Hagen. Das einst schicke Restaurant Novy’s soll ein Bistro werden. Die Stadt Hagen sucht einen neuen Pächter. Und wie hoch soll künftig die Miete sein?

Vielleicht kommt jetzt endlich Bewegung in die Sache: Die Stadt Hagen hat das frühere Restaurant Novy’s im Kunstquartier neu ausgeschrieben. Beim Lesen des Exposés, das seit wenigen Tagen auf dem Markt ist, fällt sofort auf, dass sich die Pachtbedingungen in etlichen Punkten geändert haben, sprich, die Auflagen für einen Gastronomen bei weitem nicht mehr so streng sind, wie sie im bisherigen Exposé formuliert waren. Und die geforderte Miete fällt jetzt nur noch etwa halb so hoch aus wie in der vorherigen Ausschreibung.

Sinneswandel bei der Bauverwaltung

Wie es zu dem Sinneswandel bei der Bauverwaltung kommt? Das beliebte Restaurant, das einst zu einer der ersten Adressen in der Stadt zählte, steht seit mittlerweile zweieinhalb Jahren leer und Gastronomen, die sich für das Objekt interessierten, zogen sich aufgrund der überzogenen Pachtvorstellungen und rigiden Vorschriften schnell zurück. Hinzu kam, dass nach Vorstellung der Stadt der neue Pächter die Kosten für eine neue Küche (ca. 65.000 Euro) übernehmen sollte. Laut Informationen unserer Zeitung gab es zwei ernsthafte Interessenten, die in Hagen bereits Gastrobetriebe führen bzw. führten.

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Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätige Stadtsprecherin Clara Treude Ende des vergangenen Jahres, dass die der bisherigen Ausschreibung zu Grunde liegenden Bedingungen – besonders die finanziellen Rahmenbedingungen – zu keinem Ergebnis geführt hätten, „deswegen hat sich die Stadt Hagen entschlossen, mit neu geschaffenen Grundlagen eine neue Ausschreibung zu starten“.

Externen Experten hinzugezogen

Im Kulturausschuss Mitte März verkündete dann Stadtsprecher Thomas Bleicher: „In puncto neuer Ausschreibung für das Novy’s kommen wir voran. Wir haben einen externen Experten hinzugezogen.“ Wie es scheint, kennt sich dieser Experte im Bereich Gastronomie aus und scheint zu wissen, dass sich selbstbewusste Gastronomen nicht ihr Grundkonzept und Speisenangebot vom Verpächter (also der Stadt Hagen) diktieren lassen.

Ein trauriges Bild: Das frühere „Novy’s“ ist noch immer verwaist. Die Stadt Hagen hat den Gastrobetrieb nun erneut ausgeschrieben.
Ein trauriges Bild: Das frühere „Novy’s“ ist noch immer verwaist. Die Stadt Hagen hat den Gastrobetrieb nun erneut ausgeschrieben. © WP | Michael Kleinrensing

Im neuen Exposé wird zum Beispiel darauf verzichtet, die Anzahl der Sitzplätze vorzuschreiben. Während in der ersten Ausschreibung noch von 40 bis 60 Plätzen im Innenraum (mit Außenbereich insgesamt 76 bis 88 Plätze) die Rede war, geht es im neuen Expose nur noch um die zur Verfügung stehende Fläche (138 Quadratmeter Bistrobereich, 76 Quadratmeter Nutzfläche, 20 Quadratmeter Außenbereich).

Bistro muss sich an Öffnungszeiten des Kunstquartiers halten

Die Verpflichtung, mindestens zu den Öffnungszeiten des Kunstquartiers das Bistro zu betreiben, ist auch im neuen Expose vermerkt, jedoch wird darauf verzichtet, vorzuschreiben, zu genau welchen Zeiten Frühstück, Kaffee und Kuchen ect. angeboten werden müssen.

