Hohenlimburg. Hohenlimburg gilt als das „Westfälische Heidelberg“. Dort ist man mit dem Umbau der Stadt an den Fluss viel weiter. Was Hohenlimburg lernen kann.
Heidelberg-Blick, das ist ein geflügeltes Wort in Hohenlimburg. Gemeint ist die malerische Kulisse, die man zum Beispiel vom Möllerdenkmal aus sehen kann oder von der Stennertbrücke. Lenne und Hohenlimburger Schloss, so fanden 1842 die Durchreisenden Ferdinand Freiligrath und Levin Schücking, sähen aus wie Neckar und Heidelberger Schloss, was als Inbegriff deutscher Romantik gilt. In ihrem Buch „Das malerische und romantische Westphalen“ schrieben sie den Begriff erstmals auf.
Lenne erlebbar machen
In die Moderne übersetzt, darf der Heidelberg-Blick heute als Arbeitsbegriff verstanden werden. Hohenlimburgs Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann hatte in dieser Zeitung schon erklärt, die Lenne hier wieder erlebbarer machen zu wollen. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) verfolgt diesen Plan auch. Aber ebenso interessant ist, was man in Heidelberg über Hohenlimburg sagt.
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Manchmal, um im Bild zu bleiben, lohnt ein Blick ans andere Ufer, ein Blick darauf, wie andere es machen. In Heidelberg ist der Parteilose Eckart Würzner Oberbürgermeister. Er ist auch stellvertretender Präsident des deutschen Städtetages. Ein Mann mit Einfluss. Er trägt Verantwortung in der baden-württembergischen Renaissance- und Universitätsstadt, die das Projekt „Stadt an den Fluss“ bei sich ganz oben angesiedelt hat und im Heidelbergischen Stadtplanungsamt ein eigenes Ressort dafür führt.
Begriff ist nicht bekannt
„Der Begriff ,Westfälisches Heidelberg’ war mir persönlich zuvor nicht bekannt. Nach etwas Recherche im Internet erkennt man durchaus einige Perspektiven, die ein gewisse Ähnlichkeit zu Heidelberg skizzieren und den Begriff rechtfertigen könnten“, sagt Diplom-Ingenieur Alexander Krohn, der in Heidelberg besagte Stabsstelle leitet. „Bereits in den 90er-Jahren wurde im Zuge der Aufstellung unserer Stadtteilrahmenpläne das Bedürfnis zur Erlebbarkeit des Neckars für die Bevölkerung mehrfach geäußert und somit auch verschriftlicht.“
2016 machte Heidelberg dann ernst. Mit politischer Unterstützung wurde eine interdisziplinäre Projektgruppe gegründet, die im Dialog mit der Bevölkerung Maßnahmen zur Aufwertung und Erlebbarkeit des Neckars sammelt, planerisch ausarbeitet und baulich umsetzt. „Als eine der größten Maßnahmen aus dem Arbeitsprogramm „Stadt an den Fluss“ zählt die Neckaruferpromenade mit Radschnellweg. Sie ist eingeteilt in zehn Vertiefungsbereiche, die sich auch alle unabhängig voneinander in Einzelmaßnahmen entwickeln lassen. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund der Finanzierbarkeit und der jeweiligen politischen Schwerpunktsetzung wichtig. Maßnahmen werden in Heidelberg konsequent planerisch ausgearbeitet auch wenn eine bauliche Umsetzung erst zum späteren Zeitpunkt erfolgen kann“, sagt Alexander Krohn.
Erster Abschnitt schon fertig
„Der erste Abschnitt der Neckarpromenade wurde in den Jahren 2018 bis 2020 entwickelt. In logischer Konsequenz arbeiten wir derzeit am 2. Bauabschnitt, dessen bauliche Umsetzung Anfang 2024 erfolgen wird“, so Krohn. In Hohenlimburg musste man hingegen mit Ernüchterung zur Kenntnis nehmen, dass über zehn Jahren der Vorplanung und Debatte überhaupt erst 2025 oder 2026 mit Teil 1 eines Lenneradweges hier begonnen werden kann. „Die im März 2022 durchgeführte Ausschreibung wurde aufgrund des Volumens des Auftrags, der Komplexität der Abschnitte zwei und drei sowie der vorhandenen Kapazitäten der Büros zurückgewiesen, sodass kein Angebot eingereicht wurde“, hieß es zuletzt seitens der Verwaltung.
„In diesem Zusammenhang muss man auch über die notwendigen Kosten sprechen. Während der erste Bauabschnitt noch mit rund 1,5 Millionen Euro errichtet werden konnte, liegen die Kostenberechnungen für den zweiten Bauabschnitt schon bei 4,2 Millionen. Es braucht also neben dem Bürgervotum, der politischen Willensbekräftigung auch einer Bereitschaft zur Investition nicht unerheblicher finanzieller Mittel“, so Heidelbergs Alexander Krohn weiter.
Der Blick nach Altena
In Heidelberg haben sich die Architektenkammer und die Stadtverwaltung 2016 zusammengeschlossen und über eine Kooperation die „Aktion Neckarorte“ initiiert. Dies war entscheidend für die aktuelle Entwicklung hinsichtlich „Stadt am Fluss“ in Heidelberg. In Hohenlimburg sprach Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann Anfang 2021 davon, es Altena gleichtun zu wollen, wo eine einladende Lennepromenade geschaffen wurde. Eine Vision, an der Eisermann sich sogar „messen lassen“ wollte. „Das ist auf jeden Fall eines meiner Ziele in dieser Legislatur, die Öffnung des Lenneufers hin zu den Menschen nach vorne zu bringen“, sagte Eisermann seinerzeit. Losen Kontakt zum Altenaer Bürgermeister Uwe Kober gebe es schon. Geschehen ist in dieser Sache noch nichts. Auf aktuelle Anfrage erklärt Jochen Eisermann, dass er das Projekt in der nahenden Sommerpause anstoßen wolle.
Der Verkehr als Herausforderung
„Es gibt derzeit fünf Neckarorte, die vom eigens gegründeten gemeinnützigen Neckarorte Verein ehrenamtlich betrieben und von der Stadt finanziert werden. Der Neckarorte-Verein ist auch Mitglied in der Projektgruppe Stadt an den Fluss“, sagt Alexander Krohn derweil in Heidelberg. Er schränkt aber auch ein – und auch das ist eine Parallele zu Hohenlimburg –, dass der Verkehr eine große Herausforderung sei:
„Durch die Tallage zwischen dem Heiligenberg und dem Königsstuhl ist es eine große Herausforderung, dem stadtquerenden Verkehr und der Naherholung gleichermaßen gerecht zu werden. Das Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße, die direkt entlang des Neckars verläuft, ist erheblich. Bisher haben wir noch keinen Königsweg gefunden, die Stadtteile verkehrsfrei mit dem Neckar zu verbinden.“ Hohenlimburg auch nicht.