Hagen. Handwerker sollen ihre Arbeiten in der Rathaus-Galerie Hagen vollenden, so der Appell eines Brandschutzexperten. Und was wird aus Goldrichtig?

Licht und Schatten in der insolventen Rathaus-Galerie: Die Nachricht über die Insolvenz des Eigentümers der Rathaus-Galerie hat die Stimmung unter den Mitarbeiter in den 30 bis dato übrig gebliebenen Shops auf den Nullpunkt gedrückt, dennoch geht der Betrieb im Shopping-Center weiter. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, ist auch immer noch eine Brandwache vor Ort. „Wir führen die Brandwache durch und koordinieren alles“, sagt Sebastian Grube, Geschäftsführer von Brandschutztechnik Meyer in Hagen-Hohenlimburg.

Keine Notbremse ziehen

Obwohl er, als er von der Insolvenz der Rathaus-Galerie erfahren habe, auch ein etwas mulmiges Gefühl bekommen hätte, stünde es für ihn außer Frage, seine Arbeit weiter zu verrichten, unterstreicht der 37-Jährige. „Wenn eine Firma Insolvenz anmeldet, bedeutet das ja nicht gleich, das keine Rechnungen mehr bezahlt werden und der Betrieb sofort eingestellt wird“, resümiert Grube.

Seit etlichen Monaten arbeiten er und ein Großteil seiner Mitarbeiter sowie etliche (freiwillige) Feuerwehrleute in der durch das Hochwasser Mitte Juli 2021 stark beschädigten Einkaufspassage. Ein Teil seiner gestellten Rechnungen sei bezahlt worden, einige Rechnungen seien noch offen, doch er gehe davon aus, dass der eingesetzte Insolvenzverwalter die Finanzen regeln würde.

„Von einigen Handwerkskollegen habe ich gehört, dass sie ebenfalls noch Forderungen gegenüber der Rathaus-Galerie haben. Ich befürchte, dass einige – aus ihrer Sicht gesehen – jetzt die Notbremse ziehen und ihre Arbeit einstellen, da sie befürchten, auf ihren Kosten sitzen zu bleiben“, so der Brandschutztechniker.

Dabei sei gerade in der jetzigen Situation bewusstes Handeln wichtig, „alle sollten jetzt bei der Stange bleiben, sich solidarisch zeigen und den Weiterbetrieb fördern“.

Das Luftbild zeigt rechts die Rathaus-Galerie Hagen, die einen holprigen Neustart hingelegt hat.
Das Luftbild zeigt rechts die Rathaus-Galerie Hagen, die einen holprigen Neustart hingelegt hat. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Mietpartner müssen zurückkehren

Für die Rettung der Rathaus-Galerie sei es wichtig, dass alle noch zu verrichtenden Arbeiten ausgeführt, sprich, der Endzustand hergestellt würde. „Wir sollten alle die Zähne zusammenbeißen und mit dafür sorgen, dass wieder Leben in die Galerie einzieht, Mietpartner zurückkehren und neue Mieter gewonnen werden.“

Sebastian Meyer, der auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Elsey aktiv ist, hat in der Sanierungszeit die Arbeiten diverser Brandschutzfirmen (inklusive seiner eigenen Firma Brandschutztechnik Meyer) koordiniert und gehörte mit zum Team der Bauleitung. „Bei mir lief und läuft alles rund ums Thema Sicherheit zusammen, auch deshalb ziehe ich auch weiterhin mit am Strang“, betont der gebürtige Hohenlimburger­.

Qualifizierte Brandwache­

Die qualifizierte Brandwache besteht derzeit aus sechs Feuerwehrleuten in der Früh-, sowie sechs in der Spätschicht, außerdem sind zehn Evakuierungshelfer im Einsatz und acht Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, die sich u.a. um den Eingangsbereich kümmern.

Juwelier mit neuem Mietvertrag

Apropos bei der Stange bleiben: Die Räumlichkeiten des Juweliers „Goldrichtig“ sind momentan noch dunkel und wirken verlassen. Aber vermutlich nicht mehr lange. Nader Tanha, Betreiber der Filiale in der Rathaus-Galerie (eine weitere „Goldrichtig“-Dependance befindet sich in der Volme-Galerie), hat die Info über die Insolvenz auch erst vor wenigen Tagen erhalten. „Aber ich führe die Gespräche mit dem neuen Center-Management Multi weiter“, sagt Tanha.

Zur Erklärung: Der Geschäftsmann hatte den Mietvertrag für seine Filiale vor einiger Zeit gekündigt, da er die Pacht seit Corona für überzogen hielt. Es kam zum Rechtsstreit, „und ich habe vor Gericht Recht bekommen“, sagt Nader Tanha.

Verhandlungsbereit in puncto Höhe der Miete

Das neue Center-Management zeige sich jedoch in puncto Höhe der Miete verhandlungsbereiter. „Ich werde einen neuen Mietvertrag mit der Rathaus-Galerie abschließen und in etwa sechs Wochen wieder eröffnen. Ich stelle für den 105 Quadratmeter großen Laden neues Personal – zwei bis drei Leute – ein“, so der Juwelier. Wenigstens ein schmaler Lichtstrahl am dunklen Galerie-Himmel.