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Im vorherigen Exposé hieß es noch: „Erwartet wird eine moderne, frische Küche mit abgestimmter Karte mit mittlerem Highconvenience-Anteil“, jetzt wird nur noch die Vorlage eines Konzeptes mit abgestimmter Karte verlangt. Außerdem soll der Bistrobetrieb „in seinem Konzept und seiner Betriebsführung der kulturellen Bedeutung des Museumskomplexes gerecht werden und sich sowohl an den Bedürfnissen der Besucher als auch des Kunstquartiers orientieren“.

Stadt Hagen bezahlt die Küche

Für jeden Pacht-Interessierten wohl einer der wichtigsten Punkte: Die Küche wird durch die Stadt Hagen eingerichtet, sprich, bezahlt.

Das Foto stammt aus dem Jahr 2019. Das beliebte Novy’s war ein schickes Restaurant mit Terrasse. Künftig sollen die Räumlichkeiten nur noch als Bistro betrieben werden.
Das Foto stammt aus dem Jahr 2019. Das beliebte Novy’s war ein schickes Restaurant mit Terrasse. Künftig sollen die Räumlichkeiten nur noch als Bistro betrieben werden. © WP | Michael Kleinrensing

Und die Höhe der Pacht? In der vorherigen Ausschreibung war zu lesen, dass sich die monatliche Miete nach Vorstellung der Stadt zwischen 2700 und 3200 Euro netto (in Abhängigkeit zu den Investitionskosten der Vertragsparteien) bewegen sollte. Hinzu kämen Betriebskosten in Höhe von etwa 550 Euro. Im neuen Exposé steht geschrieben, dass der monatliche Mietzins derzeit bei 1500 Euro netto zzgl. Betriebskosten in Höhe von 550 Euro liegt. Im Klartext: Die geforderte Miete ist nur halb so hoch wie noch vor wenigen Monaten.

Bewerbungsfrist läuft am 26. Mai aus

Gastronomen, die sich für das Novy’s interessieren, erhalten weitere Informationen von der Bauverwaltung unter der Nummer 02331 -207 4558. Bewerbungsunterlagen, ein Nutzungskonzept, einen Solvenznachweis sowie ggf. Referenzen können bis zum 26. Mai per Email (simone.roelecke@stadt-hagen.de) eingereicht werden..

Rückblick:

Seit Ende 2020 steht das Novy’s leer. Probleme mit der Lüftungsanlage hatten zur Schließung des schicken Restaurants mit Außenterrasse geführt.

Da die Lüftungsanlage des Gebäudes für kein Restaurant im Vollbetrieb ausgelegt war, kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Brandschutz-Debatten. Kostspielige Lösungen wurden durchgerechnet, diskutiert und wieder verworfen, bis sich Ende 2020 die Stadt Hagen, das Betreiberpaar Thomas und Tamara Bielefeld sowie die Krombacher Brauerei als Pächterin der Fläche auf einen Auflösungsvertrag, der Ende Februar 2021 griff, einigten.

Die Stadt als Eigentümerin des Gebäudekomplexes will seitdem dort ein Gastro-Konzept realisieren, das in Richtung Bistro geht.

Parallel dazu wurden Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten durch die Gebäudewirtschaft durchgeführt, und ein Ingenieurbüro sowie ein Küchenplaner wurden hinzugezogen.

Da die bisher vorhandene Küche mit zehn Gaskochfeldern die Lüftungsanlage des Novy’s überforderte, musste eine einfachere Küche eingebaut werden. Deshalb wird es auch im Kunstquartier kein Restaurant mit großer Karte und gediegenem Angebot, in dem auch in größerem Stil gefeiert werden kann, mehr geben.

Weitere Infos:

Das Novy‘s, das zum 2009 eröffneten Museumskomplex zählte, befand sich in einem Nebengebäude, das der Stadt gehört. Die neue Lüftungsanlage, die ins Novy’s eingebaut worden ist, hat ca. 68.000 Euro gekostet.

Wenn ein aus Sicht der Stadt geeigneter Pächter gefunden ist, muss dieser zunächst dem Verwaltungsvorstand, der Politik und dem Stiftungsrat der Emil-Schumacher-Stiftung vorgestellt werden.