Hagen. . Sie stehen für eine Ära Industriegeschichte in Hagen: Die 1909 gegründeten Dolomitwerke in Halden werden ab 9. Oktober vollständig abgerissen.

  • Firma Rheinkalk wird am 9. Oktober mit dem Abriss der seit langem still stehenden Dolomitwerke beginnen
  • Die benachbarte Steinfabrik der Firma Magnesita Refractories, die Baustoffe anbietet, bleibt jedoch bestehen
  • Auch der Steinbruch in der Donnerkuhle, in dem Rheinkalk Dolomitstein abbaut, soll weiterhin betrieben werden

Die Firma Rheinkalk wird am 9. Oktober mit dem Abriss der seit langem still stehenden Dolomitwerke zwischen Hagen und Herbeck beginnen. Die gewaltige Industrieruine an der Dolomitstraße soll vollständig demontiert, das etwa 18 Hektar große Abbruchgelände an ein anderes Unternehmen verkauft werden. „Wir haben uns nicht zuletzt aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht zu diesem Schritt entschlossen“, teilte Franz Pöppelbaum mit, Sprecher der Rheinkalk GmbH mit Sitz in Wülfrath: „Dadurch, dass die Anlage da steht und nicht genutzt wird, wird die Situation ja nicht besser.“

Die benachbarte Steinfabrik der Firma Magnesita Refractories, die Baustoffe anbietet, bleibt jedoch bestehen. Auch der Steinbruch in der Donnerkuhle, in dem Rheinkalk Dolomitstein abbaut, soll weiterhin betrieben werden. Dort arbeiten derzeit 23 Beschäftigte.

Gewaltige Metallaufbauten

Vollständig abgebrochen wird jedoch die ehemalige Kalkbrennerei mit den gewaltigen Metallaufbauten, in der bis 2008 der im Steinbruch gewonnene Dolomit, eine dem Kalkstein verwandte, magnesiumhaltige und besonders hitzebeständige Gesteinsart, gebrannt wurde. Sie war geschlossen worden, nachdem die Steinfabrik, die ebenfalls zu Rheinkalk gehört, im Zuge einer Umstrukturierung des Konzerns an Magnesita verkauft worden war und der neue Besitzer den Kalk nun anderweitig bezog. Seitdem wird der von Rheinkalk im Steinbruch abgebaute Kalkstein nur noch kleingebrochen und findet im Straßenbau oder der Betonindustrie Verwendung.

Der Abbruch der ehemaligen Fabrik wird mehrere Millionen Euro kosten. Rheinkalk hat ein namhaftes, deutschlandweit tätiges Abbruchunternehmen mit den Arbeiten beauftragt.

Zahlreiche Diebstähle

Seit der Schließung des Betriebes waren die stillgelegten Anlagen trotz einer Umzäunung immer wieder von Kriminellen heimgesucht worden, die dort Kabel, Buntmetall und alles, was nicht niet- und nagelfest war, stahlen. „Außerdem hatten wir häufig mit Vandalismus zu tun“, so Pöppelbaum. Erst im April schnappte die Polizei unter Einsatz eines Hubschraubers und eines Diensthundes einen Einbrecher, der zunächst auf einen Turm der Dolomitwerke geflüchtet und dann zwischen zwei Maschinen gestürzt war.

1909 gegründet

Das Dolomitwerk in Halden wurde 1909 von den Dolomitwerken Wülfrath, die wiederum auf die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke AG zurückgingen, gegründet. In den Folgejahren wurde die Produktion erheblich ausgeweitet und auf eine großindustrielle Basis umgestellt. Mit dem Steinbruch in der Donnerkuhle ist das Werk bis heute mit einer 1,6 Kilometer langen, teils unterirdischen Förderstraße verbunden, die jedoch nicht mehr gebraucht und daher ebenfalls demontiert wird.

Gewerbliche Folgenutzung

Zur Blütezeit der Fabrik arbeiteten 1000 Menschen im Dolomitwerk, für die Werkswohnungen errichtet wurden. „Auch in Herbeck gibt es noch zahlreiche Reihenhäuser, die mit Hilfe der Dolomitwerke für Beschäftigte gebaut wurden“, so Hagens Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff.

Derzeit steht Rheinkalk in Gesprächen mit Interessenten über eine gewerbliche Folgenutzung des Geländes. Die Stadt Hagen, die bereits vor einem Jahr die Genehmigung zum Abriss der markanten Produktionsstätten erteilt hatte, würde sich gewiss über einen potenten Gewerbesteuerzahler freuen.

>>Hintergrund: Bedeutung für Stahlindustrie

  • Für die Stahlindustrie im Ruhrgebiet besaß das Haldener Werk herausragende Bedeutung, der Dolomit wurde wegen seiner besonderen Eigenschaften zur Auskleidung von Konvertern benötigt.
  • Dolomit- und Kalkstein fanden direkt oder gebrannt bzw. als Mineralgemische Verwendungsmöglichkeiten in der Eisen- und Stahlindustrie, der chemischen Industrie, der Baustoffindustrie und der Landwirtschaft.