlerweile unliebsame Arbeit „von der Backe hat“. „Früher konnte man ja noch von Synergieeffekten sprechen. Manche Kunden, die zu mir kamen, um Postangelegenheiten zu erledigen, haben im gleichen Zug auch noch etwas in meinem Laden gekauft, aber die Zeiten sind vorbei. Der Bezirk, den eine Postfiliale mittlerweile abdecken muss, wird immer größer, das Arbeitsaufkommen bei schlechter Provision immer höher. Das Ganze bringt weit mehr Arbeit, als es sich wirtschaftlich lohnt.“

Auch Postfiliale in der Hochstraße 93 geschlossen

Ähnliche Erfahrungen hatte auch Ellen Pierschkes „Kollegin“ Monique Klar vor gut einem Jahr geschildert. Die Betreiberin des Stoffladens „Farbenwelt der Stoffe“, Hochstraße 93, in dem ebenfalls eine Postfiliale integriert war, hatte Ende März 2022 nach fast zehn Jahren ihre beiden Schalter aufgegeben.

Der Grund ließ damals aufhorchen: „Ich halte es einfach nicht mehr aus. Ständig gibt es Ärger, zu viele Kunden halten sich an keinerlei Regeln.“ Aufgrund der ständigen Auseinandersetzungen könne sie die Arbeit nicht mehr ausüben. Von der Deutschen Post fühlte sich Monique Klar im Stich gelassen. Die unwilligen, unbeherrschten Kunden, die schlechte Bezahlung und die viele Arbeit würden sie, so Monique Klar damals, zur Aufgabe des Postbetriebs in der Hochstraße zwingen.

Neue Postfiliale im „Kiosk an der Spinngasse“

Erst nach fünf Monaten konnten die Postkunden in der Innenstadt aufatmen: Am 1. September 2022 eröffnete in der Hochstraße 110 im Geschäft „Kiosk an der Spinngasse“ eine neue Postfiliale.

Interesse an einer Partnerschaft

Aber zurück zu Dieter Schuhmachers. Der Sprecher der Deutschen Post unterstreicht: „Generell gilt: Geschäftsleute, die Interesse an einer Partnerschaft mit der Deutschen Post haben, können sich im Internet informieren und bewerben unter www.deutschepost.de/partner-werden. Um deutlich zu machen, warum sich eine Partnerschaft mit der Deutschen Post in Form einer Post-Partnerfiliale lohnen kann, sei angemerkt: Unsere Partner erhalten eine Provision für die Annahme und Ausgabe von Briefen und Paketen sowie beim Verkauf von Brief- und Paketprodukten. Es sind von ihrer Seite keine Investitionen erforderlich. Den Partnern werden eine moderne Möbelausstattung und die zugehörige Technik kostenlos zur Verfügung gestellt.“

Deutsche Post spricht von Win-Win-Situation

Schuhmachers ergänzt: „Die Post-Partner können ihr eigenes Angebot durch die postalischen Dienstleistungen erweitern und so mehr Umsatz durch neue Services erzielen. Zugleich können sie mehr Besucher für ihr Kerngeschäft gewinnen. So entsteht eine Win-Win-Situation.“

Wie lange die Post-Kunden auf Emst und Umgebung darauf warten müssen, bis sie einen neuen Post-Partner ansteuern können, bleibt abzuwarten.

Der Emster Ladenhof an der Emster Straße 105-111 beheimatet derzeit den Schreibwaren-, Post- und Lottoshop­ Pierschke, ein Hebammenbüro, das Café im Quadrat, das Eiscafé Ya Ma sowie den Friseur­ „Stefanie­ Hertel Haarstylisten“. Das Mode- und Kindergeschäft JD Clothes hat vor kurzem geschlossen.