Hagen. Hagen investiert einen weiteren Millionen-Betrag in die Bushaltestellen. Damit soll das Angebot barrierefreier und somit attraktiver werden.
Der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) startet im Auftrag der Stadt in die vierte Ausbaurunde, die Bushaltestellen im gesamten Stadtgebiet barrierefrei umzugestalten. 30 Haltepunkte sollen in diesem Jahr angegangen werden, das Investitionsvolumen der großzügig geförderten Maßnahme liegt bei etwa 1,4 Millionen Euro. Zum Auftakt werden in Haspe die Stationen rund um die Heilig-Geist-Straße, an der sich das Service-Wohnzentrum „Altes Stadtbad Haspe“ befindet, umgestaltet.
„Dabei handelt es sich in diesem Jahr um eine Sonderkategorie“, betont Florian Reeh, Fachbereichsleitung Verkehr, „wir legen diesmal den Fokus auf Sondereinrichtung wie Alten- und Behindertenwohneinrichtungen sowie Gesundheitsstandorte, wo der Bedarf für solche Angebote besonders hoch ist.“ Dabei geht es vor allem darum, das Ein- und Ausstiegen bequemer und sicherer zu machen. Ganz konkret: Mit Hilfe erhöhter Buskaps wird der barrierefreie Zugang in die Niederflurbusse optimiert.
Vorfahrt für die Bus-Mobilität
Zugleich nutzt der WBH an Haltepunkten, wo die Fahrbahn erheblich beschädigt ist, im Rahmen der allgemeinen Unterhaltung die Chance, marode Straßen wieder herzurichten. „Es geht also um Sicherheit und Nachhaltigkeit“, skizziert Reeh den Ansatz: „Die Wahlfreiheit der Mobilität wird durch den barrierefreien Umbau erhöht.“
Schleppender Fortgang
Das Personenförderungsgesetz sieht ausdrücklich vor, dass die Belange von Menschen, die in ihrer Mobilität oder sensorisch (Hör- und Sehgeschädigte) eingeschränkt sind, bei den ÖPNV-Verkehrsleistungen so berücksichtigt werden, dass bis zum 1. Januar 2022 – so der ursprüngliche Ansatz – die vollständige Barrierefreiheit erreicht wird.
Diese Frist ist den Kommunen seit der Gesetzesnovellierung im Jahr 2013 bekannt, aber nirgendwo vollständig erreicht worden. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat in einer seiner jüngsten Erhebungen, die dem Verwaltungsrat vorgelegt wurde, festgestellt, dass trotz der ablaufenden Frist die Städte im Schnitt gerade einmal ein Drittel der Haltestellen entsprechend umgestaltet haben.
In Hagen, so die Lesart des VRR, sind nicht einmal 20 Prozent der Haltstellen vollständig umgebaut. Im Rathaus verweist man darauf, einen Kriterienkatalog zur Priorisierung des Haltestellenumbaus entwickelt zu haben. Im Wesentlichen werden die Haltestellen nach der jeweiligen Fahrgastnachfrage und Netzbedeutung kategorisiert.
Zu einem barrierefreien Umbau zählt, dass die Bordsteine im Eingangsbereich der Busse 16 Zentimeter hoch sein müssen, damit Rollstuhlfahrer problemlos einsteigen können. Im weiteren Haltestellenverlauf muss der Bordstein auf Fahrbahnniveau abgesenkt werden, damit Gehbehinderte mit ihrem Gefährt nach der ÖPNV-Nutzung mühelos die Straße überqueren können.
„Zurzeit wird in Fahrtrichtung Stadtmitte die vorhandene Busbucht zurückgebaut und es entsteht eine Fahrbahnrandhaltestelle“, erläutern Bauleiterin Denise Muth und der WBH-Fachleiter Straßenbau Guido Rose die Vorgehensweise in Haspe, die in etwa vier Wochen erledigt sein soll. Dadurch wird künftig der Pkw-Verkehr eingebremst, wenn dort ein haltender Bus die rechte Fahrspur für das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste blockiert. „Das ist ein Grundsatzbeschluss der Politik“, betont WBH-Fachbereichsleiter Arne Schwarz, dass der Vorrang für den ÖPNV hier der Vater des Gedanken sei. Einschließlich eines neuen Haltestellenhäuschens addiert sich hier der Aufwand auf knapp 100.000 Euro – in der Gegenrichtung und bei kleineren Haltepunkten liegen die Kosten deutlich niedriger.
Marathonaufgabe über Jahre
Dennoch wird es noch bis weit in die 2030er-Jahre hinein dauern, bis in ganz Hagen alle wesentlichen Haltepunkte barrierefrei ausgebaut sind. Dabei hat bei der Priorisierung der 970 Stationen die Stadt bereits 223 Orte grundsätzlich ausgeklammert, weil dort der Umbauaufwand völlig unverhältnismäßig zur sehr geringen Nutzerzahl wäre. Dennoch hat Hagen bislang erst ein Fünftel der Haltstellen im gesamten Stadtgebiet umgestaltet, etwa 500 müssen noch abgearbeitet werden – bei 30 Stationen im Jahr eine echte Marathonaufgabe.
„Wir arbeiten hier eine priorisierte Liste ab“, erklärt Peter Stahlhut, Sachgruppenleiter Verkehrsplanung, die Vorgehensweise. Mehr sei angesichts der eigenen Kapazitäten, aber auch angesichts der aktuellen Auslastung der Planungsbüros gar nicht zu bewältigen. Dabei hat der WBH die Aufträge in mehreren Paketen vergeben, damit hier auch kleine heimische Firmen zum Zuge kommen.
Hier die Liste der Haltstellen, die 2023 umgestaltet werden:
Deutsches Rotes Kreuz (stadtauswärts und -einwärts)
Eichendorffstraße (stadtauswärts und -einwärts)
Elseyer Krankenhaus (stadtauswärts)
Evangelisches Krankenhaus (stadtauswärts und -einwärts)
Fasanenweg (stadtauswärts und -einwärts)
Fichte-Gymnasium (stadtauswärts und -einwärts)
Franzstraße (stadtauswärts und -einwärts)
Hammerstein (stadtauswärts und -einwärts)
Heilig-Geist-Straße (stadtauswärts und -einwärts)
Heinrichstraße (stadtauswärts und -einwärts)
Konrad-Adenauer-Ring (stadtauswärts)
Külpestraße (stadtauswärts und -einwärts)
Pelmkestraße (stadtauswärts und -einwärts)
Realschule Haspe (stadtauswärts und -einwärts)
Fachhochschule Südwestfalen (stadteinwärts)
Markt (stadteinwärts, zwei Haltepunkte)
Rehstraße (stadtauswärts und -einwärts).